Als QuereinsteigerIn in der Kita arbeiten – geht das?

Auf vielen Bewerbungsportalen lesen wir immer wieder: „Erzieherin (m/w/d) gesucht – auch als Quereinsteiger möglich!“. Doch ist es wirklich so einfach, ohne passende Ausbildung in einer Kita zu arbeiten? Wir haben Dir die wichtigsten Punkte unserer Recherche hier zusammengefügt!

Dass viele Kitas nun auch Quereinstiege in den Beruf der ErzieherIn ermöglichen, ist nicht zuletzt dem herrschenden Mangel an Fachkräften zu schulden. In vielen Regionen Deutschlands gibt es nicht genügend ausgebildete Erzieher und Erzieherinnen, um den Bedarf der Betreuung von Kindern zu decken. Deshalb entscheiden sich immer mehr Kitas dazu, ihre Einstellungskritierien zu lockern und somit auch QuereinstiegerInnen die Möglichkeit zu bieten, in einer Kita zu arbeiten.

Doch wir fangen von Vorne an: Wie wird man in Deutschland ErzieherIn?

Wie Du im Laufe des Artikels noch einige Male merken wirst, ist Bildung in Deutschland Ländersache – was die ganze Thematik etwas komplizierter macht.

Jedoch fokussieren wir uns hier zuerst einmal auf die beschlossenen Rahmenvereinbarungen, die für den Beruf der ErzieherIn in allen Bundesländer verbindlich sind:

Um in Deutschland den Beruf der ErzieherIn zu erlernen, ist es grundsätzlich möglich, eine vollschulische oder eine berufsbegleitende Ausbildung zur ErzieherIn zu absolvieren. Seit 2004 gibt es außerdem die Möglichkeit, per Studium Fuß im Berufsfeld der ErzieherIn zu fassen: Beispielsweise durch die Studiengänge Frühkindliche Bildung, Kindheitspädagogik oder Elementarpädagogik.

Welche Voraussetzungen musst Du als QuereinsteigerIn im Beruf der ErzieherIn erfüllen?

Wie und ob ein Quereinstieg als ErzieherIn möglich ist, hängt stark von den Vorgaben des Bundeslandes ab, in dem Du lebst. In der Regel werden jedoch die pädagogische Eignung und auch Erfahrung im Umgang mit Kindern vorausgesetzt. Als Faustregel kannst Du Dir merken, dass der Einstieg in den Beruf der ErzieherIn leichter ist, je höher Dein bislang erworbener (Schul-)Abschluss ausfällt.

Für die Ausbildung als Erzieherin brauchst Du einen mittleren Schulabschluss. Auch mit einem Hauptschulabschluss ist die Ausbildung möglich, jedoch muss hier eine vorangegangene Ausbildung in einem anderen Gebiet absolviert worden sein.

Als QuereinsteigerIn kannst Du in den Beruf der ErzieherIn am besten starten, wenn Du schon einen Berufsabschluss in einem anderen Beruf hast.

Die meisten Bundesländer setzen einen fachlichen Berufsschulabschluss mit erzieherischem Schwerpunkt voraus. In den fünf Bundesländern Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen und Rheinland-Pfalz werden durch den Fachkräftemangel auch schon fachfremde Abschlüsse zugelassen. Andere Bundesländer setzen relevante, praktische Vorerfahrungen voraus. Diese können durch die Arbeit in einer Kita oder anderen pädagogischen Einrichtungen gewonnen werden.

Im Gegensatz dazu stehen die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Thüringen, die einen Berufsabschluss in einem pflegerischen Beruf verpflichtend vorgeben, um einen Quereinstieg als ErzieherIn zu ermöglichen. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass die QuereinsteigerInnen bereits grundlegende Erfahrungen im Umgang mit Kindern und deren Bedürfnisse gesammelt haben und somit eine geeignete Vorbildung mitbringen. Auf diese Weise verfügen die QuereinsteigerInnen über wichtige fachliche Kenntnisse und Erfahrungen, die in der Arbeit in der Kita wichtig sind.

