Sommer, Sonne, Kita-Wahnsinn – Alltagsanekdote 25
- 12.06.2024
- Manuela
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Ach, der Sommer. Die Jahreszeit, über die sich wirklich alle freuen. Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und die Welt erscheint ein bisschen freundlicher. Alle Kinder sind aufgeregt, Eltern planen fröhlich ihre Ferien und das Leben ist einfach wunderbar. Freuen sich wirklich alle? Na ja, fast alle. Erzieher haben da so ihre eigene Meinung. Erfahrt in dieser Alltagsanekdote, warum der Sommer in einer Kita nicht nur eitel Sonnenschein bedeutet.
Was Erzieher im Sommer zum Schwitzen bringt
Lasst uns mal aus dem Nähkästchen plaudern: Der Sommer in der Kita ist für Erzieher weitaus mehr als fröhliches Kinderlachen und Sonnenschein. Oh nein, der Sommer bringt eine ganze Palette an Herausforderungen mit sich, die nur darauf warten, uns in den Wahnsinn zu treiben.
Zum Beispiel die unvermeidliche Sonnencreme-Session. Wer jemals versucht hat, eine Horde hyperaktiver Kinder mit Sonnencreme einzuschmieren, weiß, wovon ich rede. Es ist, als würde man einen Sack Flöhe hüten. Und dann ist da die Bürokratie, die für unsere Einrichtung eine besondere Einschränkung vorsieht. Ohne das magische Attest vom Arzt, in dem dieser bestätigt, dass das entsprechende Kind eingecremt werden darf, können wir rein gar nichts tun. Es könnten schließlich allergische Reaktionen auftreten.
„Tut mir leid, Frau Meier, ohne dieses Papierchen kann ich Timmy nicht eincremen. Ja, ich weiß, es ist lächerlich, aber so sind die Regeln.“
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Dann sind da die lieben Wespen, diese winzigen Terroristen mit Flügeln. Während die Kinder fröhlich spielen, lauern sie nur darauf, zuzustechen. Natürlich trifft es immer dieselben Kinder. Und wir? Wir werden beschuldigt, nicht richtig aufzupassen. Klar, wir haben nichts Besseres zu tun, als den Wespen nachzujagen und sie davon abzuhalten, ihren Stichtrieb auszuleben.
Sommer = Hitze
Und was wäre ein Sommer ohne Wasserspiele? Kinder und Wasser – eine unwiderstehliche Kombination. Das Resultat? Nasse, schmutzige, aber glückliche Kinder, die alle zehn Minuten umgezogen werden müssen.
„Wo ist Annas zweite Garnitur Kleidung? Ach, die hat sie schon durchnässt? Na prima.“
Und als ob das noch nicht genug wäre, ist da die schiere Hitze. Wir Erzieher schwitzen wie in der Sauna, während wir versuchen, die kleinen Energiebündel zu beaufsichtigen. Lüften hilft wenig, weil draußen Sahara-Temperaturen herrschen und die Ventilatoren nur heiße Luft herumwirbeln.
Ja, der Sommer ist wirklich eine wunderbare Zeit, besonders wenn man ihn in einer Kita verbringt.
Ein typischer Sommer-Tag in der Kita
So hat es sich neulich zugetragen, mitten im Sommer, mitten in der Kita:
Ich wache morgens mit Schweißperlen auf der Stirn auf. Es sind jetzt schon gefühlte 700 Grad, morgens um 6 Uhr. Da stimmt doch was nicht! Wie soll ich den Tag denn nur überstehen… Ich ahne, was mir heute in der Kita blüht.
Mit müden Augen und klebrigem Gefühl im Nacken schleppe ich mich zur Arbeit. Schon auf dem Weg zur Kita merke ich, dass es ein Tag aus der Hölle wird. In der Einrichtung angekommen, begrüßen mich schwitzende Kinder und ein bereits überforderter Kollege. Die Hitze in den Räumen ist unerträglich und die Ventilatoren schleudern mir nur warme Luft entgegen.
Interessant ist, dass Kinder dieses „Ekel-Klebe-Schweiß-Gefühl“ offensichtlich überhaupt nicht haben, denn sie suchen (trotz Hitze) permanent Körperkontakt. Hier wird am Arm gezogen, da wird man umarmt oder jemand setzt sich ungefragt auf den Schoß. Grundsätzlich ist das ein Teil des Jobs, der nicht unbedingt negativ auffällt, aber bei diesen Temperaturen? Da kann ich mir doch Besseres vorstellen, als zwei nasse Arme, die aneinanderkleben, als wären sie mit Sekundenkleber fixiert. Gruselig.
