Weltkindertag in der Kita – Alltagsanekdote Teil 20

Der Weltkindertag am 20. September ist eines dieser Ereignisse, das es in der Kita zu feiern gibt. Denn Kinder sind doch das Größte und entsprechend unseres Berufsbildes als Erzieher auch unser Job! Damit es nicht zu Verwechslungen kommt: In Deutschland kennen wir 2 Termine für den Kindertag: einmal im Juni jeden Jahres und nur wenige Wochen später im September erneut. Warum das so ist, erklären wir Euch später. Zuerst berichten wir Euch von den wahnsinnigen Dimensionen, die der Weltkindertag in der Kita einnehmen kann – wie gewohnt in den Alltagsanekdoten mit einem Augenzwinkern.

Wie feiern wir den Weltkindertag?

Natürlich, wenn wir Muttertag und Vatertag feiern, dann muss es auch einen Kindertag geben. Alles andere wäre wieder mal ungerecht und so gibt es seit einigen Jahren den erstaunlichen Zwang, ein weiteres Fest im Kita-Jahr unterzubringen. Ein Fest, von dem doch jedes Jahr mehr erwartet wird!

Noch vor einigen Jahren konnte man sich als Kita so durchmogeln:

„Macht Ihr was zum Weltkindertag?”

„Nö, dieses Jahr noch nicht. Vielleicht im nächsten Jahr.”

10 Jahre später: „Und? Was macht Ihr zum Weltkindertag?”

„Alles! Es gibt eine Hüpfburg, einen Clown, eine Zuckerwattemaschine und eine Popcornmaschine. Außerdem haben wir das renommierteste Kasperltheater des Landes organisiert!”

„Was? Ist das nicht ein bisschen… langweilig? Wir reisen mit dem ganzen Kindergarten ins Disneyland Paris!”

So oder so ähnlich gestaltet sich die Entwicklung. Von einem Fest, was viele Jahrzehnte lang im Kindergartenalltag nur wenig Anklang und Aufmerksamkeit fand, hin zu einem Fest, welches eine Kita feiern muss, als gäbe es keinen Morgen mehr.

Wer macht zum Weltkindertag die coolste Aktion?

Schön, ganz ganz schön… für die Kinder! Für die Erzieher nicht. Schließlich will so ein Irrsinn geplant werden. Und jedes Jahr wird mehr erwartet. Nicht von den Kindern. Das ist klar… Es sind die Eltern und der Träger mitsamt Leitung. Man könnte meinen, es sei ein Fest, einzig dafür geschaffen, andere zu übertrumpfen.

„Hast du schon von der Kita ‚Supercool‘ gehört? Die waren alle zusammen in Spanien!”

„Ne! Aber dann fliegen wir im nächsten Jahr nach Dubai!”

Schade, so geht der eigentliche Sinn definitiv verloren. Jedenfalls ist bei uns im letzten Jahr die Fahrt zum nahegelegenen Indoorspielplatz geplant worden. Diese Planung ist eine logistische Meisterleistung mit vielen schlaflosen Nächten – verständlich bei 150 Kindern und um die 20 Erwachsenen, die sich aufmachen zu einem entfernten Ziel. Das muss erstmal organisiert werden. Wer wann wo mit wem? Autositze, Bus, Verpflegung, Wechselkleidung, Tagesstruktur, Aufsichtspflicht, blablablabla.

Ach, was war es schön, als wir am Weltkindertag ein kleines Kino in der Turnhalle aufgebaut haben. Die Kinder waren so glücklich und zufrieden. Und wir waren es auch. Aber das kannst Du heutzutage halt nicht mehr bringen. Das gäbe Ärger. Da muss mehr gehen. Also, wie bereits erwähnt: Abenteuer Indoorspielplatz mit 150 Kindern. Da kommt Freude auf.

Eine kleine Statistik: Planung vs. Realität:

Planung: 150 Kinder

Realität: 149 Kinder!

War klar. Kinder sind immer krank, aber wenn man darauf baut, dass sich ihre Anzahl etwas dezimiert, sind sie kerngesund. Mehrere Krankheitsfälle hätten hier durchaus Sinn gemacht, schließlich hätte man so das ganze Ausmaß der Aktion etwas minimieren können. Beispielsweise arbeitet es sich deutlich leichter mit 100 Kindern als mit 150. Wenigstens ein einziges Kind hat mitgedacht und ist passend krank geworden.

Anders läuft sowas übrigens bei Erziehern. Hier die folgende Statistik:

Planung: 20 Erwachsene (zumeist Erzieher)

Realität: 10 Erwachsene.

Überraschung! Erzieher sind nun mal einen großen Teil ihrer beruflichen Laufbahn krank. Umgekehrt zu dem Verhalten der Kinder: Sie sind immer genau dann krank, wenn man es nicht gebrauchen kann.

Nächstes Thema: Verpflegung beim Weltkindertag

Planung: 150 Kinder bringen von zu Hause eine gefüllte Brotdose und eine Trinkflasche mit.

Realität: 120 Kinder haben eine Brotdose dabei, bei 119 ist sie sogar gefüllt. Die Trinkflaschen gehen mit einer Anzahl von 130 (127 davon befüllt) ins Rennen.

Kleine Funfacts am Rande dieser Verpflegungsgeschichte:

  1. Trotz ausdrücklichen Verbots via Elternbrief brachten 5 Kinder Joghurts mit. Ohne Löffel. So etwas Sinnbefreites hat man selten gesehen. Ich frage mich, ob die Eltern sich denken, dass ihr Kind womöglich im Bus einen Joghurt öffnet, um ihn dann zu trinken!?
  2. Von den 127 befüllten Flaschen sind 4 während der Fahrt ausgelaufen.

