Kribbel, Krabbel, Läuse in der Kita – Alltagsanekdote 23

Bereits der Titel verrät, um welches brisante Thema sich diese Alltagsanekdote dreht: Läuse in der Kita! Erzieherin Manuela nimmt den Kampf gegen die lästigen Krabbler auf, der für Lacher und für Verzweiflung sorgt. Dabei kommen auch Fragen nach Prävention und der sinnvollen Bekämpfung der Läuseplage zur Sprache. Und einmal mehr zeigt sich, dass der Kita-Alltag voller unerwarteter Wendungen steckt.

Um die Brisanz von Läusen in der Kita zu verstehen, muss allerdings zuerst ein bisschen ausgeholt werden.

Was kommt vor den Läusen in der Kita?

Krankheiten sind, besonders in den Wintermonaten, ein Dauerthema in der Kita. Wenn wir als Erzieher die Mütter im Flur reden hören, geht es um nichts anderes. Auch wenn sie mit uns reden, finden sie kein anderes Thema. Magen-Darm hier, Erkältungsinfekt da, Hand-Mund-Fuß, Scharlach oder neumodisch: Influenza, Corona und so weiter und so fort.

Man glaubt es kaum, es kommt sogar zu dem ein oder anderen Battle: Wen hat es stärker erwischt? Welche Mutti hatte es am schwersten in der letzten Zeit?

Mutti 1: „Also Maximilian hatte erst Corona, dann eine Mittelohrentzündung mit heftigem Fieber. Natürlich hat er Lotta und mich angesteckt.”

Mutti 2: „Waaaaas? Das is ja noch gar nichts. Jonte hatte erst Corona, dann Influenza gepaart mit Hand-Mund-Fuß und darauf kam der Magen-Darm-Infekt. Den haben wir alle bekommen! ALLE! Verstehst Du? 8 Leute, die gleichzeitig Magen-Darm haben. Ich denke, wir wären fast gestorben.”

Ja, das denke ich auch, wenn ich mir das Gespräch von weitem anhöre.

Diese Battles gewinnt man als Mutti übrigens nur, wenn einer aus der Familie im Krankenhaus gelandet ist. Damit ist Ruhe. Also wenn irgendwer solchen Battles entgehen will, startet einfach direkt mit: „Wir waren im Krankenhaus.” Egal, ob es stimmt oder nicht, dadurch ist die Diskussion beendet.

Läuse in der Kita: Bereit für den Endgegner?

So sieht es unter den Muttis aus. Bei den Erziehern ist es anders. Da gibt es einfach nur noch Mitleid. Alle haben sich damit abgefunden, dass sie von 4 möglichen Arbeitswochen im Winter höchstens 2 anwesend sind. Der Rest wird mit Krankheiten verbracht. Und auch Erzieher fangen sich alle möglichen Erreger ein.

So weit so… nicht gut. Aber wir reden hier von den Krankheiten der harten Wintermonate. In der Kita gibt es jedoch einen unfassbar fiesen Endgegner. Dieser fiese Kerl beschränkt sich nicht nur auf die Wintermonate. Nein, nein, der Endgegner kommt aus dem Nichts und macht ein riesiges Theater. Okay, körperlich geht es einem, bis auf den Juckreiz, nicht sehr schlecht und es ist nicht direkt eine Krankheit, aber man kann es von der Lästigkeit und der Ansteckungsgefahr auf eine Stufe stellen.

Der absolute Endgegner in Sachen Nerverei ist der Läusebefall. Gruselig, ehrlich. Ich meine, das muss man sich mal vorstellen: Kommt ein Tierchen aus dem Nichts und nistet sich völlig unbemerkt irgendwo auf irgendeinem Kopf ein. Dort vermehrt es sich und schwupps sind dutzende Tiere auf dem Kopf und es geht weiter. Von einem Menschen zum anderen. Hier ein Dutzend und da ein Dutzend und plötzlich ist alles voll mit den Krabblern.

Der Tag X: als die Läuse in der Kita waren

Und heute war es wieder so weit: Der Anruf direkt aus der Hölle! Und das auch noch im Winter, wenn das Telefon ohnehin Sturm klingelt und wir ständig hören: „Ella kommt nicht, sie hat Schnupfen.“, „Sven ist leider krank, er hat Fieber.“ usw.

