Vatertagsfrühstück – Alltagsanekdote Teil 5

Nun ist es ja so: Himmelfahrt steht uns kurz bevor. Aber Himmelfahrt ist eben nicht mehr einfach nur Himmelfahrt. Es ist Vatertag. Und was ist Vatertag? Na… irgendwie ein Tag, der schon wichtig ist, aber in der kindlichen Welt (und somit irgendwie auch in aller Augen), ist dieser Tag halt nicht halb so wichtig, wie der heilige Muttertag.

Denn an Muttertag wird gebastelt und gekauft und mit viel Liebe verschenkt. Tja und dann… kommt da halt der Vatertag. Der ist eben da. Aber zumeist wird in den Kitas nicht gebastelt und überhaupt im Vergleich gerät dieser Tag, als Tag, an dem die Väter geehrt werden könnten, bei den Erzieher*innen dann oftmals völlig in Vergessenheit. Was jedoch absolut nicht in Vergessenheit gerät ist das zumeist lange Wochenende, was aus diesem herrlichen Vatertag für die meisten Kitas entsteht.

Na, das haben wir ja gerne: Sich die Rosinen dieses Festes rauspicken: „Jaaaa, wir haben frei!!!“ und den Rest ungeachtet liegen lassen: „Basteln? Für die Väter? Ach nö. Das ist uns nun zu aufwändig für diesen unwichtigen Tag.“

So läuft es! Und um diesem gemeinen Trend entgegenzuwirken hier die wahnwitzige Idee:

Nach Osterfrühstück, oder Muttertagsfrühstück präsentiere ich den Ablauf eines Vatertagsfrühstücks!

Ja, da lest ihr richtig! Um die Väter in diesem Jahr mal so richtig zu ehren und ihnen wie seit Jahren von unserer Gesellschaft gefordert, endlich mal mehr Respekt in der Kindererziehung zu erweisen, gibt es in diesem Jahr ein Vatertagsfrühstück.

Die Spannung über den Ablauf steigt natürlich enorm, in Anbetracht der spärlichen Planung des Ganzen.

Spärliche Planung? In der Tat! Die erste Hürde hängt seit ein paar Wochen in Form eines Zettels gespickt mit einer Tabelle bei uns an der Tür der Kita aus.

Was kann schon Schlimmes auf dem Zettel stehen, dass er solche Probleme verursacht?

Ganz einfach:

Liebe Väter!

Am 25.05. möchten wir gemeinsam mit euch und euren Kindern frühstücken und so den Vatertag feiern.

Hierfür möchten wir ein kleines Frühstücksbuffet aufbauen. Die Brötchen und die Getränke stellen wir. Für den Rest tragt euch bitte in die Tabelle ein, wer was mitbringt.

Dann folgt eine Tabelle, ganz easy: Linke Spalte: „Das bringe ich mit“, rechte Spalte: Name.

Dann locker 25 Zeilen, dass sich auch jeder Vater eintragen kann.

Die erste Woche blieb diese Tabelle gänzlich leer. Dann nach mehrmaligen Erinnerungen begann die Tabelle sich ein wenig zu füllen. (Naja füllen scheint hier vielleicht maßlos übertrieben, nennen wir es wohl eher: „die Leere der Tabelle verschwand langsam.“)

Zeile 1: Was bringe ich mit?: „FRIKADELLEN“ ; Name: „Meine Frau macht das“

Nun gut. Wessen Frau nun von ihrem Mann dazu verdonnert wurde Frikadellen zu machen, bleibt unklar. Aber immerhin sind die Brötchen nun mit Frikadellen zu essen. Was will MANN denn mehr?

Zeile 2: Was bringe ich mit: „Butter“; Name: unleserliche Doktorenunterschrift. Wenn man mich fragt, wird ein unbekannter Herr Xinngot Butter für die Frikadellen mitbringen. Wir werden es sehen.

Zeile 3: Was bringe ich mit: „Muffins“; Name: „Vater von Lukas“

Frikadellen, Butter, Muffins… Mehr nicht. Läuft.

Das wars dann. Also da gibt es mehrere Möglichkeiten, warum es da nicht weiter geht. Die eine Möglichkeit besteht darin, dass einfach zu wenig Väter morgens oder mittags in der Kita sind, um das Kind zu bringen bzw. zu holen und die Frauen, kommunizieren diese Tabelle nicht ausgereift genug mit ihren Männern. (Wahrscheinlich aus gekränktem Stolz, dass in diesem Jahr der Vatertag so hochgehoben wird, dass er ein heiliges Frühstück bekommt).

