Was ist eine Tagesmutter?
Bei dieser Begrifflichkeit überschlagen sich die Google-Suchergebnisse:
Immer mehr Menschen suchen im Internet nach dem Begriff „Tagesmutter“.
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:
Die Betreuungssituation in Deutschland lässt aktuell akut zu wünschen übrig. Überall mangelt es aus diversen Gründen an Kita-Plätzen. Gleichzeitig sind die Eltern so sehr wie noch nie auf die Betreuung ihrer Kleinen angewiesen. Dem zu Folge suchen sie nach alternativen Betreuungsmöglichkeiten.
Der Begriff „Tagesmutter“ ist dabei den meisten schon mal zu Ohren gekommen, doch ein genaues Bild schwebt den meisten dann eben doch nicht vor – was wiederum zu den häufigen Suchanfragen auf Google nach der Tagesmutter führt.
Natürlich ist die aktuelle Situation der Kitas auch für das dort angestellte Personal mehr als belastend.
Viele können dem steigenden Druck und den wachsenden Anforderungen gar nicht mehr gerecht werden und suchen nach beruflichen Alternativen.
Aktuell verlassen so viele ErzieherInnen wie noch nie ihren erlernten Berufszweig und wechseln in ganz andere Branchen. Sie haben schlicht weg genug von der Arbeit mit den Kindern und den dazugehörigen Eltern. Ein genauso großer Teil der ErzieherInnen möchte sich und seiner Berufung treu bleiben und sucht somit innerhalb dieser Branche nach Alternativen zur Kita.
Auch hier kommt vielen der Begriff „Tagesmutter“ in den Sinn. Gehört haben es schließlich alle schon, aber eine konkrete Vorstellung hat keiner irgendwie: Wie werde ich Tagesmutter? Was sind die Voraussetzungen? Wieviel verdiene ich da? Lohnt sich das? Bin ich dann selbstständig?
Schnell wird dort dann das Internet befragt, ob die Arbeit als Tagesmutter nicht ein guter beruflicher Kompromiss sein könnte.
Aber gehen wird doch auch mal all den Fragen auf den Grund und machen uns hier im Artikel ein genaues Bild:
Tagesmutter? – Was ist das eigentlich?
Wir starten erstmal mit einer kleinen Begriffserklärung, damit wir alle dieselben Vorstellungen einer Tagesmutter haben.
Das Wichtigste vorab: Tagesmütter und Tagesväter mögen diese Begrifflichkeit nicht besonders gerne. Die offizielle Bezeichnung für eine Tagesmutter oder einen Tagesvater ist Tagespflegeperson.
Das würde nur kaum jemand in eine Suchmaschine eingeben. Dennoch ist diese Begrifflichkeit gar nicht so unbedeutend.
Ähnlich wie bei der völlig veralteten Berufsbezeichnung „Kindergärtnerin“, die absolut nicht mehr verwendet wird, weil sie der Kompetenz und der Qualifikation des Berufs nicht gerecht wird, verhält es sich auch bei der Begrifflichkeit der Tagespflegeperson.
Ursprünglich war eine Tagesmutter eben „nur“ das. Meist ausgeübt durch Hausfrauen, die neben ihren eigenen Kindern noch andere Kinder betreuten. Eine Qualifikation war meist gar nicht erforderlich. Eben eine Ersatzmutti, ohne pädagogischen Background.
Dieses Bild hat sich maßgeblich geändert. So hat sich der Beruf der Tagesmutter vor allem in der Qualität weiterentwickelt. Hinter einer Tagesmutter steht mittlerweile eine Ausbildung und ein gewisses pädagogisches Know-how. Wer seine Kinder heutzutage von Tagesmüttern betreuen lässt, gibt sie in die Hände von Fachpersonal. Dementsprechend qualitativ ist auch die Betreuung.
Insofern ist das Upgrade der Begrifflichkeit von Tagesmutter auf Tagespflegeperson durchaus sinnvoll und gerechtfertigt.
Da die Begrifflichkeit geklärt ist, kommen wir zu der Frage, was genau die Aufgaben einer Tagespflegeperson sind:
Eine Tagespflegeperson arbeitet in der Kindertagespflege. So bezeichnet man das Betreuungsmodell. Um in der Kindertagespflege tätig zu werden, gibt es deutschlandweit verschiedenste Regelungen und Voraussetzungen. Leider gibt es keine einheitliche Regelung.
Darüber, wie die Vorschriften in einer jeweiligen Region Deutschlands sind, gibt das zuständige Jugendamt Auskunft. Doch als Grundvoraussetzung gilt: Um als Tagespflegeperson in der Kindertagespflege zu arbeiten, muss eine gültige Pflegeerlaubnis vorliegen. Diese wird durch das zuständige Jugendamt ausgestellt.
