Die 5 dämlichsten Ratschläge für Erzieher

Ein Ratschlag ist ja gut gemeint. Aber es gibt viele Ratschläge, die Erzieherinnen nur noch nerven. Vor allem von sogenannten Experten. Fragst Du zum Beispiel die kleinen Kinder vor dem Wickeln jedes Mal um Erlaubnis? Nein? Das solltest Du laut einer australischen Sexualpädagogin allerdings tun! Wir stellen Dir diesen Erziehungstipp und andere Ratschläge vor, die Du getrost wieder vergessen kannst.

Ratschlag #1: Immer um Erlaubnis fragen

Sexualpädagogin Deanne Carson aus Australien muss im Internet für ihre Erziehungsratschläge viel einstecken. Im Interview mit dem australischen Sender ABC News erzählte sie im Mai 2018, dass es für die Selbstbestimmung der Kinder entscheidend sei, dass sie vor dem Windeln-Wechseln um Erlaubnis gebeten werden. Es geht darum, dass bereits Babys durch die Frage lernen sollen, dass sie ein Selbstbestimmungsrecht und Kontrolle über ihren eigenen Körper haben. Keine schlechte Absicht, aber was tun, wenn das Kind antworten kann und das Wickeln selbstbewusst ablehnt?! Den Stinker den ganzen Tag drin lassen?

Ratschlag #2: Bitte nicht Knuddeln oder Küssen!

Die Panik macht immer wieder die Runde: Kleine Kinder nicht knuddeln und auch keine Küsschen geben, damit die Kids keine Bakterien oder Viren der Erwachsenen abbekommen. Lass Dich nicht von dem Stress anstecken. Darüber musst Du Dir keine Gedanken machen. Was jedoch stimmt: Bakterien aus dem Mund können übertragen werden, wenn Du beispielsweise den Löffel eines Kindes ableckst und ihm dann zum Weiteressen zurück gibst. Das solltest Du also vermeiden.

Ratschlag #3: Einfach mal ignorieren

Um 1900 (und zum Teil noch später) gab es eine Menge heute sehr rabiat klingender Erziehungsratschläge. Ein großes Glück für alle, dass wir heute anders denken. Die offiziellen Tipps zum Thema Kindererziehung von der US-amerikanischen Regierung gingen damals noch in die Richtung: „Ein Baby soll lernen, dass seine Eltern es ignorieren, wenn es ständig schreit.“ Psychologe John B. Watson ging noch weiter und sagte, dass Umarmungen und Küsse den Charakter von Kindern verderben würden.

Der Physiker L. Emmett Holt empfahl, erst ab einem Alter von einem halbem Jahr mit dem Baby zu spielen. Und Autor Walter Sackett schrieb 1962 in seinem Buch „Bringing up Babies“, dass es sinnvoll sei, Kinder ab sieben Monaten an den Geschmack von Kaffee zu gewöhnen, da dieses Getränk ein normaler Teil unserer Kultur ist.

Ratschlag #4: Mit zwei Wochen schon auf die Toilette

Leider fühlen sich auch viele sogenannte Experten dazu befähigt, Eltern und Erziehern Tipps zu geben – zum Beispiel aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen. Ein trauriges Beispiel ist der Fall des US-amerikanischen Predigers Michael Pearl, der sich dafür ausspricht, bereits bei zwei Wochen alten Babys mit dem Toiletten-Training zu beginnen. Leider predigt er auch den Einsatz von Schlägen, um Erziehungsziele zu erreichen. Drei Babys in seinem Umfeld sollen gestorben sein aufgrund von fragwürdigen Erziehungsmaßnahmen.

Ratschlag #5: Ich weiß es besser

Einem Erzieher einen Ratschlag geben zu wollen ist ungefähr so sinnvoll, wie einem Feuerwehrmann erklären zu wollen, wie er ein Feuer löschen soll. Jedes Kind ist für sich einzigartig. Pauschale Ratschläge helfen deswegen nur selten. Nur wenn man die Situation richtig betrachtet und versteht, kann eine Lösung gefunden, die auch zum Kind passt.

Viel hilft viel?
Egal, ob gute oder schlechte, einleuchtende oder dämliche Erziehungsratschläge – das Problem an ihnen ist: Es gibt viel zu viele davon. Genau wie Eltern oft zwischen den Stühlen bzw. zwischen vielen unterschiedlichen Meinungen stehen und sich schnell zerrissen fühlen, lernst auch Du bereits in der Ausbildung eine Vielzahl an pädagogischen Konzepten kennen. Versuch gar nicht erst, sie alle zu kennen oder umzusetzen – halte Dich an das Konzept Deiner Einrichtung, das hoffentlich mit Deinen eigenen Überzeugungen übereinstimmt. Teste nur nicht zu viele unterschiedliche Methoden an den Kids, das wird sie und Dich nur verwirren.

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Von Mirjam Blake

Medienwissenschaftlerin, Texterin, Journalistin, Träumerin

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