Wie nennen wir unser Kind? – Alltagsanekdote Teil 6
- 28.06.2022
- Manuela
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– Wenn ein Erzieherpaar Kinder bekommt –
Ja, es ist ein ganz besonderer Abschnitt im Leben: Kinder kriegen.
Kaum hält man den positiven Schwangerschaftstest in der Hand, rattert es im Gehirn. Da werden Überlegungen gemacht, gegrübelt, gedacht und bei den meisten tut sich dann auch ziemlich schnell die Frage auf:
Wie soll das Kind denn heißen?
Der Name ist etwas, was wirklich wichtig erscheint. Eltern wollen immer gerne, dass ihr Kind einzigartig ist. Das erreicht man halt scheinbar dadurch, dass der Name einzigartig ist. Aber wie findet man ihn jetzt? Diesen einzigartigen, wundervollen Namen, den das eigene Kind besonders dastehen lässt? Nicht umsonst gibt es heutzutage alles! Ja, wirklich alles. Kinder werden nach Städten, Marken, Filmen, Sportlern und Schauspielern benannt. Da treffen sich morgens in der Kita die kleine Ariel und der süße Brad auf ein Fußballspiel mit Cola. Und dann gibt es noch jene Eltern, die ihrem Kind möglichst viel Individualität verleihen möchten, in dem sie mit Zwischenname um sich werfen. Na klar: „Einer von den vielen Namen wird dann schon einzigartig sein! Und zur Not ist halt die Kombination einzigartig“, sagte die Mutter von Jan Luca Fynn zu der Mutter von Jaqueline Michelle Joanna.
Beliebt ist auch das Stöbern in Namensbüchern aus bestimmten Regionen. Es soll dann ein traditioneller, regionaler Name sein! (Die Region selbst spielt dabei eine sehr untergeordnete Rolle) Oder ein traditioneller schwedischer oder spanischer Name. Warum Schweden oder Spanien? Na, weil es im Trend ist. Deshalb.
Und da treffen wir mitten in einer KITA in Bayern die kleine, absolut nicht ostfriesische, Eelske, die gerne mit dem absolut nicht spanischen Carlos und der so gar nicht schwedischen Agnes spielt.
Ja, es ist schon verrückt und es wird immer verrückter. Und das bei ganz „normalen“ Eltern. Besonders heikel wird dieses Thema jedoch, wenn zwei Erzieher gemeinsam ein Kind bekommen. Oder noch schlimmer: zwei, drei oder vier Kinder! Wo soll man denn so viele Namen herbekommen?
Pädagogische Fachkraft (m/w/d) | Landkreis Tuttlingen |
Evang. Kirchengemeinde Mühlheim | Mehr Infos |
Aber lest selbst …. Es trug sich wie folgt zu:
Es schien alles perfekt! Heidi und Thomas (die zwei heißen so, weil Erzieher immer Heidi und Thomas heißen) lernten sich in der Ausbildung kennen. Sie verliebten sich recht schnell ineinander, weil sie genau auf einer Wellenlänge waren. Und dann noch die gemeinsame Ausbildung. Was war das für eine schöne Zeit! Beide gingen während der Ausbildung in unterschiedliche Einrichtungen, um ihre Praktika abzuleisten. Beide lernten die unterschiedlichsten Kinder mit den unterschiedlichsten Namen kennen. Und abends unterhielten sie sich über den Tag. Sie unterhielten sich über den frechen Tom aus Heidis Einrichtung und die süße Jette aus Thomas Einrichtung. Und so vergingen die Jahre und beide gingen nach der Ausbildung in unterschiedliche Betriebe, um dort zu arbeiten.
Jahr für Jahr kamen neue Kinder und nach rund 10 Jahren hatten sie namenstechnisch schon so ziemlich alles mitbekommen, was möglich war. Auch zu diesem Zeitpunkt wurde Heidi dieser schreckliche Zustand bewusst. Eines Abends sagte sie geschockt zu Thomas: „Thomas, wenn wir jemals ein Kind bekommen sollten…, wie um alles in der Welt sollen wir es nennen? Alle Namen sind erstens vergeben und zweitens extrem vorbelastet!“
Als wenn es der Zufall nicht anders wollte, hält die gute Heidi schon drei Wochen später einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Sie freut sich natürlich. Auch wenn Erzieherinnen meist durch ihre Arbeit so gesättigt sind von Kindern, dass sie nicht selten behaupten, dass sie keine eigenen Kinder wollen. Tja. Bei den meisten kommt es dann eben doch anders. Heidi ist auf jeden Fall glücklich. Dann verfällt sie jedoch in einen Panikzustand: „Thoooooooooooooomas! Ich bin schwanger, wie sollen wir jemals einen geeigneten Namen finden?“
Thomas freut sich auch, jedoch ist auch ihm die Panik direkt in die Augen geschrieben.