Früh am Morgen registriere ich die Anrufe und notiere, wer fehlt. Die Gründe des Fehlens schreibe ich schon gar nicht mehr dazu. „Krank“ halt. Alle krank. Doch bei diesem einen Anruf ist alles anders. Die Mutter von Anna ist dran: „Anna kann heute leider nicht kommen.” Ich notiere den Namen Anna und will schon wieder auflegen, als die Mutter noch erklärt, was denn los ist. Ich höre nur mit einem Ohr zu. Das Thema „Krankheiten“ langweilt mich wahnsinnig, ich schlafe fast beim Telefonieren ein. Moment, hat sie gerade „Läuse“ gesagt?

„Hast Du gerade Läuse gesagt???“

„Ja!“….

Scheiße.

Ich lege auf, sprinte in den Flur, trommele alle Kolleginnen und Kollegen zusammen, indem ich brülle: „Alarmstufe ROT! Leute, ich sag es nur ungern: Läuse!”

Hilflose, angewiderte Blicke, Panik.

„Wer? In welcher Gruppe?” Möchte die unerfahrene, neue Kollegin wissen. Wie naiv von ihr. Die Gruppe spielt überhaupt keine Rolle. Die Erfahrung zeigt: Sie sind überall!

„Es ist ein Mädchen aus der Bienengruppe, aber das ist nicht wichtig, wie Du sehen wirst. Sie sind in jeder Gruppe, glaub mir!”

Notfallplan bei Läusen in der Kita

Da dies nicht das erste Mal ist, gehen wir vor wie immer. Ich bin die Läusebeauftragte und werde den Vormittag damit zu bringen 75 Kinderköpfe und locker 15 Erwachsenenköpfe auf Läuse zu untersuchen. Ich bin Profi darin. Aber der Job ist monoton und zugleich verursacht er akuten Juckreiz auf Grund von der Einbildung, sie könnten sich schon eingenistet haben.

Dann kommt die Konsequenz: Alle Kinder und Erwachsenen mit Lausbefall werden nach Hause geschickt bzw. durch die Eltern abgeholt. Und zwar sofort. Nun könnte man sich denken: Wie praktisch, als Erzieherin einfach mal ein paar Läuse mitnehmen und schon hat man einen freien Tag.

Aber so ist es nicht, es ist die Hölle! Was ein Lausbefall für den Privathaushalt mit sich zieht, ist unfassbar aufwendig. Der Kopf muss mit einem ekligen Mittel eingeschmiert werden. Es folgt das Auskämmen der Nissen. Das dauert ewig. Außerdem muss alles gewaschen oder eingefroren werden. Jedes Kissen, jede Decke, jedes Handtuch, jedes Kuscheltier, alle Klamotten, einfach alles. Nicht selten geht eine Waschmaschine daran kaputt und eine Menschenseele daran zu Grunde.

Für eine Kita ist dieser Vorgang natürlich noch aufwendiger. Einziger Vorteil: Es gibt mehr Menschen, die sich an diesem nervigen Prozess des Waschens beteiligen können. Meistens wird die ganze Wäsche (Decken, Kissen, Kuscheltiere, Verkleidungen) durch alle Mitarbeitenden geteilt und jeder nimmt ein bisschen was mit nach Hause, um es dort zu waschen. Ausgenommen sind jene Kollegen, die selbst befallen sind. Die haben genug zu tun.

Mit allen Mitteln die Läuseplage eindämmen

Während ich dabei bin, die Köpfe zu kontrollieren, sind die Kollegen schon damit beschäftigt, alle waschbaren Gegenstände einzusammeln und in Säcken zu verstauen.

Da höre ich plötzlich einen Kollegen brüllen: „Neeeeeeeeeeeeeeeeein, Joshua! Nicht als Feuerwehrmann verkleiden. Jetzt nicht!“

Ja, es ist ein Ausnahmezustand. Joshua versteht die Dramatik absolut nicht und stülpt sich in Zeitlupentempo den Feuerwehrhelm über. Der Kollege sprintet los und setzt zum Sprung an. Im hohen Bogen fliegt er, reißt dabei Joshua den Helm aus der Hand und landet hart auf dem Boden.

„Das nenne ich Körpereinsatz! Du hast womöglich nun die Schulter gebrochen, aber Joshua hat keine Läuse!” Lobe ich ihn und setze meine Arbeit fort.

Ich schaue ein Kind nach dem anderen an. Läuse sind meist schwer zu erkennen, weil sie sich so gut zu verstecken wissen. Die Nissen, also die Eier der Läuse, sind klein, weiß und kleben an den Haaren. Die erkennt man gut. Und wenn eine Nisse da ist, ist eine Laus nicht weit.

