Freundschaften unter Kollegen – Alltagsanekdote Teil 18

Freundschaften unter Kollegen – wie läuft das in der Kita ab? Erzieher und Erzieherinnen sind ein Völkchen für sich. Dieses Völkchen hat so seine Eigenarten und dadurch findet die Berufsgruppe sich auch immer wieder. Wie das im Alltag aussieht, schildert Manuela in dieser Alltagsanekdote. Kommt Euch die eine oder andere Situation vielleicht bekannt vor?

Erzieher: Die sozialsten Wesen

Wenn man als Erzieherin auf einer Party eingeladen ist, kann man sich sicher sein, dass noch mindestens 3 andere Erzieher anwesend sind. Das liegt daran, dass wir einfach gleich ticken. Wenn ich als Erzieherin also zu einer Party eingeladen werde, dann weil die Person, die mich einlädt, mich mag. Die anderen Gäste werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch gemocht und somit ist die Chance einfach riesig, dass ein paar von den anderen Gästen eben auch Erzieher sind. So will es das Gesetz des sozialen Miteinanders. Angst vor Einsamkeit braucht eine Erzieherin also niemals zu haben, wenn sie irgendwo hin eingeladen wird.

Aber (das sollte eigentlich selbstverständlich sein): Angst hat eine Erzieherin sowieso nicht. Sie ist nämlich wahnsinnig sozial und in der Lage, zu kommunizieren. Mehr braucht es doch nicht, um in jeder Gesellschaft klarzukommen. Und weil wir Erzieher so sozial sind, sind 2 Sachen doch schon mal grundsätzlich klar: 1. Wir haben wahnsinnig viele Freunde und Bekannte. Und 2.: Die besten Freunde sind unter unseren Kollegen zu finden. Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen.

Freundschaften unter Kollegen pflegen

Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen ersten Tag als Erzieherin in einem neuen Team. Auch wenn ich wahnsinnig sozial bin (NATÜRLICH, ich bin Erzieherin), bin ich total nervös. Man weiß ja nie, was für ein Kollegium einen bei der neuen Arbeitsstelle erwartet.

Also, Augen zu und durch. Ich öffne die Tür und noch bevor ich meine Sachen irgendwo ablegen kann, werde ich belagert. Von allen Seiten. Wie die Glucken hängen sie an mir, um mich mit Fragen zu löchern. Rückblickend weiß ich: Das ist ganz normal. Ein typisches Verhalten von Erziehern. Es wird halt abgecheckt, ob es sich um eine potenziell neue beste Freundin handelt.

Da werden die klassischen Parameter abgefragt:

„Wie heißt du?”

„Wie alt bist du?”

„Wo wohnst du?”

„Bist du verheiratet und hast du Kinder?”

Eigentlich affig dieser Fragenkatalog. Wie im Kindergarten. Haha, was für ein phänomenaler Wortwitz, wenn man bedenkt, dass ich gerade vor wenigen Sekunden den neuen Kindergarten betreten habe.

Komisch, dass das so ist… In den meisten Berufen werden die neuen Mitarbeiter erstmal lange, wenn nicht sogar für immer, in Ruhe gelassen. Bei Erziehern geht das nicht. Natürlich nicht. Sie sind ja, wie bereits erwähnt, wahnsinnig sozial und wollen Freundschaften unter Kollegen schließen.

Aus neuen Kollegen werden Freunde

Ein neuer Mensch in der Kita ist gleichzusetzen mit dem Stück Brot, das man in eine Gruppe Möwen wirft. Alle rennen, verrückt hin und schreien rum. Hm, das beeindruckt das Brot nicht sonderlich. Ok ok, der Vergleich war sehr schlecht, denn mich freut es tatsächlich sehr, dass alle an mir interessiert sind. Ich beantworte alle Fragen anständig und fühle mich irgendwie gut aufgenommen. Sympathischer erster Eindruck. Kurze Zeit später sehe ich es hier und da mal tuscheln. Während ich dort meine Ahnungslosigkeit überspiele, weiß ich inzwischen, was es mit dem Tuscheln auf sich hat.

Ein Team aus Erziehern, wäre nicht ein Team aus Erziehern, wenn nicht auch die Freizeitgestaltung oft gemeinsam abläuft. Das Tuscheln bedeutet also nur, dass allgemein beraten wird, ob die neue Person in der Kita (in dem Falle ich) zur nächsten Abendaktivität eingeladen werden sollte.

