Flüchtlingskinder in der Kita: Inklusion, Herausforderung und Chance

Flüchtlingskinder sorgen auch in Kitas für neue Herausforderungen und Aufgaben. Kulturelle Unterschiede müssen überbrückt, sprachliche Schwierigkeiten gemeistert werden. Und vor allem muss dafür gesorgt werden, dass sich Flüchtlingskinder und ihre Familien in der Kita gut aufgehoben fühlen. Hier stellen wir Dir ein paar Tipps und Anregungen zusammen, die Dir helfen können, wenn Du ein Flüchtlingskind neu in deine Gruppe bekommst.

Andere Kultur – andere Sitten und Regeln

Jede Kultur hat ihre eigenen unausgesprochenen Regeln und Sitten. Vermutlich wird es das Kind zunächst einmal verunsichern und es wird verängstigt sein durch den Kulturschock. Versuche Dich vorab über die Kultur zu informieren. Was gehört sich dort, was nicht? Was solltest Du vielleicht vor dem Kind vorerst vermeiden, wie könntest Du ihm die Eingewöhnung erleichtern?

Sprachbarriere bei Flüchtlingskindern

Andere Regeln und Sitten zu haben ist die eine Sache, diese nicht mal dem Kind kommunizieren zu können, die andere. Das kann für beide Seiten sehr anstrengend sein, wenn man sich nur mit Händen und Füßen verständigen kann. Versuch viel Einfühlungsvermögen zu zeigen und das Kind zu beobachten, um es auf diese Weise verstehen zu können. Auch das Kind wird sich verstärkt auf Deine Gesten, Mimik und deinen Tonfall konzentrieren. Versuche diese in seiner Gegenwart bewusst zu kontrollieren.

Problemfaktor Familie

Flüchtlingsfamilien kommen oft getrennt nach Deutschland. Meistens können nicht alle Mitglieder mitkommen und manchmal kommt es auf dem Weg zu tödlichen Tragödien. Mach Dir bewusst, dass dem Kind der Stabilitätsfaktor der Familie wahrscheinlich fehlt. Die Eltern sind meist selbst traumatisiert, trauern um ihre toten oder zurückgelassenen Angehörigen und können sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern. Versuch dem Kind daher in der Kita eine stabile Umgebung zu geben und ihnen Bezugspersonen zu bieten, die in dieser schwierigen Zeit Konstanten für sie sein können.

Flüchtlingskinder und Gespräche mit den Eltern

Ein guter Kontakt zu den Eltern ist wichtig. Hierfür benötigt man meist einen Dolmetscher, um den man sich frühzeitig kümmern sollte. Es gibt einige Punkte, die vor dem Hintergrund der verschiedenen Kulturen unbedingt angesprochen werden sollten. Meistens unterscheiden sich die Erziehungsstile, Ernährung, Religionen und oft auch die Bildungseinrichtung an sich. Es ist wichtig, dass Du die Eltern darüber aufklärst, wie der Alltag in einer Kita aussieht. Sie wiederum müssen Dich aufklären, was Du im Umgang mit dem Kind beachten musst. Was darf das Kind nicht essen? Was erlaubt/verbietet ihre Religion? Kennt das Kind ähnliche Einrichtungen wie die Kita bereits? Eine gute Hilfe ist es, wenn Du Dich vor dem Gespräch mit der Kultur vertraut machst und auf dieser Grundlage Fragen formulierst. Bedenke aber auch hierbei, dass die Eltern viel durchgemacht haben, vielleicht unter Traumata leiden und nicht über alles reden können oder wollen.

Individuelle Beschäftigungen für Flüchtlingskinder finden

Beim offenen Spiel fällt es den Flüchtlingskindern meistens nicht schwer, Anschluss bei den anderen Kindern zu finden oder sich alleine mit Spielzeug zu beschäftigen. Da es aber in der Kita auch kommunikative Angebote gibt oder viele Sachen, die einer Erläuterung bedürfen, ist es wichtig, für den Zeitraum alternative Beschäftigungen für das Kind zu finden. Sitzt man zum Beispiel mit den anderen Kindern im Stuhlkreis und Du hast ein Kind in der Gruppe, das sprachlich nicht folgen kann, finde für es eine Alternative. Es sollte aber etwas sein, dass die anderen Kinder nicht ablenkt und keinen Lärm macht. Zum Beispiel kann das Kind ein Mandala ausmalen oder ein Puzzle machen. Wenn Du ein Kind hast, dass schon ansatzweise Deutsch beherrscht, versuche es in die Gespräche miteinzubeziehen.

Integrative Angebote für alle

Versuch auch Angebote zu erarbeiten, die alle kulturellen Hintergründe miteinbinden. Das hilft dabei, dass sich alle eingeschlossen fühlen und stärkt die Bindung zwischen den Kulturen. Flüchtlingskindern gibt es zudem ein Stück Heimat und Sicherheit, wenn man ihnen kultureigene Dinge bietet. Zum Beispiel können Lieder oder Geschichten in der Sprache des Kindes abgespielt werden. Vielleicht findest Du auch kultureigene Bücher oder Spiele. Dafür kannst du auch die Eltern des Kindes miteinbeziehen. Vielleicht können sie Dir Tipps geben, worüber sich ihr Kind besonders freuen würde.

Inklusion für alle

Mach mit den Kindern lustige Spiele, die aufzeigen, wie es sich anfühlt, woanders und fremd zu sein. Stellt Euch zum Beispiel vor in einer Zauberhöhle zu sein, die noch keiner kennt. Oder Ihr seid auf den Mond geflogen. Wie sieht dieser aus? Vielleicht reist Ihr auch alle spielerisch auf den Nordpol. Auf diese Weise können alle Kinder etwas Neues erleben. Für jeden ist diese Situation neu und alle müssen lernen, sich dabei anzupassen.

Die Grenzen der Kita erkennen

Es gibt Anzeichen, die bei einem Kind auf eine posttraumatische Belastungsstörung deuten können. Das ist bei Flüchtlingskindern nicht ungewöhnlich, aber übersteigt Deine Kompetenzen als Erzieher. Besprecht im Team, wenn ein Kind auffällig wird und schaltet bei Bedarf und mit Zustimmung der Eltern entsprechende Fachkräfte ein.

Flüchtlingskinder in der Kita – auf einmal nicht mehr da

Oft bleiben Flüchtlingskinder nicht lange in der Kita. Familien können verlegt werden oder im schlimmsten Fall nicht mehr geduldet werden. Da kann es auch sehr schnell gehen, dass Kinder vom einen auf den anderen Tag nicht mehr da sind. Für Erzieher kann das schwer werden, weil sie viel Zeit und Kraft investiert haben, aber auch für die anderen Kinder, wenn sie eine Beziehung zu dem Flüchtlingskind aufgebaut haben. Wichtig ist, dass der Abschied gemeinsam verarbeitet wird. Erklär den Kindern, wieso der neue Freund plötzlich gehen musste und finde tröstende Worte für sie.

Flüchtlingskinder in der Kita stellen Erzieher vor Herausforderungen. Aber Herausforderungen können auch spannend sein und allen Beteiligten umso mehr zurückgeben, wenn sie gemeistert werden. Einblicke in fremde Kulturen, das Kennenlernen liebenswürdiger aber hilfsbedürftiger Menschen kann bereichern. Siehe Flüchtlingskinder nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance. Dann können alle davon profitieren.

 

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Von Charlotte Koep

Studierte Pädagogin mit journalistischem Spürsinn.

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