Nach 25 Kindern, tätige ich die ersten 4 Anrufe und lasse die Kinder abholen. Witzig ist, dass Läuse immer mit Unsauberkeit und wenig Hygiene in Zusammenhang gebracht werden. Was absoluter Quatsch ist. Aber die Meinung hält sich hartnäckig. Daraus resultiert, dass es mir immer gut gefällt, die Mütter von besonders akkurat sauberen Kindern, meist von Mädchen, zu kontaktieren. Die Eltern sind so geschockt über die Läuse-Nachricht, dass es mir ein kleines Lächeln auf die Lippen bringt.

Läuse in der Kita: Eltern informieren

Weiter geht es, die nächste Gruppe ist dran. Weitere 25 Kinder und 2 Anrufe bei den Eltern. Lustig ist, dass sich inzwischen alle Erzieher kratzen. Jeder hat unterbewusst das Gefühl, dass er auf jeden Fall Läuse haben muss. Nur nicht die Kinder, die haben zwar Läuse, merken es aber nicht.

Nach den letzten 25 Kindern tätige ich nochmal 3 Anrufe. Der letzte dieser Anrufe geht an Tims Mutter: „Oh, alles klar. Ich komme sofort und hole ihn ab. Aber ich habe überhaupt keine Ahnung wie Läuse bzw. Nissen aussehen. Könnt Ihr mir das gleich mal zeigen?”

„Na klar, ich zeig es dir.”

Mit diesen Worten verabschiede ich mich und schaue mir nun meine Kolleginnen und Kollegen an. Jetzt wird es spannend. Dem Kratzen nach zu urteilen, haben alle Läuse. Aber wie der Zufall es so will, werde ich nur bei einer einzigen Mitarbeiterin fündig, bei Sabrina.

Sabrina sollte sich vielleicht überlegen, künftig eine Glatze oder modische Kurzhaarfrisur zu tragen. Diese Idee teile ich ihr nicht mit. Aber mein fachmännisches Läuse-Auge sagt: Ihre Haare sind unfassbar lang und unfassbar dick. Nie im Leben wird irgendein Mensch jemals dazu im Stande sein, alle Nissen zu entfernen. Sie wird immer und immer wieder Läuse haben. Eigentlich müsste sie sogar im Sinne der Kita handeln und sich allein deshalb eine Glatze schneiden lassen.

Wie dem auch sei, ich schicke sie nach Hause und wünsche ihr viel Glück. Ich ernte einen wütenden Blick und damit verschwindet sie.

Woran erkennt man eigentlich Läuse?

Wenige Minuten später erscheint die Mama von Tim. Sie nimmt es mit Humor. An den braunen Locken ihres Sohnes zeige ich ihr, wie sie diese krabbelnde Pest erkennen kann. Plötzlich kommt ihr ein Geistesblitz: „Magst Du einmal bei mir gucken, ob ich auch Läuse habe?” Das übersteigt jetzt zwar völlig meinen Aufgabenbereich, aber klar. Ich bin ja Profi.

Ich bin entsetzt. So viele Nissen und krabbelnde Läuse habe ich den ganzen Vormittag noch nicht gesehen. Die Dame arbeitet übrigens in einer Bank. Ich grinse und teile ihr die frohe Botschaft mit. In diesem Moment kommt die Mama von Jola rein. Sie sieht, dass ich gerade die Haare von Tims Mama untersuche und fragt sofort: „Kannst Du auch bei mir schauen?”

Sie setzt sich und ich wechsele zu ihrem Kopf. In der Tat, sie hat ebenfalls Läuse. Wäre es möglich, dass diese Plage diesmal von den Eltern ins Haus gebracht wurde?

Ich schicke sie nach Hause und sehe es möglichst locker. Ich habe meinen Job als Läuse-Kontrolleurin für heute mehr als erfüllt (vielleicht sollte ich den Service künftig gegen Gage für Eltern anbieten). Später wasche ich noch ein paar Verkleidungen und bin durch damit. Das denke ich zumindest. Denn abends fällt mir auf, dass niemand auf meinen Kopf geschaut hat…

Läuse-Alarm, wer kennt es nicht? Wie geht Ihr mit dem Thema Läuse in der Kita um? Habt Ihr vielleicht eine Strategie, die Ihr mit uns teilen möchtet? Schreibt uns über unseren Instagram- oder Facebook-Kanal!

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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