Für Erzieherinnen und Erzieher: Welche Kita passt zu mir?

Welche Kita passt zu mir als Erzieher? Diese Frage solltet Ihr Euch unbedingt stellen, wenn Ihr auf Jobsuche geht, denn: Kita ist nicht gleich Kita. Das fällt nicht nur Eltern bei der Auswahl auf, sondern auch Erzieherinnen und Erziehern. Von traditionell bis alternativ gibt es zahlreiche Modelle. Und dann sind da noch die unterschiedlichen pädagogischen Ansätze!

Idealerweise habt Ihr bereits während Eurer Ausbildung verschiedene Einrichtungen und Erziehungskonzepte in der Praxis kennengelernt. Aber es gibt noch weitere Kriterien, auf die Ihr achten solltet, damit Ihr am neuen Arbeitsplatz zufrieden seid.

Falls Ihr Euch unsicher seid, welche Kita am besten zu Euch passt, könnt Ihr Euch mit diesem Überblick bestens informieren.

In welchen Bereichen können Erzieher arbeiten?

Erzieherinnen und Erzieher haben vielfältige berufliche Möglichkeiten und können in unterschiedlichen Einrichtungen tätig sein:

1. Krippen: Betreuung und Förderung von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren.
2. Kindergärten: Arbeit mit Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren zur Unterstützung ihrer frühkindlichen Entwicklung.
3. Schulen: Unterstützung von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter, beispielsweise in Ganztagsschulen oder Hortbetreuungen.
4. Familienzentren: Beratung und Begleitung von Familien mit kleinen Kindern in verschiedenen Lebenslagen.
5. Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe: Arbeit in Wohngruppen, Jugendwohnheimen oder Pflegefamilien zur Unterstützung junger Menschen.
6. Einrichtungen für Menschen mit Behinderung: Betreuung und Förderung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen mit besonderen Bedürfnissen.
7. Freizeit- und Ferienangebote: Gestaltung und Betreuung von Ferienprogrammen, Freizeitstätten oder Jugendzentren.
Diese Beispiele zeigen nur einen Teil der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – je nach Interessen und Qualifikationen gibt es noch viele weitere Arbeitsfelder für Erzieherinnen und Erzieher.

Öffentliche Einrichtung oder freier Träger – welche Unterschiede gibt es?

In vielen Regionen sind Kindergärten in öffentlicher Trägerschaft die Regel. Etwa ein Drittel der deutschen Kitas gehört zur Stadt oder zum Landkreis. Für Euch als Erzieherinnen und Erzieher bedeutet das meist feste Personalschlüssel, klar definierte Gruppengrößen und eine Vergütung nach Tarifvertrag. Während einige Kommunen ein einheitliches pädagogisches Konzept vorgeben, haben andere Einrichtungen mehr Freiheit in der inhaltlichen Gestaltung.

Der Großteil der Kitas – rund zwei Drittel – wird jedoch von freien Trägern betrieben. Diese finanzieren sich meist über Elternbeiträge, Spenden, Vereine oder Sponsoren.

Die Rahmenbedingungen und pädagogischen Konzepte können sehr unterschiedlich sein, weshalb es sinnvoll ist, sich vorab genau zu informieren. Erzieherinnen sollten sich fragen: Welches Konzept entspricht meiner pädagogischen Haltung? Bin ich flexibel und kreativ oder bevorzuge ich klare Strukturen und Vorgaben? Nachfolgend stellen wir die wichtigsten Trägerarten vor.

Welche Kita passt zu mir? Kirchliche Einrichtungen

Wenn Ihr Euch mit christlichen Werten identifiziert, könnte eine katholische oder evangelische Kita die richtige Wahl sein. In diesen Einrichtungen werden zwar nicht ausschließlich Kinder aus strenggläubigen Familien betreut, doch das religiöse Konzept ist fester Bestandteil des Alltags. Dazu gehören gemeinsames Beten, das Vorlesen biblischer Geschichten, das Singen christlicher Lieder, das Feiern von Festen aus dem Kirchenjahr und gelegentliche Kindergottesdienste.