Also ist die Hauptaufgabe an so einem Tag grundsätzlich schon mal: Körperkontakt vermeiden. Zur Not vor Kindern fliehen. Nicht so leicht.
Wie meistern wir also diesen Sommer-Tag?
Ein Glück hat unsere Kita einen Wasserspielplatz. Der Plan: Kinder eincremen und raus. Den ganzen Tag raus! Kinder spielen, Erwachsene sitzen auf einem Plätzchen im Schatten daneben und sind damit beschäftigt, einfach nur zur Atmen und in der Hitze nicht zu ersticken. Guter Plan soweit. Aber bis dahin ist es ja nun mal ein weiter Weg.
Die Vorschrift besagt bei uns: Eingecremt werden dürfen nur die Kinder, die ein Attest vom Arzt nachweisen können. Der Rest muss das allein machen. Richtig „cool“ und zugleich mega-dumm! Aber so sind eben die (bescheuerten) Regeln. Die Liste gibt wieder, wer von uns eingecremt werden darf und wer nicht. Wir beginnen mit der Arbeit 25 Kinder einzucremen, während wir nebenbei weitere 25 Kinder delegieren, sich selbst einzucremen. Klappt suuuuuuper (nicht). Die Sonnencreme verteilt sich überall. Am wenigsten allerdings auf den Körpern der Kinder. Ja, egal bzw. Pech. Creme hier, Creme da, Creme überall. Schweiß hier, Schweiß da, Schweiß überall.
Im Sommer geht’s raus
Fast 45 Minuten später sind alle Kinder draußen. Zeit zum Atmen. Das ist schließlich meine primäre Aufgabe heute. Atmen und vor Körperkontakt fliehen. Auch wenn das übrigens bedeutet, dass ich eben bereits 20 Minuten auf der Toilette verbracht habe. Ich musste halt atmen und fliehen. Beides.
Aber der Tag hat ja noch so viel mehr zu bieten. Kaum haben wir Erzieher uns im Schatten niedergelassen und die Kinder spielen fröhlich im Wasser, höre ich plötzlich ein Kreischen aus der Richtung der Garderobe. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“, denke ich mir und schleiche mich vorsichtig näher an die Geräuschquelle heran.
Was ich dort sehe, verschlägt mir die Sprache. Zwei Kinder haben sich unbemerkt komplett mit Sonnencreme eingesaut. Von Kopf bis Fuß glänzen sie wie kleine weiße Geister und grinsen mich stolz an. „Guck mal, wir sind jetzt auch sicher vor der Sonne!“ Herrlich. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es erst 10 Uhr ist und ich mich jetzt schon fühle, als hätte ich einen Marathon hinter mir.
Sommer-Hitze und Insekten-Attacken
Nachdem ich die beiden Crememonster einigermaßen gesäubert habe, geht es zurück in die Sonne. Dort erwartet mich die nächste Katastrophe: Wespenalarm! Ein Kind wurde gestochen. Natürlich ist es wieder der kleine Leon, der magnetische Anziehungskraft auf diese Biester zu haben scheint. Es ist in diesem Sommer sein dritter Wespenstich. Seine Mutter wird begeistert sein, wenn sie das erfährt. Wenn wundert es? Ohne Frage sind wir schuld, wenn so etwas passiert. Ich verstehe auch nicht so wirklich, was mit den Wespen nicht stimmt. Wieso stechen sie denn alle das gleiche Kind!? Diese blöden Viecher haben sich doch komplett gegen uns verschworen.
Mit einer improvisierten Kühlkompresse, vielen beruhigenden Worten und schwitzigem KÖRPERKONTAKT (ihhhhhhhh) versuche ich, Leon wieder zum Lächeln zu bringen. In der Zwischenzeit sind die anderen Kinder glücklich ins Wasserspiel vertieft. Ich hoffe nun auf ein paar ruhige Minuten. Doch die Hitze macht mir immer mehr zu schaffen. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich explodieren und ich bin ständig damit beschäftigt, mir Luft zuzufächeln und nicht zu ersticken.