Offenbar habe ich die Sympathie-Prüfung bestanden und nach nicht mal 4 Stunden Arbeit bei der neuen Arbeitsstelle kommt eine Kollegin (ihren Namen konnte ich mir im allgemeinen Ansturm am Morgen nicht merken) mit einem strahlenden Lächeln, wie es nur Erzieherinnen können, mit folgender Frage zu mir: „Heute Abend Cocktailabend! Biste dabei?”

Tja nun, was sagt man da?! Eigentlich wollte ich auf meinen ersten Arbeitstag abends mit meinem Mann mit einem Gläschen Wein anstoßen, aber das kann ich nun vergessen. Tauschen wir den Mann gegen die Kollegen und den Wein gegen die Cocktails, kommt es allerdings wieder auf das Gleiche heraus. Es ist mein neues Team! Natürlich muss ich „ja“ sagen. Also das Date steht.

Cocktails und Freundschaften unter Kollegen

Am Abend treffe ich Sandra, Britta, Verena, Merle und den Praktikanten Tim. Der Rest vom Team fehlt. Nach dem 1. Cocktail traue ich mich auch zu fragen, wo der Rest ist. Doch aus irgendeinem Grund ernte ich für diese Frage großes Gelächter.

Die Erklärung, die mir wenig später gegeben wird, ist, dass sich immer nur der harte Kern trifft. Eben jene Leute, bei denen es einfach passt. Wer würde denn schließlich die missmutige Anita hier am Tisch sitzen haben wollen. Wieder lachen alle.

ACHTUNG: Jetzt kommt die Kehrseite von Erziehern mit voller Bandbreite auf den Tisch. Es wird gelästert. Ohne Punkt und Komma. Über die Ehe von Hanna und die grummelige Stimme von Jutta, über den Ghetto-Look von Jane, der Jahrespraktikantin, die im Übrigen sowieso komplett fehl am Platz ist.

Von den Kollegen geht es weiter zu den Müttern: Die Mama von Jules, die ihr Kind jetzt immer ‘ne Stunde länger in der Kita lässt, um joggen zu gehen und über die Mutter von Lea, die sich jeden Mittag beim Abholen von ihrer Tochter beißen lässt.

Erzieher beherrschen die Gabe des Lästerns zur Perfektion. Oft denke ich, dass es damit zu tun hat, dass dieser Job noch sehr von Frauen geprägt ist. Und wo Frauen sind, gibt es auch Zickereien. Obwohl unser Tim gut mitzieht bei diesem Läster-Stammtisch. Wie dem auch sei. Ich bin gerade sehr froh, dass ich für diese 5 Menschen offenbar sympathisch bin, sodass ich mit dabei sein darf.

Ich habe einen genialen Abend. Und jeder, der jetzt denkt, dass dieser Abend nur aus Lästern besteht, der liegt falsch. Wir lernen uns kennen und es ist lustig, sympathisch und großartig. Eine super Truppe! Ich schätze es sehr, dass ich solche Kollegen habe. Insbesondere mit Merle verstehe ich mich so gut, dass wir ein perfektes Team bilden. Ein tolles Arbeiten entsteht und jeder Tag in der neuen Einrichtung macht Spaß.

Beste Freunde an der Arbeit

Jedes Mal, wenn jetzt jemand Neues die Kita betritt, rennen wir alle genauso wie bei mir zur Tür, frohen Mutes einen weiteren Freund fürs Leben zu finden. Manchmal passt es, manchmal nicht. Manchmal wächst der harte Kern der Kita und manchmal schrumpft er auch ein kleines bisschen, aber er bleibt bestehen.

Solche Freundschaften gibt es wohl nur unter Erziehern und den Chef freut es riesig! Doch seine Freude über so ein klasse Team wird meist dann getrübt, wenn er feststellt, dass die Freundinnen gleichzeitig schwanger werden und somit zur selben Zeit ausscheiden. So geschehen auch bei mir und Merle.

Aber eines ist und bleibt, egal wie die Zukunft aussieht: Merle ist meine beste Freundin und zugleich die beste Kollegin, die man haben kann.

Übrigens: Am 30. Juli ist der Tag der Freundschaft – genau richtig, um der besten Kollegen-Freundin ein kleines Geschenk zu machen oder einfach mal DANKE zu sagen, oder?

Freundschaften unter Kollegen – habt Ihr auch feste Freundschaften an der Arbeit oder seid Ihr eher eine Zweckgemeinschaft? Tauscht Euch darüber aus auf unserem Instagram- oder Facebook-Kanal.

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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