In der Regel betreut eine Tagespflegeperson entgeltlich bis zu fünf Kinder im eigenen Haushalt bzw. in extra angemieteten Räumlichkeiten. Eine Betreuung im Haushalt der Eltern ist aber auch möglich. Je nach Landesregelung ist es auch denkbar, im Verbund zweier oder mehrerer Tagespflegepersonen mehr als fünf Kinder zu betreuen.
In den meisten Regionen Deutschlands konzentriert sich die Kindertagespflege auf die Betreuung von Kindern zwischen 0 und 3 Jahren. Unter bestimmten Voraussetzungen können aber auch Kinder bis hin zum 14. Lebensjahr betreut werden.
Wie wird man Tagespflegeperson?
Um in der Kindertagespflege zu arbeiten, gibt es einige Schritte, die Ihr unternehmen müsst:
1. Informiere Dich über die Voraussetzungen:
In Deutschland gibt es bestimmte Voraussetzungen, die Du erfüllen musst, um als Tagespflegeperson arbeiten zu können. Diese können von Bundesland zu Bundesland, ja sogar von Landkreis zu Landkreis, variieren. In der Regel benötigst Du eine Pflegeerlaubnis, die von Deinem zuständigen Jugendamt ausgestellt wird.
2. Qualifizierung:
Für die Erlangung der Pflegeerlaubnis musst Du eine Qualifizierung absolvieren. Dazu bieten viele Jugendämter spezielle Kurse oder Schulungen an, die Dich auf Deine Arbeit als Tagesmutter vorbereiten. Wenn man bereits Erzieherin oder Sozialassistentin ist, gelten in vielen Teilen Deutschlands gesonderte Regelungen. Nicht selten bedarf es dann keiner zusätzlichen Qualifizierung.
3. Kontakt zum Jugendamt:
Nachdem Du Dich über die Voraussetzungen und Qualifizierungsmöglichkeiten informiert hast, nimmst Du Kontakt mit dem zuständigen Jugendamt auf. Dort erfährst Du alles Weitere zur Antragstellung und den notwendigen Schritten.
4. Räumlichkeiten:
Sofern Du die Kindertagespflege nicht in Deinen eigenen Räumlichkeiten stattfinden lassen möchtest, benötigst Du geeignete Räumlichkeiten. Diese müssen bestimmten Anforderungen entsprechen, um eine Betreuungserlaubnis zu erhalten. Auch hierüber informiert Dich das Jugendamt.
5. Werbung:
Wenn Du alle notwendigen Schritte unternommen und Deine Betreuungserlaubnis erhalten hast, kannst Du damit beginnen, Deine Tätigkeit als Tagesmutter zu bewerben. Hierzu kannst Du beispielsweise Flyer drucken lassen oder Dich in Kindergärten und Schulen bekannt machen.
Anmerkung: Diese fünf Punkte dienen als erster Überblick. Bitte beachte aber, dass die genauen Voraussetzungen und Schritte je nach Bundesland variieren können. Es ist daher immer ratsam, sich beim zuständigen Jugendamt über die aktuellen Bestimmungen zu informieren.
Eine Kindertagespflege sollte eine gewisse Qualität aufweisen, die vergleichbar mit der Betreuung in der Kita sein sollte. Eine Tagespflegeperson sollte also immer auf dem neuesten Stand sein, was die Anforderungen der Kinder angeht. Daher empfiehlt es sich, regelmäßige Fortbildungen zu besuchen. In manchen Regionen Deutschlands ist dies genauso Pflicht, wie beispielsweise die Vorlage eines Betreuungskonzepts oder der Nachweis über eine korrekte Dokumentation der alltäglichen Arbeit.) All diese Dinge sollen gewährleisten, dass die Kindertagespflege eine echte, qualitativ gleichwertige, Betreuungsform zur Kita darstellt.
Die Vorteile einer Tagesmutter im Vergleich zur Kita
Es gibt mehrere Vorteile, die eine Betreuung durch eine Tagespflegeperson im Vergleich zu anderen Formen der Kinderbetreuung bieten kann:
– Individuelle Betreuung:
Eine Tagespflegeperson betreut in der Regel nur wenige Kinder gleichzeitig, was eine individuellere Betreuung ermöglicht. Sie kann besser auf die Bedürfnisse jedes Kindes eingehen und so eine gezieltere Förderung bieten.
– Familiäre Atmosphäre:
In der häuslichen Umgebung der Tagespflegeperson fühlen sich die Kinder oft wohler und sicherer als in einer größeren Einrichtung. Dadurch können sie sich schneller eingewöhnen und schneller Vertrauen zu der Betreuungsperson aufbauen.
– Flexibilität:
Tagespflegepersonen können in der Regel flexibler auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche der Eltern, z.B. hinsichtlich der Betreuungszeiten, eingehen.
– Geringere Ansteckungsgefahr:
In einer kleineren Gruppe können sich Infektionen und Bakterien weniger schnell ausbreiten.