Nächste Statistik: Wechselkleidung dabei?

Planung: Alle Kinder haben Wechselkleidung beim Ausflug zum Weltkindertag dabei.

Realität: An Wechselkleidung denken Eltern von 100 Kindern. Also gut 2 Drittel. Das macht eine Chance auf Wechselkleidung im Ernstfall von ca. 66%.

Problem: Bei dem Ausflug wurde 6-mal Wechselkleidung benötigt – jedoch war diese nur bei 2 Kindern vorhanden. So ein Mist… Da bringt die Wahrscheinlichkeit von 66% auch nichts, wenn die Realität nun mal anders rechnet.

Womit wir über die Wechselkleidung auch beim nächsten Thema wären:

Der Toilettengang beim Ausflug zum Weltkindertag

Planung: Bevor der Bus losfährt, sollte jeder noch einmal die Toilette besuchen bzw. darauf hingewiesen werden, dass im Bus keine Toilette vorhanden ist.

Realität: Von den 149 Kindern müssen 20 noch gewickelt werden und das bedeutet, dass 129 vor dem Ausflug zur Toilette gegangen sind. Bei der Fahrt mussten dann aber doch bereits 20 Kinder erneut auf die Toilette. Für den Busfahrer bedeutet dies, dass er durch häufige Pipi-Pausen schlichtweg mehr Geld verdient, weil die 40-minütige Fahrt sich durch Kinder in Kombination mit dem Wunsch nach „Pipi” auf eine einstündige Fahrt ausgeweitet hat.

Alles in allem eine stressige Aktion, nach der alle mitwirkenden Erwachsenen mindestens einen Tag Urlaub verdient hätten. Aber wenn man sich bei solchen Sachen wieder auf den Ursprung beruft und das Leuchten der Kinderaugen sieht, dann ist es die Mühe und den Ärger wert.

In diesem Sinne wünschen wir Euch und Eurer Kita viel Spaß beim Feiern des Weltkindertages.

Wie feiert Ihr dieses Fest? Erzählt uns vom Weltkindertag in Eurer Kita: auf unserem Instagram- oder Facebook-Kanal!

Für alle, die ein besonderes Interesse an den Fakten rund um den Weltkindertag haben, lest unbedingt weiter.

Woher kommt der Weltkindertag?

Der Weltkindertag ist ein internationaler Aktionstag, der in Deutschland jedes Jahr am 20. September begangen wird. Ziel dieses Tages ist es, auf die Rechte und Bedürfnisse von Kindern weltweit aufmerksam zu machen. Der Weltkindertag am 20. September wurde erstmals 1954 von den Vereinten Nationen (UN) ausgerufen. Dabei wurde beschlossen, einen Tag im Jahr speziell den Kindern zu widmen.

In Deutschland wird der Weltkindertag seit 1956 begangen. Es soll dadurch auch auf die Schutzbedürftigkeit von Kindern hingewiesen werden. An diesem Tag finden in vielen Städten und Gemeinden verschiedene Veranstaltungen und Aktionen statt, um die Rechte und das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist ein Tag, an dem die Kinder im Fokus stehen und ihre Stimme gehört wird. Das Bundesland Thüringen bemisst dem Tag eine so hohe Bedeutung bei, dass er sogar zum gesetzlichen Feiertag ernannt wurde. 2023 lautete das Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft“. Aktuelle Informationen und Veranstaltungstipps findet Ihr auf: https://www.weltkindertag.de/

Warum gibt es den Kindertag in Deutschland 2-mal?

Am 1. Juni wird der „Internationale Kindertag“ zelebriert, der in der DDR bereits im Jahr 1950 als unterrichtsfreier Feiertag etabliert wurde – also 4 Jahre vor dem Weltkindertag der UN. Nach der Wiedervereinigung wurden beide Tage beibehalten. Je nach Region, Gemeinde, Verein, Träger etc. werden einer oder beide Tage gefeiert oder eben nicht und jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Thema Kinderschutz nicht nur am Weltkindertag ernst nehmen

Doch leider gibt es auch in Deutschland noch immer viele Kinder, deren Rechte nicht respektiert werden und die in schwierigen Lebenssituationen stecken. Obwohl das Thema Kinderschutz mittlerweile vermehrt ins Bewusstsein gerückt ist, sind nach wie vor zahlreiche Missstände vorhanden. So leiden beispielsweise viele Kinder unter Gewalt oder Vernachlässigung durch ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten.

Auch weltweit betrachtet haben längst nicht alle Kinder Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und ausreichender Nahrung. Der Weltkindertag soll daher auch dazu dienen, auf diese Ungleichheiten hinzuweisen und sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen.

Es liegt an uns allen – Politikern, Pädagogen sowie jedem einzelnen – dafür Sorge zu tragen, dass jedes Kind…

  • …ein gesundes Leben führen kann;
  • …frei von Angstzuständen ist und nicht um seine Sicherheit besorgt sein muss;
  • …zur Schule gehen darf, ohne Diskriminierung erfahren zu müssen;
  • …genug Essen hat, um satt zu werden sowie sauberes Wasser zum Trinken bereitgestellt bekommt.
  • Und vieles mehr, was die meisten in unserem Land für selbstverständlich erachten.

Nur, wenn wir gemeinsam handeln, können wir sicherstellen, dass jeder Tag so wird, als ob er dem Weltkindertag gleicht: ein Tag voller Freude, Sicherheit & Liebe!

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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