Bald ist es soweit: das Elterngespräch in der Kita. Ich blicke völlig verschlafen auf den Wecker: „Noch 10 Minuten schlafen,…
Yoga in der Kita
Yoga in der Kita? Hier etwa auch? Es scheint eine Mode zu sein. Überall wo man ist, hört man nur noch: Yoga, Yoga und nochmals Yoga. Und das schon seit Jahren. Gerade Frauen scheinen Yoga als ihre Powerkraft zu nutzen, um zu entspannen und sich im Alltag weniger gestresst zu fühlen. Gleichzeitig machen sie beim Yoga ihren nötigen Sport und halten sich dadurch fit. Für viele ist es also längst mehr als ein nur ein Trend. Seit einiger Zeit wird es nun zudem lauter um die Thematik, dass auch Kindern der Gang zur Yoga-Stunde guttun würde. Ein ziemlich interessanter Ansatz, wie wir finden: Die Integration von Kinder-Yoga in der Kita.
In diesem Zuge hatten wir nun die Möglichkeit mit Kerstin, einer Yoga-Lehrerin für KiTa-Kinder, zu sprechen.
Ein Interview zum Thema: Yoga in der KiTa
Kita-jobs: Hallo Kerstin, schön, dass du die Zeit gefunden hast, mit mir über deinen Beruf bzw. über deine Tätigkeit in der KiTa zu sprechen.
Kerstin: Hallo, dankeschön für die Einladung!
Kita-jobs: Vielleicht magst du mal kurz berichten, was du für eine Ausbildung hast und wie du in der KiTa arbeitest.
Kerstin: Erstmal bin ich hauptberuflich Erzieherin und habe dann zusätzlich eine zweijährige Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht. Durch meinen Beruf habe ich mich auf Kinder-Yoga spezialisiert und biete in der KiTa, in der ich auch arbeite, Kinder-Yoga an.
Kita-jobs: Wie alt sind die Kinder, mit denen du da arbeitest?
Kerstin: Kinder-Yoga biete ich für Kinder im Vorschulalter an.
Kita-jobs: Hast du denn immer eine feste Stammgruppe, oder bietest du das für alle Vorschulkinder an?
Kerstin: Wir arbeiten in unserer KiTa gruppenübergreifend. Kinder-Yoga ist für alle Vorschulkinder. Diese teile ich in zwei Gruppen auf. Jede Gruppe ist einmal wöchentlich dran.
Kita-jobs: Bist du die Erste, die das in eurer Einrichtung anbietet?
Kerstin: Nein. Bei der städtischen Einrichtung, in der ich arbeite, ist immer ein bestimmtes Budget verfügbar. Von diesem Budget wurde vor meiner Anstellung dort eine externe Yoga-Lehrerin finanziert. Mit meiner Einstellung und meiner Ausbildung als Yogalehrerin habe ich diesen Job dann übernommen.
Kita-jobs: Wenn ich „Yoga“ höre, verbinde ich dies immer mit einer Religion, die dahintersteht. Aus meiner Erfahrung sehen gerade christliche Einrichtungen Yoga in der KiTa eher kritisch. Wie ist das für dich in der Praxis? Yoga als Religion? Oder kann man das irgendwie sinnvoll trennen?
Kerstin: Erstmal ist Yoga eine Philosophie und keine Religion. Yoga vermittelt eine ganzheitliche Sichtweise auf das Leben. Somit steht es nicht im Widerspruch zu einer Religion und lässt sich mit allem verbinden. Es ist gut für Körper, Geist und Seele. Dann muss man sagen, dass sich Kinder-Yoga und Yoga für Erwachsene stark unterscheiden. Man muss schließlich auch bedenken, dass sich Kinder nicht auf dieselbe Weise entspannen, wie Erwachsene. Sie legen sich beispielsweise nicht einfach 15 Minuten auf den Boden, um zu entspannen. Das Entspannen und Yoga insgesamt sind bei den Kindern natürlich kürzer und finden spielerisch statt.
Kita-jobs: Hier redest du schon vom Entspannen. Da würde mich total interessieren, wie denn generell eine Stunde Kinder-Yoga in der KiTa aufgebaut ist. Wie muss ich mir das in der Praxis vorstellen?
Kerstin: Eine Yoga-Stunde mit den Kindern dauert bei mir 45 Minuten. Zunächst lege ich die Matten sternförmig aus. Jedes Kind besetzt eine Matte und alle können sich ansehen. Die Stunde beginnt dann mit einem Begrüßungs-Spruch.