Wie Du merkst, hängt ein Quereinstieg als ErzieherIn stark von den Vorgaben des Bundeslandes ab. Wenn Du nicht schon über einen Universitätsabschluss in einem Fach mit pädagogischem Schwerpunkt, wie etwa Sonderpädagogik, verfügst, kommst Du um den Besuch einer Fachschule aber nicht so leicht herum.

Über ein Praktikum in den Beruf der ErzieherIn starten:

Manche Regionen und Einrichtungen ermöglichen Dir auch ohne pädagogische Vorerfahrung einen Einstieg als ErzieherIn in einer Kita oder Krippe. Der Fachkräftemangel ist groß – genau so der Bedarf an Personal. Mithilfe diverser Praktika steigerst Du Deine Chancen in den Berufseinstieg und sammelst erste Erfahrungen im Berufsfeld der ErzieherIn.

Eine weitere Möglichkeit, wie der Quereinstieg ohne relevante Vorerfahrungen gelingen kann, ist es, sich als pädagogische Hilfskraft, Ergänzungskraft oder Kindergartenhelfer in einer Einrichtung zu bewerben. Als solche unterstützt Du die ErzieherInnen bei der Betreuung und Förderung der Kinder, indem Du beispielsweise bei der Vorbereitung von Aktivitäten und Projekten oder bei der Beaufsichtigung der Kinder während des Spielens hilfst. Als KindergartenhelferIn unterstützt Du die ErzieherInnen vorrangig bei täglichen Arbeiten, wie der Vorbereitung der Mahlzeiten oder bei der Sauberhaltung der Gruppenräume. Auf diese Weise kannst Du erste Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln und Dir gleichzeitig ein besseres Verständnis für den Beruf der ErzieherIn aneignen. Jedoch sind diese Tätigkeiten in der Regel auf Grundlager einer befristeten Anstellung und bieten keine langfristigen Karriereperspektiven.

Quereinstieg mit einem ausländischen Anschluss

Uns erreichen zahlreiche Nachrichten mit der Nachfrage, ob und wie der im Ausland erworbene Abschluss als ErzieherIn in Deutschland anerkannt werden kann. Die Fragen sind absolut berechtigt und auch wir finden es unfair, dass der Abschluss häufig nicht anerkannt wird – schließlich wird so auf kompetente, ausgebildete ErzieherInnen verzichtet.

In unserem Artikel Anerkennung von ErzieherInnen aus dem Ausland – die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen haben wir uns gezielter mit der Thematik beschäftigt. Schaut doch da mal vorbei! Hier ist auch eine englischsprachige Version verfügbar.

Quereinstieg über Externenprüfung?

Den Abschluss als staatlich anerkannte ErzieherIn kannst Du auch ohne vorangegangene theoretische Ausbildung absolvieren. Jedoch müssen hierzu praktische Erfahrungen vorgewiesen werden – in der Regel bedarf es hier am 1,5-fachen der eigentlichen Ausbildungszeit. Mit diesen kannst Du Dich dann zur Abschlussprüfung der Berufsausbildung anmelden. Die Inhalte der Ausbildung und folglich der Abschlussprüfung müssen dann in Eigenregie erlernt werden.

Fortbildungen und Schulungen

Für den beruflichen Quereinstieg als Erzieherin gibt es verschiedene Fortbildungen und Schulungen, die je nach Bundesland und Einrichtung unterschiedlich aufgebaut und gestaltet werden. Diese sollen QuereinsteigerInnen dabei unterstützen, ihre pädagogischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und sich auf die Tätigkeit als ErzieherIn vorzubereiten.

In einigen Bundesländern ist der sogenannte Vorbereitungsdienst oder das Anerkennungspraktikum für QuereinsteigerInnen in den ErzieherInnenberuf verpflichtend. Dadurch können erste praktische Erfahrungen in einer Kita gesammelt werden, die dabei helfen, sich auf die staatliche Anerkennungsprüfung vorzubereiten.

Fortbildungen und Schulungen können aber auch Themen wie beispielsweise Sprachförderung, interkulturelle Kompetenz, Entwicklungsförderung und Inklusion umfassen. Alle Fortbildungen und Schulungen haben es zum Gegenstand, Kinder bestmöglich betreuen und fördern zu können.

