Sommer in der Kita- Alltagsanekdote Teil 7

Was für eine herrliche, aufregende Zeit! Es ist Sommer, es ist heiß, alles sind gut gelaunt, besonders die Kinder. Denn die haben, warum auch immer, bei 35 °C noch mehr Energie als normalerweise. Will heißen: 35 °C, 25 Kinder, die wie Duracell-Häschen durch die Gegend springen, viel Wasser und viel Sonnencreme. Dazu schwitzende ErzieherInnen, die Höchstleistungen vollbringen. Da ist das Chaos vorprogrammiert. Aber wie gesagt: Alle sind trotzdem gut gelaunt und das ist doch schonmal die Hauptsache.

Mit diesem Vorwissen starten wir einfach mal in einen solchen einen Vormittag und lassen die Geschehnisse Revue passieren:

Ich wache auf! 6 Uhr! Mir ist warm! … nein heiß! Um 6 Uhr! „Das wird ein ganz verrückter Tag“, denke ich noch, aber starte trotzdem mit Vorfreude.

Luftig bekleidet und eingecremt erreiche ich schließlich die KiTa und betrete sie… RUHE!

Ja, da mag sich mancher fragen, warum es morgens um 8 in der KiTa ruhig ist. Ganz einfach: weil bei so heißen Sommertagen alle Kinder direkt nach draußen gehen. Das Gebäude wirkt also wie ausgestorben. Ich atme tief durch und genieße die Ruhe… vor dem Sturm. Und der Sturm wird heftig. Draußen angekommen ist es laut und wild und erste Kleidungsstücke fliegen mir entgegen. Kleiderwirrwarr am Morgen vertreibt sicherlich nicht Kummer und Sorgen. Im Gegenteil.

Stiefel, Hausschuhe und Matschhose zuzuordnen ist die eine Sache, aber bei T-Shirts, Socken und Hosen hört der Spaß wirklich auf. Das kann kein Mensch schaffen. Denke ich zumindest. Wenn es doch jemanden gibt, der sich in der Lage fühlt 25 T-Shirts, 25 Paar Socken  und 25 Hosen den richtigen Kindern zu zuordnen, dann möge er sich doch bitte bei mir melden. Oder noch besser: er möge seine besondere Fähigkeit nutzen, um sich selbstständig zu machen und von KiTa zu KiTa zu gehen, um an heißen Tagen das entstandene Chaos zu ordnen.

Wie dem auch sei: Es ist 9 Uhr, das Thermometer hat die 30 Grad bereits geknackt. Offizielle Durchsage: DIE MATSCHSTRAßE öffnet. Und jetzt wird es verrückt:

25 Kinder rennen rein, jeder holt sich einen Stuhl nach draußen. Alle ziehen sich in Windeseile aus. Manche komplett, da sie ihre Kleidung gegen Badesachen tauschen und andere entkleiden sich bis auf die Unterwäsche. So schnell hat man Kinder sich noch nie umziehen sehen. Jahaa und sogar die Kinder, die immer behaupten, dass sie das An- und Ausziehen noch nicht allein beherrschen, stehen in drei Sekunden fertig vor dir. Na sowas.

Die ausgezogene Kleidung legen sie mal mehr, mal weniger vorsichtig auf ihren Stuhl. … oder sollte ich sagen: Idealerweise tun sie das? Denn normalerweise funktioniert das eben leider in der Hektik der Kleinen nicht ganz so gut. Dann beginnt das erste Sortieren. Da liegt Max Schlüpfer auf dem Stuhl von Lea. Die hingegen hat auch noch Socken bei sich liegen: die müssten von Verena sein. Oder von Maja? Wer weiß das schon.

Dann kommt noch das große Eincremen. Da die ErzieherInnen offiziell nicht befugt sind die Kinder einzucremen, hat jedes Kind seine eigene Creme dabei. Und wie sie da so alle stehen, in ihrem Badedress, geht das wilde Gecreme los. Mit dem Gecreme ebenfalls ein Gezanke: „Ey, das ist meine Sonnencreme!“ „Gar nicht! Ich hab die!“

Ich versuche das Problem zu lösen und stelle fest: kleines Missverständnis am Rande. Zwar haben beide die Creme der gleichen Marke, aber die Umstrittene gehört Kind Nummer 1, woraufhin Kind Nummer 2 in Tränen ausbricht

20 Minuten später,…

Die Kinder beschäftigen sich großartig mit Matsch und Wasser. Und die Sonne strahlt so schön sie kann… da kommt doch glatt der Ruf aus der anderen Gruppe: DIE MATSCHSTRAßE öffnet.

Ich gerate in Panik. Matschstraße …

Kleidung…

Stühle…

50 Kinder!??!!? Ahhhh! Das sind doppelt so viele. Also gleiches Prozedere. Jedes Kind holt sich einen Stuhl. Klamotten fliegen und schwups – sind auch diese 25 Duracell-Kinder planschend in der Matschstraße verschwunden. Der Moment in dem wir alle einmal kurz durchatmen. Denn wir wissen, dass uns da einiges an Stress bevorsteht. Der Stress baut sich langsam auf. Beginnend mit dem ersten Kind, was leise verlauten lässt, dass es Pipi muss. Erweitert durch das erste Kind, das keine Lust mehr hat und angezogen werden will. Denn Anziehen geht ja bekanntlich gar nicht gut alleine.
Und so mündet der Stress in den Moment, in dem verkündet wird, dass die Matschstraße schließt. Was dann vor sich geht… kann keiner in Worte fassen. Das muss man gesehen haben:

50 Kinder kommen mehr oder weniger motiviert auf uns zugelaufen. 6 ErzieherInnen stehen ähnlich wie bei einem Stierkampf mit Handtüchern bewaffnet dieser Horde gegenüber und warten auf den Angriff. Und siehe da: Der Angriff folgt zugleich. 6 Kinder werden gleichzeitig sauber gemacht und angezogen (Sofern ErzieherInnen und Kinder den zuvor platzierten Stuhl wieder finden.) Kinder, deren Kleidung nicht auffindbar ist, oder die ihren Stuhl nicht wiederfinden können, frei nach dem Motto: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, werden hinten angestellt.

Nun ja… So nimmt alles seinen Lauf. Und während im Hintergrund die übrigen 44 Kinder warten, kommt es natürlich zu Streitereien. Alles ist in Hektik, besonders die ErzieherInnen.

Wenn alle 6 Kinder fertig sind, gilt Runde eins als erledigt und es geht weiter mit Runde zwei!

Neue sechs Kinder stellen sich der Herausforderung alles wieder zu finden und am Ende mit Hilfe einer ErzieherIn komplett angezogen dort zu stehen. Das klappt mal mehr und mal weniger.

Wie dem auch sei: so geht es weiter: Runde 3, 4, 5, 6, 7, und 8 – Schwupps! 40 Minuten später sind alle irgendwie angezogen. Und da liegt halt die Betonung auf irgendwie. Als schließlich alle zum Mittagessen reingehen, betrachte ich das Schlachtfeld:

3 Unterhosen, 4 einzelne Socken und 2 komplette Paare, ein T-Shirt, 4 Badeanzüge, 4 Leggins und eine kurze Hose liegen dort noch. Ich würde jetzt sagen, dass sie ganz schön einsam sind, weil sie ihre Besitzer vermissen. Einsam sind sie aber definitiv nicht. Schließlich ist der Kreis der Fundsachen nach einem Badetag so groß, dass jedes einzelne Teil in guter Gesellschaft ist.

Und die positive Nachricht: Jedes Kind hat irgendwas an!

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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