Scheidung und jetzt? Was passiert mit dem Kind in der Kita?

Das Thema Scheidung und Scheidungskind ist immer eine Herausforderung für Erzieherinnen. Kannst Du am Verhalten der Kinder herauslesen, ob bei ihnen zu Hause der Haussegen schief hängt? Oder überrascht es Dich, wenn Elternteile plötzlich die Scheidung bekannt geben? Wichtig ist in allen Fällen, wie Du damit umgehst und auf die Verhaltensänderungen des Kindes reagierst. Allgemeingültige Regeln gibt es bei einer Scheidung zwar nicht, aber einige Anregungen haben wir für Dich zusammengetragen.

Welche Anzeichen für eine Scheidung zeigt das Kind in der Kita?

Eventuell sucht das Scheidungskind mehr Nähe zu den Erziehern, braucht mehr Aufmerksamkeit. Manche finden die Situation zu Hause so unerträglich, dass sie gar nicht mehr heim möchten. Andere klammern besonders heftig, wenn sie von den Eltern gebracht werden. Die Reaktionen auf die „heile Familienwelt“ von anderen Kindern können ebenfalls heftig ausfallen. Das Scheidungskind kann kaum ertragen, wenn andere Kinder mit beiden Eltern auftauchen oder von ihren Familien erzählen. Es kann außerdem dazu kommen, dass Schlafstörungen oder Bettnässen auftreten.

Aggressives und zerstörerisches Verhalten liegt bei Scheidungskindern darin begründet, dass sie die Problematik der Trennung noch nicht erfassen können. Die Veränderungen beängstigen und verunsichern sie. Andere Kinder leiden eher still. Sie wirken apathisch, haben nur noch wenig Interesse am Geschehen um sie herum. Sie können sogar depressiv erscheinen.

Hilfestellungen für Scheidungskinder

Erzieher und Erzieherinnen sollten Verständnis für die problematische Situation des Kindes haben. Ein Elternteil ist meist nicht mehr so stark als Identifikationsfigur präsent. Beide Eltern müssen selbst ihre Gefühle sortieren, mit dem Leben als Alleinerziehende klar kommen und verändern daher manchmal ihren Erziehungsstil. Doch das verunsichert das Kind zusätzlich. Daher können Erzieher als eine wichtige Konstante im Leben des Kindes fungieren und eine gewisse Rückzugsmöglichkeit bieten. Körperliche Nähe und emotionale Zuwendung sind entscheidend, um der Verlustangst entgegenzuwirken. Selbstvertrauen und starke Bindungen geben den Scheidungskindern wichtigen Halt in der schwierigen Zeit.
Die Kita kann einen Rahmen schaffen, in dem sich das Kind nicht mit den Problemen der Erwachsenen befassen muss. Im Spiel mit den Gleichaltrigen darf es einfach nur Kind sein. Aber es muss ebenso erlaubt sein, Fragen zu stellen rund um die Trennung, die Erzieher kurz und bündig beantworten sollten, ohne etwas zu beschönigen. Routine und feste Regeln helfen zusätzlich.
Aggressive Kinder gilt es zu beruhigen, die zurückgezogenen müssen besonders angesprochen werden. Wichtig ist es, dass Erzieher dabei keinen Druck auf die Kinder ausüben oder sie zu hart angehen. Viele fühlen sich ohnehin bereits schuldig, an den familiären Problemen ihren Anteil zu tragen. Wenn im Kindergarten offen darüber gesprochen wird, dass es viele Familien-Formen gibt, muss sich das Kind nicht schlecht fühlen, wenn bei ihm aktuell eben nicht alles „in Ordnung“ ist.

Von der Trennung zur Scheidung

Eine Scheidung passiert in der Regel nicht von heute auf morgen. Oft vergehen Monate, manchmal sogar Jahre, bis die Eltern geschieden sind. Das heißt: Das Kind durchleidet den ganzen Weg: von den Streitigkeiten bis hin zur finalen Trennung und dem Auszug eines Elternteils von zu Hause. Das kann für Kinder ziemlich beängstigend sein. Aber auch die Ängste können sich über die Zeit verändern. Vielleicht hat das Kind am Anfang Angst um einen der Elternteile, wenn ein Streit sehr heftig wird. Oder es hat Angst, allein gelassen zu werden, wenn plötzlich ein Elternteil auszieht und die Verbindung nicht mehr so intensiv ist wie früher. Scheidungskinder sind eine große Herausforderung für Erzieherinnen und Erzieher – vor allem, dann, wenn Erzieher noch gar nicht wissen, dass die Eltern sich trennen wollen oder auf dem Weg dorthin sind.

Wichtige Infos nach der Trennung einholen

Der Ablauf von Trennung und Scheidung fällt jeweils individuell aus und geht die Erzieher eigentlich nichts an. Jedoch müssen einige rechtliche Fragen geklärt werden. Verliert einer der Elternteile eventuell das Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht und darf deshalb das Kind nicht mehr vom Kindergarten abholen? Ändert sich der Nachname des Kindes oder eines Elternteils? Gibt es eine neue Adresse? Die meisten Eltern teilen dies der Einrichtung von sich aus mit. Lade am besten zu einem persönlichen Gespräch ein, damit die Eltern nicht im Beisein anderer über diese intimen Themen sprechen müssen.

Alleinerziehende Eltern unterstützen

Das persönliche Gespräch solltest Du auch suchen, wenn Du in der frühen Scheidungsphase merkst, dass das Kind starke Verhaltensauffälligkeiten zeigt, die für die Gruppe kaum tragbar sind. Gib ihnen Adressen von regionalen Beratungsstellen für Elternberatung oder Scheidungsgruppen an die Hand, damit sie ihr Kind in der Trennungszeit gut begleiten können. Das ist vor allem wichtig, wenn Du merkst, dass die Eltern das Kind in den „Scheidungskrieg“ involvieren.

Alleinerziehende kannst Du als Erzieher ebenfalls unterstützen, indem Du Dir mehr Zeit für Gespräche nimmst. Oft können sie nicht an Elternabenden teilnehmen und haben einen erhöhten Bedarf an Gesprächen, da sie keinen Partner zum Austausch über das Kind an der Seite haben. Es sollte auch möglich sein, dass das Kind einen Ganztages-Platz erhält.

Buchtipp: Scheidungskindern helfen – Übungen und Materialien, Susanne Strobach, Beltz Juventa Verlag 2013, 3. Auflage, Leseprobe

Für Eltern: Broschüre „Wegweiser für den Umgang nach Trennung und Scheidung – Wie Eltern den Umgang am Wohl des Kindes orientieren können“ für 3 Euro zzgl. Versand zu beziehen über Frühe Kindheit online.

Unser Tipp: Wenn Ihr das Gefühl habt, dass zu Hause etwas nicht stimmt, sprecht die Eltern diskret und vorsichtig darauf an und bietet ihnen Eure Hilfe an – natürlich nur in dem beruflichen Rahmen, der Euch möglich ist. Das kann zum Beispiel ein Elterngespräch sein. Oder den Hinweis auf die oben genannte Broschüre für Eltern in der Scheidung. Wenn Eltern das aber nicht möchten, dann müsst Ihr das akzeptieren. Nicht jeder möchte bei den Erziehern seines Kindes über sein Privatleben sprechen.

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Von Mirjam Blake

Medienwissenschaftlerin, Texterin, Journalistin, Träumerin

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