Übernachtung in der Kita – Alltagsanekdote Teil 17

Übernachtung in der Kita – viele Einrichtungen starten ein solches Event in der 2. Jahreshälfte, meistens für die Vorschulkinder. In unserer neusten Alltagsanekdote laden wir Euch zu einem ehrlichen Blick auf das besondere Happening ein und zeigen Euch, wie Ihr es möglichst erfolgreich übersteht.

Ausnahme-Situation: Übernachtung in der Kita

Es ist schon herrlich. Erzieherinnen und Erzieher denken sich immer wieder bestimmte Rituale aus, die von allen anderen abgeschaut werden und Schwups haben sich die Dinge etabliert und gehören zum Kita Leben dazu. So eine Sache ist die Übernachtung in der Kita.

Ich bin mir nicht sicher, wer sich das ausgedacht hat und ob dieser Jemand vielleicht verrückt ist, aber es gehört dazu. Die Übernachtung in der Kita gehört dazu, wie der Sitzkreis und das Lieder singen. Neigt sich ein Kita-Jahr dem Ende zu, steht das Schlaffest auf der Agenda. Punkt – Aus – Ende. Keine Chance, auszuweichen. Schließlich ist es das Highlight, insbesondere für die zukünftigen Schulkinder.

Ich meine: Es mag Kitas auf diesem Planeten geben, die es wissen wollen und direkt alle Kinder, jeden Alters zu so einer Veranstaltung einladen, aber ich behaupte das gehört, zu Recht, zur absoluten Ausnahme. Ganz ehrlich: Das muss schon fast Masochismus sein, wenn eine Kita das tatsächlich durchzieht. Aber jedem das Seine. In meiner heutigen Beschreibung geht es um das Übernachtungsfest mit den Vorschulkindern.

Die Übernachtung in der Kita: So läuft es

Es sind 20 Kinder an der Zahl, aus 3 Gruppen. Wenn man den Satz „20 Kinder aus 3 Gruppen schlafen in der Kita“ hört, ist es eigentlich schon an der Zeit, Panik zu bekommen. Für normale Erwachsene wäre das eine Aufgabe, die nicht zu bewältigen ist. Für Erzieher ist sie anstrengend, aber machbar.

Kurze Frage zur Verdeutlichung der Situation: Was passiert mit einer Gruppe von 20 Kindern, die nicht ausgelastet sind?

Richtig, sie werden mit Sicherheit nicht schlafen. Sehr ungünstig bei so einem Schlaffest.

Nächste Frage: Was passiert mit den Erziehern, wenn die Kinder nicht schlafen?

Korrekt!!! Sie können ebenso wenig schlafen und das führt zu Ärger, Wut, Verzweiflung und vielem mehr. Und das obwohl einige Erzieherinnen durch eigene Kinder durchaus erprobt sind im Wachsein. Aber das ist nicht zu vergleichen. Es sind eben 20 Kinder, mit unterschiedlichen Stimmen und Bedürfnissen und überhaupt, ahhh! So geht das nicht.

Also ist des Rätsels Lösung: Ihr powert die Kinder aus. Dann sind sie so kaputt, dass sie einschlafen, ehe überhaupt offiziell Schlafenszeit in der Kita ist.

Was würde sich da besser eignen als ein Ausflug in den Freizeitpark? Nach dem Freizeitpark wird in der Kita noch zu Abend gegessen und anschließend ist Ruhe im Karton.

Guter Plan, oder? Ja, Erzieher sind schlau.

Tränenreicher Abschied vor der Übernachtung in der Kita

Dann heißt es nur noch den Tag im Freizeitpark vor der Übernachtung überstehen. Denn, dass das die Erwachsenen ebenfalls wahnsinnig schlaucht, ist ja irgendwie logisch. Die müssen schließlich nicht mit Absicht ausgepowert werden, um nachts zu schlafen. Erwachsene können einfach so schlafen. Da sollten sich Kinder generell eine Scheibe von abschneiden, denke ich. Wie dem auch sei…

Es geht los: Frühmorgens trudeln 20 Kinder mit ungefähr doppelt so vielen Eltern und dem halben Hausstand ein. Na klar. Jetzt geht es in erster Linie darum, die Eltern zu trösten. Die ersten Muttis weinen schon und animieren ihre Kinder dazu, mitzuweinen. Wenn die Mama weint, muss die Sache mit dem Schlafen in der Kita einen Haken haben.

