Soll ich kündigen? Ein kleiner Fahrplan für Erzieher/innen zur Entscheidungsfindung

Wenn man sich aktuell bei den Erzieherinnen* umhört, hört man ein Wort erstaunlich oft. „Kündigen“. Es fällt in Nebensätzen, in Drohungen, in Stresssituationen, oder einfach in lockeren Gesprächen. Viele Erzieherinnen fügen dann noch folgenden Nebensatz hinzu: „Dann mach ich halt was anderes!“

Doch warum ist das so? Warum ist das Thema der Kündigung so präsent? Das war doch noch vor einigen Jahren nicht so. Ich glaube, dass das mehrere Gründe hat.

Die Arbeit hat sich in den letzten Jahren wahnsinnig geändert. Weg von dem Traumberuf mit der Traumvorstellung, in der die Erzieherin in ihrem bunten Blumenkleid und ihrer gebastelten Perlenkette leichtfüßig über eine Wiese hüpft, dicht gefolgt von ca. 10 Kindern, alle hochmotiviert von ihrer geliebten Bezugsperson zu lernen. Gleichzeitig mit einem solch großen Vertrauensverhältnis, dass sofort klar wird: Diese Gruppe von Menschen kennt und liebt sich schon seit Jahren.

Auch wenn dieses Szenario natürlich vollkommen überzogen ist, kann man sagen, dass die Arbeit als Erzieherin noch vor einigen Jahren zumindest in diese Richtung ging:

Kleine Gruppen in kleinen Kindergärten, feste Stammerzieher, kürzere Betreuungszeiten. Weniger Krankheiten, weniger Stress, weniger Bürokratie, weniger Vorschriften und Auflagen und daraus resultierend irgendwie mehr Liebe.

Liebe in dem Sinne, dass eine Erzieherin zum einen mehr Liebe für ihren Job und für die Kinder einbringen konnte, zum anderen aber auch wesentlich mehr Liebe entgegengebracht bekommen hat.

Das ist heute einfach anders. Klar ausgedrückt ist die Arbeit, die im Kindergarten erbracht wird, mittlerweile einfach „nur“ eine Dienstleistung. Der Kindergarten als Dienstleistungsunternehmen. Und da das von den meisten mittlerweile so gesehen wird und die persönliche Ebene aus den unterschiedlichsten Gründen oftmals fehlt, (sowohl innerhalb des Personals, als auch zwischen Kind und Erwachsenem) ist die Fluktuation riesig. Das Familiäre fällt weg. Es ist ein Kommen und Gehen.
Das ist natürlich schade, aber so wird deutlich, warum das Arbeiten in Anbetracht der immer steigenden Anforderungen stetig unattraktiver wird und als letzter Ausweg wahnsinnig oft das Wort „Kündigung“ fällt.

Ich wette jede Erzieherin oder Erzieher, die dies hier liest, hat in den letzten Wochen oder Monaten mindestens einmal über eine Kündigung nachgedacht.

Doch ist das wirklich der letzte mögliche Schritt? Sollte man seinem Arbeitsplatz den Rücken kehren und den Sprung in neue Gewässer wagen? Das ist fraglich und ich empfehle hier mit Bedacht vorzugehen:

Hier ein Fahrplan, wie man gedanklich vorgehen sollte, um eine Entscheidung zu treffen. (Am sinnvollsten ist es sich die Antworten auf die einzelnen Fragen zu notieren. So wird einem das Resultat noch mehr verdeutlicht)

Vor der Kündigung sollte man sich die Frage stellen:
Was genau bringt mich eigentlich dazu kündigen zu wollen? Ist es nur eine Laune? Oder denke ich wirklich regelmäßig darüber nach?

Hier sei ganz klar zu erwähnen, dass jeder mal einen schlechten Tag hat, egal in welcher Einrichtung man arbeitet und egal in welchem Beruf man tätig ist. Das Zweifeln liegt in der Natur des Menschen und wenn es mal nicht so gut läuft, neigt der Mensch oftmals dazu „hinschmeißen“ zu wollen.

Dann gilt es die Frage zu stellen:

Was sind die konkreten Punkte in der Arbeit, die meinen Kündigungswunsch hervorrufen?

Der Stress? Die Kollegen? Das Unpersönliche? Die Arbeitszeiten? Das Konzept?

Diese Punkte lassen sich ganz individuell benennen. Nach Beantworten dieser Frage ist man seinem Problem schon ein ganzes Stück näher.

Dann folgt die nächste Frage:

Hätte ich die oben genannten konkreten Punkte zum Kündigungswunsch auch in einer anderen Einrichtung? (Würde mir ein Arbeitsstellenwechsel helfen?)

Hier kommt es jetzt tatsächlich ein bisschen drauf an, um welche konkreten Punkte es sich handelt. Ist das Team ein Problem, würde ein Einrichtungswechsel definitiv Erfolg versprechen, handelt es sich jedoch um Punkte wie „Arbeitszeiten“ oder „Stress“, sind es Punkte, bei denen eine Kündigung nicht unbedingt erfolgsversprechend ist.

Es gilt also klar zu differenzieren und herauszufiltern, was einen belastet.

Die nächste Frage ist:

Resultierend aus den anderen Fragen: Ist eine Kündigung sinnvoll?

Können sich meine Punkte an meinem jetzigen Arbeitsplatz regeln lassen?

Kann ich zum Beispiel gegen den Stress eine Kur beantragen, oder bessere Arbeitsbedingungen für mich erfragen? Kann ich andere Arbeitszeiten bekommen? Kann ich meine Arbeit freier gestalten?

Hier empfehle ich wirklich immer im Austausch zu sein. Besprecht eure Probleme und Gedanken mit der Leitung, oder mit betroffenen Kollegen. Viele Gespräche führen dann schon dazu, dass der Kündigungswunsch schwindet und dass sich gewisse Probleme regeln lassen.

Kommt man nach all den Fragen und möglichen Lösungsversuchen zu dem Ergebnis, dass man kündigen möchte, sollte man sich noch eine letzte Frage stellen:

Ich kündige als Erzieherin oder Erzieher! Und dann? Wie geht es weiter?

Mache ich einen Einrichtungswechsel, weil das erfolgsversprechend ist? (Die neue Einrichtung arbeitet z.B. vielleicht nach einem anderen Konzept, was mir mehr zusagt oder nimmt jährlich weniger Kinder auf, als meine aktuelle Einrichtung, was weniger Stress bedeuten würde.)

Oder sage ich: „Nein! Ich möchte nicht mehr als Erzieherin arbeiten!“?

Und diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: Habe ich generell noch Lust auf diesen Job? Macht die Arbeit mir die Arbeit mit den Kindern (unter den richtigen Umständen) noch Spaß?

Wenn man dies getrost mit „ja“ beantworten kann, dann sollte man definitiv in dem Beruf bleiben und lediglich die Einrichtung wechseln.

* Zur besseren Lesbarkeit haben wir in diesem Text darauf verzichtet zu gendern. Natürlich sind alle Erziehenden gemeint.

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Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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