Experiment: Essen im Freien
Eigentlich wäre es längst Zeit für ein Frühstück, aber keiner von uns ist gerade motiviert, den nächsten Marathon anzutreten. Ich entscheide mich für folgende Aussage, die ich mit viel Inbrunst durch die Menge rufe: „Wer etwas frühstücken möchte, kann sich seine Brotdose nach draußen holen. Ihr könnt direkt aus der Brotdose essen… Getränke und Becher stehen hier vorne auf der Bank!“
Diese Idee sollte sich noch als wenig klug erweisen, denn aus der Motivation heraus, unsere Motivationslosigkeit bezüglich des Pflichtprogramms zu umgehen, habe ich womöglich mehr Arbeit gemacht, als gedacht.
Binnen Sekunden strömen die Kinder wie eine wilde Horde zu ihren Taschen. Brotdosen fliegen auf. Es gibt gleich die ersten Tränen, weil Leon (ja, der gleiche Leon) seine Brotdose nicht finden kann. Während ich mich durch den Schwarm kämpfe (Sitzen geht heute offenbar nicht), um ihm zu helfen, gelingt es den anderen Kindern irgendwie, Brotkrümel, Käsereste und Fruchtstückchen gleichmäßig auf dem gesamten Boden zu verteilen. Herrlich. Jetzt haben wir nicht nur Schweiß und Sonnencreme überall, sondern auch noch eine eigene Ameisenstraße, die sich über die Brotkrümel hermachen will. Ganz zu schweigen von den Wespen, die sich durch das leckere Essen magisch angezogen fühlen.
Nachdem ich Leon seine Brotdose überreicht habe und ihm mit einem weiteren gezwungenen Lächeln versichere, dass alles gut wird, wische ich mir den Schweiß von der Stirn und versuche, nicht völlig den Verstand zu verlieren. Ich sollte mir lieber selbst erstmal versichern, dass alles gut wird. Es sieht gerade nicht danach aus. Aber hey, zumindest sind die Kinder jetzt mit ihren Snacks beschäftigt und für einen Moment friedlich.
Sommer in der Kita: Schweiß lass nach
Kaum habe ich mich wieder auf meinen Schattenplatz fallen lassen, höre ich aus der Ferne wieder ein Schreien. Diesmal ist es Lisa, die aufgeregt auf ihre Beine zeigt. Sie ist von oben bis unten nass. Damit meine ich, sie ist wirklich nass wie ein kleiner Schwamm.
„Was ist passiert?“ Frage ich, obwohl ich die Antwort schon erahne. Sie hat beschlossen, sich mitten in den Wasserspielplatz zusetzen, um dort ihr Frühstück einzunehmen. Jetzt ist sie klatschnass und weinerlich und ihr Frühstück hat sich mit Wasser und Matsch vermischt. Super.
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Lisa in die Garderobe zu befördern und sie umzuziehen. Natürlich finde ich ihre Ersatzkleidung nicht sofort. Also durchsuche ich die Taschen von gefühlt zehn anderen Kindern, bis ich endlich fündig werde. Lisa hat währenddessen beschlossen, dass das die perfekte Gelegenheit ist, noch mehr Sonnencreme zu verteilen. An ihre Arme, an ihre Beine – und warum nicht? – auch an die Garderobenbank. Ich seufze tief und denke mir: „Hätte ich doch nur einen Bürojob ergriffen.“
Wenn die heißen Tage nicht enden wollen
Wieder draußen fällt mir auf, dass inzwischen fast alle Kinder entschieden haben, dass Frühstücken out ist und Wasserspiele besser sind, wenn man sich komplett hineinstürzt. Die Folge: Es steht uns sehr bald ein weiterer Umziehmarathon bevor. Aber ich bin schon zu müde, um mich darüber aufzuregen. Ein schiefes Lächeln ist alles, was ich für meine Kollegen übrighabe, die sich ebenfalls in ihrem eigenen kleinen Hitzekoller befinden.
Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass ich „schon“ 2,5 Stunden dieses Tages geschafft habe. Es fehlen noch 5 weitere Stunden und ich bin mir nicht sicher, ob ich die überlebe…
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Von Manuela
Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.
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Categories: Allgemein, Kita-Leben
Tags: Alltag in der KiTa, Alltags-Anekdote, Alltagsanekdote, Chaos, Hitze, Sommer, Sommerzeit, Sonnencreme, Wespenstich
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