– Geringere Kosten:
Die Kindertagespflege kann eine preislich günstigere Alternative zur Betreuung in Kindertagesstätten oder einem Hort darstellen.
– Kontinuität:
Durch die individuelle Betreuung und die familiäre Atmosphäre kann eine Betreuung gewährleistet werden, die für die Entwicklung der Kinder von Vorteil sein kann.
Was kostet eine Tagesmutter? Und umgekehrt gefragt: Was verdient man als Tagesmutter?
Die Kindertagespflege ist ein Angebot der Jugendhilfe, was konkret bedeutet, dass die Kosten für die Betreuung teilweise vom Jugendamt getragen werden. In den meisten Regionen Deutschlands ist es so geregelt, dass die Eltern gestaffelt nach ihrem Einkommen einen entsprechenden stündlichen Eigenanteil bezahlen, während der Rest vom Jugendamt übernommen wird.
Die Bezahlung für die Betreuung in der Kindertagespflege liegt pro Kind stündlich im Schnitt zwischen fünf und zehn Euro.
Das heißt, dass bei einer Betreuung von beispielsweise fünf Kindern und einem Durchschnittswert von 7 €, die Tagespflegeperson 35€ pro Stunde ausgezahlt bekommen.
Von diesen 7 € müssten die Eltern aber beispielsweise nur 2,20 € selbst zahlen – der Rest würde vom Jugendamt finanziert werden.
Natürlich sind die Jugendämter immer darum bemüht, dass sich die Kosten der Kindertagespflege in ähnlichen Regionen bewegen, wie die der Betreuung in einer Krippe.
Die Tagespflegeperson hat bei voller Belegung durchaus die Chance mit ihrer Tätigkeit ein gutes Gehalt zu verdienen. Allerdings muss immer bedacht werden, dass die Arbeit in der Kindertagespflege eine Selbstständigkeit ist.
Das bedeutet, dass von diesen Einnahmen sämtliche Kosten selbst getragen werden müssen:
Darunter fallen vor allem Steuern, sowie Rentenversicherung, Krankenversicherung und Unfallversicherung.
Manche Jugendämter beteiligen sich aber hier auch an den Kosten.
Die Pädagogik der Kindertagespflege
Die Pädagogik in der Kindertagespflege orientiert sich an den Bedürfnissen und Interessen der Kinder und hat zum Ziel, die individuelle Entwicklung und Entfaltung jedes Kindes zu fördern. Im Gegensatz zur institutionellen Kinderbetreuung, bei der oft eine Gruppenpädagogik im Vordergrund steht, erfolgt die Betreuung in der Kindertagespflege in einer familiären Umgebung und ist oft stärker individualisiert. Die pädagogische Arbeit der Tagespflegeperson richtet sich daher vor allem an den individuellen Bedarf jedes Kindes aus. Dabei spielen die Förderung der emotionalen Bindung und die Schaffung von Sicherheit und Geborgenheit eine zentrale Rolle.
Die Tagespflegeperson unterstützt die Kinder bei der Entwicklung ihrer kognitiven, sozialen und motorischen Fähigkeiten durch gezielte Angebote und Spiel- und Lernaktivitäten. Ein weiteres wichtiges Ziel der pädagogischen Arbeit in der Kindertagespflege ist die Förderung der Selbstständigkeit und Autonomie der Kinder. Dabei geht es darum, die Kinder dabei zu unterstützen, ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen zu entdecken und sich in ihrem Tempo und ihrem individuellen Stil zu entwickeln.
Die pädagogische Arbeit in der Kindertagespflege basiert auf einer engen Zusammenarbeit mit den Eltern. Regelmäßige Absprachen und Austausch über die Entwicklung des Kindes sowie über dessen Bedürfnisse sind dabei von großer Bedeutung.
Um eine qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit in der Kindertagespflege zu gewährleisten, sind eine entsprechende Qualifikation und Fortbildungen der Tagespflegeperson, sowie regelmäßige Supervision und Austausch mit anderen Fachkräften notwendig.
Fazit
Die Tagesmutter ist aus unseren heutigen Betreuungswelt nicht mehr wegzudenken. Zum Glück.
Scheint das Konzept der Kindertagespflege noch so konträr zur üblichen Betreuung in der Kita, bietet es doch eine hervorragende Alternative, für all diejenigen, die die Kindesbetreuung familiärer und individueller mögen. Das gilt zum einen für die Eltern, die sich für eine solche Betreuungsform entscheiden – zum anderen gilt es aber auch für die vielen ErzieherInnen aus Leidenschaft, die eine Alternative zu ihrem Job in der klassischen Kita suchen. Für beide Seiten lässt sich sagen: Informieren lohnt sich in jedem Fall und wer weiß… vielleicht bringt die Zukunft ja die Betreuung in der Kindertagespflege mit sich.
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