Neben katholischen und evangelischen Einrichtungen gibt es auch Kitas anderer Glaubensrichtungen sowie solche, die von religiösen Stiftungen, der Diakonie oder der Caritas betrieben werden. Wie stark die kirchliche Prägung tatsächlich gelebt wird, kann jedoch von Einrichtung zu Einrichtung variieren. Daher lohnt es sich, vorab einen genaueren Blick auf das jeweilige Konzept zu werfen oder vielleicht ein Praktikum zu absolvieren.

Montessori, Waldorf & Co. – Welche freien Konzepte gibt es?

Kitas mit speziellen pädagogischen Konzepten wie Waldorf oder Montessori werden häufig von Vereinen getragen. Die Mitgliedsbeiträge können daher variieren und unterscheiden sich oft von denen städtischer oder kirchlicher Träger. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nach klaren pädagogischen Grundsätzen arbeiten und daher bestimmte Schwerpunkte setzen.

Die Waldorf-Pädagogik legt besonderen Wert auf Nachahmung: Erwachsene – insbesondere Eltern und Erzieher – dienen als Vorbilder, an denen sich Kinder orientieren. Kreative Entfaltung, musische Förderung sowie eine enge Verbindung zur Natur und den Jahreszeiten spielen ebenfalls eine zentrale Rolle.

Montessori-Kindergärten hingegen setzen auf selbstständiges Lernen nach dem Prinzip: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Hier steht die individuelle Entwicklung im Vordergrund. Kinder werden ermutigt, Dinge eigenständig zu entdecken und auszuprobieren.

Natur- und Waldkindergarten – Arbeiten unter freiem Himmel

Raus in die Natur – und das bei jedem Wetter! In einem Waldkindergarten spielt sich der Alltag überwiegend draußen ab. Egal ob Regen, Schnee oder Sommerhitze – mit der richtigen Kleidung können Kinder und Erzieherinnen sowie Erzieher die Natur in all ihren Facetten erleben. Feste Gebäude gibt es meist nicht oder nur in Form von Bauwagen, Hütten oder Schutzzelten, die als Rückzugsorte dienen.

Das Konzept gewinnt zunehmend an Beliebtheit, da immer mehr Eltern für ihre Kinder eine naturnahe Erziehung wünschen. Doch ist ein Waldkindergarten auch das richtige Arbeitsumfeld für Euch?

Wenn Ihr die Natur liebt, ein ökologisches Bewusstsein fördern möchtet und überzeugt seid, dass Kinder sich draußen besser entfalten, bewegen und lernen können, dann könnte dies genau das richtige Arbeitsfeld für Euch sein. In einem Waldkindergarten lernen Kinder nicht nur spielerisch den respektvollen Umgang mit der Umwelt, sondern auch Selbstständigkeit, Kreativität und soziale Kompetenzen. Ihr als Erzieherinnen und Erzieher werdet dabei Teil eines naturnahen pädagogischen Konzepts.

Freinet-Kindergärten – Kinder übernehmen die Regie

Freinet-Kindergärten basieren auf den Ideen des französischen Pädagogen Célestin Freinet. Das zentrale Prinzip: Kinder gestalten ihre Bildung aktiv mit. Sie entscheiden weitgehend selbst, womit sie sich beschäftigen möchten und haben großen Freiraum für eigene Projekte.

Kernmerkmale:
• Partizipation: Kinder planen und gestalten ihren Alltag selbst, sei es beim Basteln, Forschen oder beim Geschichtenerzählen.
• Druckerei & freie Ausdrucksformen: In vielen Freinet-Kitas gibt es eine kleine Druckerpresse, mit der Kinder eigene Zeitungen oder Bücher gestalten. Auch andere Ausdrucksformen wie Theater oder Malerei sind wichtig.
• Lernen durch Erfahrung: Anstatt Wissen vorzugeben, wird es durch eigenes Erleben und Erkunden erschlossen.

Wenn Ihr viel Wert auf Selbstbestimmung legt und Kinder dabei unterstützen möchtet, eigene Ideen zu verwirklichen, könnte diese Einrichtung ideal für Euch sein.

Reggio-Kindergärten – die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt

Die Reggio-Pädagogik stammt aus Italien und basiert auf der Idee, dass Kinder von Geburt an kompetent sind. Ihr Umfeld soll sie dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten frei zu entfalten.