Mutig wie er ist, beginnt er direkt mit dem ersten Versuch:
„Wenn es ein Junge wird: Max und wenn es ein Mädchen wird: Hanna!“
Heidi guckt ihn wütend an: „Max und Hanna?! Echt jetzt? Die hatte ich doch erst letztes Jahr im Vorschuljahrgang! Beide! Also nein!“
Zweiter Versuch! „Leon und Mia?“
„Boah Thomas: Ich habe jetzt gerade in meinem Jahrgang 5 Leons und 3 Mias…. Ein bisschen mehr Kreativität solltest du schon an den Tag legen!“, ist die Antwort von Heidi.
Beide vertagen das Problem und einigen sich darauf erst wieder über die Namensfindung zu sprechen, wenn das Geschlecht feststeht… das minimiert das Problem schonmal um 50 %. So weit so gut. 10 Wochen später ist klar, dass es ein Mädchen wird. Die zwei machen sich aktiv an die Namenssuche. Ein Schlagabtausch findet statt:
Heidi: „Merle“
Thomas: „Oh Gott nein! Die schrie immer nur! Emma?“
Heidi: „Nein! Unsympathisches Kind mit fürchterlichen Eltern! Laura?“
Thomas: „Bist du verrückt? So ne Oberzicke! Lara vielleicht? Ist ja so ähnlich wie Laura?!“
Heidi: „Dann könnte ich immer nur an so einen unvorteilhaften Kurzhaarschnitt denken!… Maike?“
Thomas: „Kannst du dich noch an das Kind erinnern, was mir mal einen Apfel an den Kopf geworfen hat, woraufhin ich ins Krankenhaus musste?“
Heide: „ja?“
Thomas: „Das war Maike!“
Heidi: „Oh Mist!“
Und mit diesem Fauxpas von Heidi wird die Diskussion wieder vertagt.
Heidis Bauch wird immer größer, die Namensproblematik auch.
Die beiden beginnen Namenslisten im Internet zu durchstöbern. Vergebens. Alle Namen scheinen entweder hässlich oder vorbelastet. Und die Vorbelastung ist bei gleich zwei Erziehern enorm.
Der Geburtstermin rückt näher und näher und das Mädchen scheint namenlos zur Welt kommen zu müssen. Das finden beide schade, aber es ist wohl unumgänglich.
In der Nacht als bei Heidi die Fruchtblase platzt und beide im Auto auf dem Weg zum Krankhaus sind, schlägt Thomas mit nervöser Stimme weiter Namen vor. Heidi antwortet schmerzerfüllt:
„Jutta“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein“
„Elke“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeein“
„Susanne“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein“
„Inga“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein“
„Annika“
„Bist du verüüüüüüüüüückt? Die wollte mich umbringen!“
Thomas überlegt und antwortet schließlich etwas ungeschickt:
„Na und? Dieses Kind in deinem Bauch will dich anscheinend auch umbringen, so wie du schreist“
Ups, das hätte er besser nicht gesagt. Funkstille.
Ein paar Stunden später ist das kleine Mädchen da!
Heidi ist glücklich, Thomas ist glücklich und das Kind ist wohl auf. Als jedoch die Hebamme fragt, wie es heißen soll… schauen sich Thomas und Heidi geschockt an. Vor dieser Frage hatten sie sich 9 Monate lang gefürchtet und nun wird sie gestellt und es gibt keine passende Antwort.
Geistesgegenwärtig sagt Thomas zu der Hebamme sie möge bitte ihren Namen auf der Geburtskarte eintragen. Die Nachfrage der Hebamme, ob sie sich sicher seien, hätten die zwei vielleicht besser nicht so leichtsinnig bejaht.
Auch das Verneinen der Frage: „Wollen sie nicht erstmal wissen, wie ich heiße?“, war vielleicht nicht die klügste Entscheidung….
Angekommen in ihrem Zimmer mit dem Baby und der Geburtskarte in der Hand, schauen die beiden, von Glück erfüllt in die Karte und lesen:
Kunigunde Glorietta
Beide lachen herzlich und sind sich einig: Dieser Name ist zumindest noch nicht besetzt oder durch KiTa-Kinder vorbelastet.
Von Manuela
Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.
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Tags: Alltagsanekdote, Erzieherpaar, Namensfindung
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