Im Hauptteil arbeite ich ganz individuell, passend zur Jahreszeit, oder zum aktuellen KiTa-Thema. Der Unterschied zum Erwachsenen-Yoga ist hier, dass die Kinder wahnsinnig viel Bewegung brauchen und durch die Bewegung entspannen. Meistens arbeite ich mit passenden Geschichten, in die die Übungen eingebaut sind: Ein Beispiel ist das Thema „Herbstspaziergang“. Bei dieser Geschichte werden dann unter anderem Übungen wie „Baum“, „Igel“ oder „Maus“ gemacht. Wenn die Kinder schon viele Übungen kennen, verbinde ich die Übungen auch oft mit normalen KiTa-Spielen wie „Mein rechter, rechter Platz ist frei“, oder „Memory“. Das ist aber auch immer abhängig von der Stimmung der Kinder. Hier entscheide ich recht spontan. Oftmals habe ich einen Plan für die Stunde und schnell wird klar, dass die Kinder in einer ganz anderen Stimmung sind. Dann entscheide ich mich nochmal um und gestalte den Hauptteil anders. Zum Abschluss kommt dann nochmal ein ruhiger Teil: Wahrnehmungsübungen, Massage oder eine ruhige Geschichte.
Kita-jobs: Wird das Ganze von einem besonderen Ritual begleitet? Woher wissen die Kinder: Jetzt machen wir Yoga?
Kerstin: Zum einen baue ich ja zuvor den Stern aus den Matten in der Turnhalle auf. Danach ziehen die Kinder ihre Schuhe aus und gehen auf ihre Plätze. Außerdem habe ich habe eine Yoga-Kerze. Wenn ich diese anzünde, fängt die Yoga-Stunde an und am Ende der Stunde pusten wir die Kerze alle gemeinsam wieder aus. Damit haben die Kinder einen klaren Anfang und ein klares Ende. Das gemeinschaftliche Auspusten ist mir dabei besonders wichtig. Außerdem ist während der Stunde in der Mitte immer ein Tuch mit der Kerze und um die Kerze herum liegt eine passende Dekoration aus.
Kita-jobs: Warum sollten mehrere KiTas Yoga für die Kinder anbieten?
Kerstin: Wie schon mal erwähnt ist Yoga gut für den Körper, den Geist und die Seele.
Durch die gezielten Bewegungen bei den Übungen dehnen, kräftigen und stärken die Kinder ihre Muskulatur und ihren gesamten Körper. Viele Kinder bewegen sich leider viel zu wenig und somit ist Yoga eine ideale Ergänzung und der starke Bewegungsdrang der Kinder kann befriedigt werden.
Sie lernen sich selbst und ihren Körper zu fühlen und wahrzunehmen und darüber hinaus erfahren sie ihr Selbstwertgefühl und daraus resultierend ihr Selbstbewusstsein. Es ist total schön mit anzusehen, dass auch sehr schüchterne Kinder beim Yoga immer mehr aus sich rauskommen. Gerade die Stärkung des Selbstbewusstseins ist unfassbar wichtig und tut allen Kindern gut.
Über dieses Selbstbewusstsein lernen sie gewisse Techniken, die ihnen helfen, auch in stressigen Situationen runterzufahren, sich auf sich selbst zu besinnen und sich zu konzentrieren.
Kita-jobs: Wie nehmen die Kinder das Angebot in eurer KiTa an?
Kerstin: Die Kinder haben sehr viel Spaß und der soll ja auch im Vordergrund stehen. Bislang habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich alle Kinder immer auf den Yoga-Tag freuen. Sie dürfen bei mir ja auch viel mitbestimmen und das motiviert sie zusätzlich.
Kita-jobs: Fällt dir ein Unterschied auf, wenn du die Kinder nun mit den Yoga-Stunden über eine so lange Zeit begleitest?
Kerstin: Ja! Definitiv! Wie gesagt: Gerade die schüchternen Kinder werden häufig offener. Insgesamt werden die Kinder selbstbewusster, wenn die sie Übungen können. Oft höre ich sogar, dass zuhause nun Yoga gemacht wird, weil die Kinder ihrer Familie stolz die erlernten Übungen präsentieren.
Des Weiteren wird der Zusammenhalt der Kinder immer größer. Auch interessant ist, dass die Kinder über die Zeit kreativer werden und so stetig spannende neue Geschichten mit Yoga-Übungen entstehen. Zum Ende hin, bringen sich alle Kinder mit ihren tollen Ideen in die Stunde mit ein.
Kita-jobs: Kerstin, ich bedanke mich recht herzlich bei dir. Ich denke, dass wir einen guten Einblick in deine Arbeit bekommen haben, und würde mir tatsächlich wünschen, dass mehrere Einrichtungen eurem Beispiel folgen und Yoga aktiv in ihre Arbeit integrieren.
Kerstin: Vielen Dank.
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