Die plausiblere Erklärung, warum es mit der Liste nicht voran geht ist jedoch, dass jeder Mann liest: „Brötchen, Frikadellen, Muffins und Butter“ und sich dann denkt: „Super, dann haben wir ja alles.“

Der Termin rückt immer näher. Wir beobachten das rege Treiben an der Kita-Tür und stellen fest, wie gehässig die Mütter sein können. Sie kichern über die Tabelle und nicht selten ertönen Bemerkungen wie: „Na! Dann wird das wohl nichts mit ihrem tollen Frühstück“. Toll natürlich wunderbar ironisch ausgesprochen.

Einen Tag vor unserem Frühstück entscheiden wir:

Wir kaufen ein bisschen ein! Also fährt eine Erzieherin, bewaffnet mit der Kita-Kasse, los und besorgt das nötigste für ein Frühstück: Käse, Marmelade, Salami, Schinken und ein bisschen Gurke und Tomate.

Am nächsten Morgen ist es dann so weit. Um 9 Uhr soll es los gehen. Tut es auch. Ein Potpourri aus unterschiedlichen Vätertypen betritt das Gebäude. Drei von ihnen tragen jeweils eine Platte in der Hand: Frikadellen, Muffins und Butter. Mit den Vätern betreten total süße und völlig aufgeregte Kinder die Kita.

Einige der Väter waren noch nie in der Einrichtung und so entsteht eine Unwissenheit über die räumlichen Gegebenheiten. Dies führt bei einigen Vätern zu einem Schauspiel, was es in sich hat. Es macht richtig Freude anzuschauen, wie einige Väter nicht wissen, wie sie sich am besten verhalten sollen. Ist ja auch schwer. In so einer Kinderumgebung mit lauter anderen Kindern und deren Vätern.

Was redet man da?  Belangloses Getratsche über die Kinder, so wie es die Frauen in Perfektion beherrschen?

Interesse vortäuschen, oder lieber schweigen? Herrlich. Für Mütter ist diese Art von Treffen offensichtlich viel einfacher, weil sie routinierter sind in dieser Mutter-Kind-Welt.

Nach anfänglicher Unsicherheit und Wuseligkeit haben alle Kinder ihre Väter zu einem Sitzplatz geführt und nun sitzt die ganze Gruppe voll. 25 Kinder und 26 Väter (Sophie hat zwei Väter und konnte sich nicht entscheiden, welchen sie mitnimmt). Viele Menschen, die Hunger haben. Und da kommt der nächste Unterschied zu einer Frauenfrühstücksrunde ans Tageslicht. Frauen essen, warum auch immer, bei solchen Frühstücken nie mehr als ein Brötchen. Sie gehen nicht noch ein zweites Mal zum Buffet. Ich glaube es ist eine Mischung aus Anstandsding und Diätproblematik. Männer hingegen hauen voll rein. Frei nach dem Motto: „Es gibt was zu essen!?Umsonst? Ausnutzen!“

Das Frühstück an sich läuft dann ganz ruhig ab. Ausgelassene, lustige Stimmung. Und als der kleine Paul lauthals rülpst ruft sein Vater stolz: „Gut gebrüllt Löwe!“ und klatscht mit ihm ein, während drei andere Väter sich die Hand den Kopf hauen und „Schulz“ rufen.

Wie wäre dies bei einem Muttertagsfrühstück abgelaufen… das ist leicht zu beschreiben:

Als der kleine Paul lauthals rülpst, räuspert Pauls Mutter sich ebenfalls lauthals. Als sie merkt, dass ihr Geräusch das laute Rülpsen ihres Sohnes nicht wieder wett macht, maßregelt sie ihren Sohn vorbildlich:

„Paul! Das gehört sich aber wirklich nicht!“, während alle anderen Muttis versuchen den Vorfall zu ignorieren und bedächtig auf den Boden schauen.

Einige Zeit später stellen wir Erzieher*innen fest, dass wir uns an diesem Tag die Brötchen für das Abendessen selbst kaufen müssen. Normalerweise bleiben nämlich so viele Brötchen übrig, dass sich jede Erzieher*in an so einem Tag eine ganze Tüte Brötchen mit nach Hause nehmen darf. Und heute?

Alle Brötchen wurden aufgegessen.

Und jetzt ratet mal, was noch aufgegessen wurde:

Richtig: Die Frikadellen, die Muffins und die Butter.

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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