Nun werden Schlaflager errichtet und die ersten Konflikte entstehen. Man könnte denken, dass die Kinder über ihre Schlafpositionen streiten, à la: „Ich will aber neben Ole schlafen!“, „Nein, ich schlafe neben Ole, geh du doch auf die Seite von Ben!“ usw. Aber nein, weit gefehlt.

Die Eltern geraten in wilde Diskussionen: „Also, Lea-Marie soll auf keinen Fall neben der Tür schlafen, da bekommt sie Zug im Nacken. Sie erkältet sich doch immer so leicht.“ „Na, Florian schläft dort sicherlich nicht. Er möchte neben der Erzieherin liegen und das darf er auch.“ Und so weiter. Diese Prozedur dauert über eine Stunde. Danach müssen die Eltern offiziell von uns rausgeschmissen werden, sonst übernachten die noch mit in der Kita. Zuzutrauen wäre es ihnen.

Beim Abschied gibt es nochmal viele Tränen (ausgelöst durch die Eltern, versteht sich), daraufhin ist endlich aufatmen angesagt. Es herrscht „Ruhe“ – sofern man davon reden kann, wenn 20 völlig überdrehte, aufgeregte Kinder wie Duracell-Häschen durch die Kita hüpfen. Aber jucheee, die Eltern sind weg. Erste Hürde überwunden. Es soll schon Schlaffeste gegeben haben, bei denen das nicht so reibungslos ablief.

Nach kurzem Sammeln und einigen Erklärungen für den Freizeitpark steigen wir alle zusammen in den Bus. 8 Erzieher und Erzieherinnen mit 20 Kindern. Macht rein rechnerisch: 2,5 Kinder pro Erzieher. Keine Angst, das nehmen wir nicht so genau mit dem Teilen der Kinder. Aber jeder Erwachsene hat mindestens ein Kind, für das er an diesem Tag zuständig ist.

Mit dem Bus zum Park zu fahren, ist übrigens bereits der erste strategische Schachzug von uns. Busfahren ist spannend und macht in der Summe am Ende des Tages müde.

Wie überstehe ich den Freizeitpark mit 20 Kindern?

Im Freizeitpark angekommen sieht man 20 Kinder hysterisch hin und her rennen und nochmals hin und her und hin und her und… so weiter. Rennen macht müde. Sehr gut, weiter so Kinder!

Kommen wir zu dem Punkt der Fahrgeschäfte. Ein sehr trauriger Punkt in dieser Geschichte: Die meisten Fahrgeschäfte dürfen von den Kindern nur in Begleitung von Erwachsenen besucht werden. Was bedeutet das wohl? Entweder man ist als Erzieher schlau und schiebt das Alter oder den Bandscheibenvorfall vor oder man zählt zu den nicht so klugen Köpfen und erklärt sich dazu bereit, sich als Begleitperson zu opfern. Das Problem daran ist Folgendes: Wenn sich von 8 Erziehern 6 mit klugen Ausreden drücken, bleiben noch genau 2 übrig, die als Begleitperson in Frage kommen. 20 Kinder aufgeteilt auf 2 Erzieher… das bedeutet im konkreten Fall, dass jede Erzieherin 10-mal nacheinander mit dem gleichen Fahrgeschäft fahren muss.

Was bedeutet das für mich?

10-mal Achterbahn – kein Problem.

10-mal Schiffschaukel hinterher – kein Problem, obwohl ich viel schreien muss, um es zu überleben.

10-mal Kettenkarussell – jetzt wird es kniffelig, ich sollte was trinken.

10-mal Sommerrodelbahn – easy…

10-mal Break-Dancer – Endstation…

Nach der 8. Runde ist es unerträglich. Mir laufen die Tränen über das Gesicht, weil ich krampfhaft versuche, mich nicht zu übergeben. Nach der 10. Runde bin ich stolz, dass ich nicht bewusstlos geworden bin. Dennoch quäle ich mich zum nächsten grünen Fleckchen und übergebe mich.

Ich bin raus. Meine Kollegin kämpft tapfer weiter. Sie hat jede weitere Fahrt 20-mal zu bewältigen. Ein harter Job.

Und so kämpft man sich durch den Tag. Es ist heiß. Natürlich, es ist Sommer, Juli in Deutschland und da ist es (dem Klimawandel sei dank) nun mal heiß. Und das ist gerade gut so, weil die Hitze müde macht. Alles, was diese Kinder heute müde macht, ist gut.