Kernmerkmale:
• Enge Zusammenarbeit mit Eltern: Eltern gelten als aktive Partner im Bildungsprozess und bringen sich regelmäßig in den Alltag der Kita ein.
• Die „100 Sprachen der Kinder“: Kinder drücken sich auf vielfältige Weise aus – durch Kunst, Musik, Bewegung oder Sprache. Kreativität spielt eine zentrale Rolle.
• Inspirierende Räume: Die Umgebung ist als „dritter Erzieher“ gestaltet, mit offenen, anregenden Räumen, die zum Entdecken einladen.

Für Erzieherinnen und Erzieher, die Wert auf Teamarbeit und kreative Ausdrucksformen legen, ist ein Reggio-Kindergarten eine spannende Arbeitsumgebung.

Bewegungs-Kindergärten: Aktiv durch den Tag

In Bewegungs-Kitas steht das körperliche Erleben im Mittelpunkt. Sie wurden als Antwort auf die zunehmende Bewegungsarmut bei Kindern entwickelt.

Kernmerkmale:
• Bewegungsfreundliche Räume: Statt starrer Möbel gibt es Kletterwände, Schaukeln, Balancierbalken oder weiche Matten.
• Lernen durch Bewegung: Motorische Aktivitäten werden in den Kita-Alltag integriert – sei es beim Zählen durch Hüpfen oder beim Balancieren im Freien.
• Gesundheitsförderung: Kinder entwickeln ein besseres Körpergefühl und Selbstbewusstsein durch gezielte Bewegungsangebote.

Wenn Ihr überzeugt seid, dass Bewegung die Entwicklung von Kindern nachhaltig fördert und gerne selbst aktiv seid, könnte eine Arbeit in einem Bewegungs-Kindergarten perfekt zu Euch passen.

Arbeiten in betrieblichen Kitas – Flexibilität und Nähe zu den Eltern

Wenn Ihr ein bestimmtes Arbeitsumfeld bevorzugt, könnt Ihr Euch gezielt in betriebseigenen Kindergärten, Firmen oder Universitäten umsehen. Vor allem große Unternehmen setzen auf eigene Kitas, um ihren Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Je nach Einrichtung könnt Ihr Teil eines lebendigen Campuslebens sein und die Kinder von Hochschulmitarbeitenden und Studierenden betreuen – oder Ihr arbeitet in einer modernen Firmenzentrale mit direktem Anschluss an das Unternehmen.

Ein großer Vorteil für Erzieherinnen und Erzieher: Die Eltern sind nicht weit entfernt. Falls es einmal Probleme gibt, etwa wenn ein Kind krank wird, sind die Erziehungsberechtigten schnell erreichbar, was den Alltag oft erleichtert.

Besondere Schwerpunkte in Kitas – Welche passt zu Euch?

Die Grenzen zwischen den verschiedenen Kita-Konzepten sind oft fließend. Viele Einrichtungen kombinieren mehrere Ansätze. Hinzu kommen spezielle Schwerpunkte, die den Arbeitsalltag stark beeinflussen können.

Seid Ihr sprachbegabt? Dann könnte ein mehrsprachiger oder fremdsprachiger Kindergarten genau das Richtige für Euch sein. Hier wird der Alltag bewusst in mehreren Sprachen gestaltet, sodass Kinder spielerisch eine neue Sprache lernen.

Wenn Euch Ernährung am Herzen liegt, könnt Ihr gezielt nach Kitas suchen, die vegetarische oder vegane Verpflegung anbieten. In solchen Einrichtungen wird besonderer Wert auf bewusste und nachhaltige Ernährung gelegt.

Auch die Organisationsstruktur einer Kita kann entscheidend sein. Falls Ihr viel Wert auf planbare Arbeitszeiten legt, sind Kitas mit Übernachtbetreuung, flexiblen Bring- und Abholzeiten oder ohne Ferienschließzeiten möglicherweise nicht die beste Wahl.

Je nach persönlichen Vorlieben und Interessen lohnt es sich, gezielt nach einer Einrichtung zu suchen, die nicht nur pädagogisch, sondern auch in ihrem Gesamtkonzept zu Euch passt. Hier kommen noch weitere Punkte, die Ihr beachten solltet.