Zudem gibt es auch Weiterbildungen, die sich speziell an QuereinsteigerInnen richten und den Einstieg in den Beruf erleichtern sollen. Diese Kurse können zum Beispiel die Grundlagen der Pädagogik, Rechtsgrundlagen im Kita-Berich, als auch die Organisation und Struktur von Kitas behandeln.

In der Regel ist die Teilnahme an solchen Fortbildungen und Schulungen mit Kosten verbunden, welche von den QuereinsteigerInnen selbst getragen werden müssen.

Wie kannst Du den Quereinstieg finanzieren?

Im Rahmen des letzten Abschnittes sind wir zum ersten Mal auf die Kosten, die sich hinter einem solchen Quereinstieg verbergen können, gestoßen. Während der Ausbildung zur ErzieherIn werden QuereinsteigerInnen nicht vergütet und müssen im Fall bestimmter Fachakademien sogar noch draufzahlen. Als QuereinsteigerIn ist hier vor allem die Finanzierungsmöglichkeit BAföG von hoher Bedeutung. Das Aufstiegs-BAföG wird angehenden ErzieherInnen bis zu drei Jahre lang ausgezahlt. Wenn Du Dich aus der Arbeitslosigkeit heraus für eine Ausbildung zur ErzieherIn entscheidest, übernimmt die Bundesagentur für Arbeit Deine Ausbildungskosten.

Für viele Menschen wird der Ausbildungseinstieg überhaupt erst durch Ausbildungsangebote wie der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) möglich. Hier wird neben dem schulischen Teil auch schon in der Einrichtung gearbeitet. Der Vorteil hier: Je nach Bundesland kommt euch eine unterschiedlich hohe Vergütung zu.

Welchen Vorteil hast Du als QuereinsteigerIn für die Einrichtung, in der Du arbeiten möchtest?

Viele von Euch berichten uns immer wieder davon, dass sie erst nach einigen Jahren in anderen Berufsfeldern gemerkt haben, dass ihnen der Kontakt mit Menschen und vor allem Kindern in ihrem Alltag fehlt. Sie beklagen stumpfsinnige Tätigkeiten im Büroalltag und streben nach dem Gefühl, etwas beizutragen. Aus dieser Motivation heraus, gehen sie ihren neuen Beruf mit viel Herzblut und Freude an.

Kitas und andere pädagogische Einrichtungen können davon profitieren, auch Personen ohne klassische ErzieherInnen-Ausbildung einzustellen. Nicht selten sind diejenigen, die den Quereinstieg in den Beruf der ErzieherIn wagen, schon einige Jahre in anderen Berufsfeldern tätig gewesen und haben meist schon eigene Kinder. Diese Faktoren verleihen ihnen Lebenserfahrung. Durch die vorher ausgeübten Berufe haben sie zudem einen breiten Erfahrungsschatz aus anderen Bereichen, den sie in ihren neuen Job als ErzieherIn einfließen lassen können.

Nur durch die Öffnung des Berufszweigs kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann.

Kritik und Fazit

Über diverse Mittel und Wege kannst Du in Deutschland als QuereinsteigerIn im Beruf der ErzieherIn Fuß fassen. QuereinsteigerInnen verfügen nicht über die gleiche pädagogische Ausbildung wie es ausgebildete ErzieherInnen tun, wodurch einige Seiten befürchten, dass durch die zunehmende Zahl der QuereinsteigerInnen die Qualität der Arbeit in den Kitas leiden könnte. Wir finden jedoch, dass auch QuereinsteigerInnen wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse mitbringen können, die sie in der Arbeit mit Kindern anwenden können.

Unabhängig von der Debatte um die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt festzustellen, dass der Bedarf an Fachkräften in den Kitas ein dringendes Problem darstellt, das nicht einfach zu lösen ist. Allen voran bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und den Trägern der Kitas, um Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu schaffen und die Qualität der Arbeit in den Einrichtungen zu sicher, aber auch QuereinsteigerInnen weiterhin die Möglichkeit bieten zu können, den Beruf ihrer Wahl auszuüben.

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