Nach unzähligen Stunden im Park, treten wir die Heimreise an. Diesmal ist unser Entertainment-Geschick auf der Busfahrt gefragt. Die Erklärung ist einfach: Ja, Müdigkeit ist super! Aber: Mitten am späten Nachmittag einzuschlafen, ist schlecht! Extrem schlecht. Also geht es darum, alle wach zu halten. Und es gelingt. Wir Erzieher singen, tanzen, schreien und klatschen im Mittelgang des Busses, dazu ahmen wir verschiedenste Tiere nach. Wir haben die vollste Aufmerksamkeit. So soll es sein. Und als wir wieder in der Kita ankommen, sind alle Kinder wach, aber hundemüde! Jawoll, Ziel erreicht.

Die Müdigkeit siegt

Es ist mittlerweile Abend und wir Erzieher bereiten das Abendessen vor: Pommes und Chicken Nuggets. Was sonst?

Wir bauen einen großen Tisch auf, an dem alle Kinder sitzen können. Und als wir alle zum Essen rufen, kommen nur 18. 2 haben sich von allein in ihr Bett gelegt und schlafen. Juhu, da waren es nur noch 18. Weitere 3 Kinder hat es beim Abendessen ausgeknockt. Die mussten nur noch schlafend vom Tisch ins Bett manövriert werden. Ha, da waren es nur noch 15. 3 weitere haben den Moment des Wartens, bis alle bettfertig sind, nicht mehr ertragen und sind in ihren Betten eingeschlafen. 12!

Diese letzten 12 besiegen wir noch. Alle sind derweil in ihren Betten. Keiner beschwert sich. Alle sind froh. Keine Zeit für Heimweh. Den Müttern geht es übrigens anders. Das Kita-Handy steht nicht still. Dutzende Nachrichten sind bereits von besorgten Müttern eingegangen. Mein Highlight: „Hallo! Ich wollte nur fragen, ob Sophia schon auf der Toilette war. Zuhause geht sie immer zwischen 18 Uhr und 19 Uhr. Es wäre ganz gut, wenn sie diesen Rhythmus beibehalten würde. Liebe Grüße M.“

Das Licht wird gelöscht und nach einer kurzen Einschlafgeschichte schlafen tatsächlich – man glaubt es kaum – alle 20 Kinder.

Und die Erzieher? Alle sind völlig ko und erschöpft. So ein anstrengender Tag. Alle fallen genauso erschlagen ins Bett, wie die Kinder.

Zu Recht, denn da wir es hier mit 20 Kindern zu tun haben, dürfte allen klar sein, dass die Nacht spätestens um 5 Uhr endet.

Übernachtung in der Kita – der Morgen danach

5 Uhr war etwas optimistisch. Tatsächlich ist die Nacht um 4:45 Uhr zu Ende, als Tom frohen Mutes verkündet, dass jetzt gefälligst alle aufzustehen haben. Und es funktioniert. Der Reihe nach springen die Kinder, wieder überdreht wie jeher, aus ihren Betten und sind sofort hellwach und da.

Auf der anderen Seite des Raumes, blinzelt meine Kollegin aus ihrem Bett hervor und bringt nur ein Wort heraus: „Kaffee!“

Ja, alle 8 Erwachsenen teilen diesen Wunsch und so lassen wir erstmal gemütlich, ohne viele Worte den Tag beginnen, während die Kinder schon wieder dabei sind, geräuschtechnisch ein Feuerwerk abzufeuern. Natürlich, Kinder halt.

Wir kreieren noch ein nettes Frühstück und essen alle gemeinsam, ehe die Kinder wieder abgeholt werden. Das Abholen läuft unkomplizierter, das ist keine Überraschung. Beim Hinbringen wollen wir Erzieher den Eltern offensichtlich ihre Kinder wegnehmen. Da ist doch klar, dass das für mehr Aufruhe und Diskussion sorgt, als wenn wir sie wieder zurückgeben.

Hier und da kommt mal eine absolut überflüssige Frage, aber im Großen und Ganzen geht es schnell. Die Lager sind abgebaut, die Kita leert sich – und ich? Ich fühle mich, als hätte ich 3 Tage durchgemacht.

Welche Tricks habt Ihr auf Lager, um die Kinder bei der Übernachtung in der Kita auszupowern? Diskutiert mit auf unseren Instagram- und FacebookKanälen!

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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