Rahmenbedingungen und Ausstattung

Arbeitszeiten, Gruppengrößen und Räumlichkeiten spielen eine wichtige Rolle. Eine Kita mit einer guten Personalausstattung und modernen Räumen erleichtert die Arbeit. Auch die Frage nach Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten kann ausschlaggebend sein:

• Gruppengröße: Kleine Gruppen ermöglichen eine intensivere Betreuung, während große Gruppen ein breiteres soziales Umfeld bieten.
• Personalschlüssel: Eine Kita mit einem guten Betreuungsschlüssel bietet weniger Stress und mehr Zeit für individuelle Förderung.
• Arbeitszeiten: Wie lange ist die Kita geöffnet? Ist es eine Ganztageseinrichtung? Passen die Arbeitszeiten zu meinen persönlichen Bedürfnissen?
• Ausstattung: Moderne Räumlichkeiten, ergonomische Stühle für die Erzieher, gut ausgestattete Spielbereiche und vielfältiges Material können die Arbeit erheblich erleichtern.

Welche Kita passt zu mir? Wie ist die Teamkultur und das Arbeitsklima?

Ein harmonisches Team ist entscheidend für ein angenehmes Arbeitsumfeld. Es lohnt sich, bei einem Probetag das Miteinander der Kolleginnen und Kollegen zu beobachten.

• Wie wird kommuniziert?
• Gibt es feste Absprachen und klare Strukturen?
• Wie sieht der Umgang mit Konflikten aus?
• Wie werden neue Teammitglieder aufgenommen?

Ein wertschätzender Umgang, regelmäßige Teamgespräche und Möglichkeiten zur Mitgestaltung sind wichtige Indikatoren für ein gutes Arbeitsklima.

Elternarbeit und gesellschaftliches Umfeld

Manche Kitas legen besonderen Wert auf enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Ist dies für Euch eine Bereicherung oder möchtet Ihr lieber in einer Kita arbeiten, die sich unabhängiger positioniert?

• Gibt es regelmäßige Elternabende?
• Wie engagiert ist der Elternbeirat? Gibt es eventuell einen Förderverein?
• Wie wird mit Feedback und Wünschen der Eltern umgegangen?
• Welche Rolle spielen regelmäßige Elterngespräche?

Auch die Lage der Kita ist relevant:
• Stadt oder Land: In städtischen Kitas gibt es oft mehr Vielfalt, während ländliche Einrichtungen familiärer sein können.
• Sozialer Hintergrund: Multikulturelle Umfelder bringen oft spannende Herausforderungen mit sich, während andere Einrichtungen besonders auf Inklusion oder spezielle Bedürfnisgruppen ausgerichtet sind.

Abschließend noch die wichtigsten Fragen rund um das Thema „Welche Kita passt zu mir?“

• Passt die Philosophie des Trägers zu meinen Werten?
• Gibt es tarifliche Bezahlung und soziale Absicherung?
• Werden Fortbildungen unterstützt?
• Welche Entwicklungsmöglichkeiten bietet die Einrichtung?

Welche Kita passt zu mir – unser Fazit

Die Wahl der passenden Kita als perfekter Arbeitsplatz erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen beruflichen Wünschen und Vorstellungen. Ein Probetag oder Gespräche mit zukünftigen Kolleginnen können helfen, ein Gespür für die Einrichtung zu bekommen. Wer eine Kita findet, die zur eigenen pädagogischen Haltung, den persönlichen Bedürfnissen und zur gewünschten Teamkultur passt, wird langfristig zufriedener und motivierter arbeiten. Letztendlich ist es wichtig, dass sowohl Kinder als auch Erzieher sich in der Kita wohlfühlen und entfalten können.

Habt Ihr nun eine Vorstellung davon, welche Kita oder welches pädagogische Konzept am besten zu Euch passt? Letztlich ist allerdings der persönliche Eindruck entscheidend. Wie fühlt Ihr Euch in der Einrichtung? Passt das Team und die Atmosphäre zu Euren Vorstellungen? Wichtig ist, dass Ihr Euch dort als Erzieherin oder Erzieher eingebunden und wohl fühlt.

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Von rschulte

Ralf Schulte ist Texter, Redakteur, Creative Director, Marketingspezialist sowie Literatur-, Film- und Theaterwissenschaftler.

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