Laterne, Laterne – Sonne, Mond und Sterne! (St. Martins Umzug in der Kita)

Der St. Martins Umzug, wie er oft genannt wird, steht schon wieder an. Ganz schön verrückt, dass es ein Fest in Deutschland gibt, das unterschiedlicher nicht gefeiert werden könnte. Je nachdem, wo man sich gerade aufhält, wird was anderes gefeiert und es gibt ganz unterschiedliche Bräuche. Ja, man gedenkt sogar unterschiedliche Personen! Und gar gibt es zwei verschiedene Feiertage!

Klingt irgendwie wie ein unlösbares Rätsel, was Deutschland sich da selbst auferlegt hat. Aber eigentlich handelt es sich nur um – Achtung, jetzt wird die Verwirrung noch größer – denn das Fest hat viele Namen:

  • Martin
  • Martinssingen
  • Martinslauf
  • Laternenfest
  • Lichterfest
  • Martini
  • Martinssingen
  • Laternenlauf
  • Laterne

Aber spätestens jetzt wird jedem klar sein, wovon ich rede! Der St. Martins Umzug in der Kita!

Gefeiert wird am 10. oder 11. November. Auch das hängt von der Region ab. Wagen wir doch mal einen kleinen Blick durch Deutschland:
Ganz oben im Norden, in Teilen Schleswig- Holsteins, feiert man am 11. November St. Martin. Dabei machen die Kinder einer KiTa, zusammen mit ihren gebastelten Laternen, einen Umzug. Während des Umzugs werden Laternenlieder gesungen. Schlussendlich treffen sich alle wieder bei der KiTa um gemeinsam eine Kleinigkeit zu essen und trinken.

Ein bisschen weiter unten in Deutschland z.B. in Ostfriesland wird am 10. November Martini gefeiert. Hier ziehen die Kinder abends in der Nachbarschaft, einzeln oder in Gruppen, mit ihren gebastelten Laternen von Haus zu Haus und singen Laternenlieder. Diese sind oft geprägt von Martin Luther. Für jedes gesungene Lied gibt es Süßigkeiten.

Schaut man in den Westen Deutschlands (z. B. Köln), dann läuft es wie folgt:

Gefeiert wird das Fest am 11. November. Alle treffen sich zu einem Umzug. Dieser wird meist durch die Zeitung bekannt gegeben. Bei diesem Umzug geht eine Blaskapelle vorneweg und spielt gängige Laternenlieder. Hintendrein laufen alle Kinder und Erwachsene mit ihren Laternen. Alle treffen sich schließlich bei einer Sammelstelle, bei der ein Feuer brennt. Sie bilden einen Kreis um das Feuer und ein, als St. Martin verkleideter, Mann reitet mit seinem Pferd einmal an allen Beteiligten vorbei.

Nach dieser Aktion können sich alle noch einen Weckmann (Stutenkerl) abholen. Auf dem Heimweg können die Kinder nun mit ihren Laternen von Haus zu Haus gehen, klingeln und singen. Als Belohnung gibt es dann Süßigkeiten für sie.

In Teilen des Ostens Deutschlands wird am 10. November sozusagen in den 11. November reingefeiert. Auch hier reitet ein Pferd mit einem verkleideten St. Martin vorneweg und alle Kinder laufen mit Laternen hinter dem Pferd her. Gemeinsam werden Laternenlieder gesungen, bei denen in erster Linie St. Martin im Fokus steht.

Schauen wir in den Süden Deutschlands, etwa nach München, wird schnell klar, dass auch hier St. Martin im Vordergrund steht. Die Kinder einer KiTa beispielsweise treffen sich mit ihren selbstgebastelten Laternen. Dann kommt ein als St. Martin verkleideter Reiter mit seinem Pferd und reitet vorneweg. Alle laufen hinterher. Nach einer kurzen Runde versammeln sich alle und bilden einen Kreis. Der Reiter reitet umher und schneidet symbolisch seinen Mantel durch.  Nach der Zeremonie gehen alle wieder nach Hause.

Dies waren nur einige Beispiele wie es in verschiedenen Regionen Deutschlands abläuft. Die Variationen sind allerdings so vielfältig, dass es unmöglich ist, alle Bräuche und Ritualien der verschiedenen Regionen aufzuführen. Oft ist es auch so, dass sich die Bräuche über die Jahre vermischen, verändern und anpassen. So auch die Kombination mit Halloween. Während einige Teile Deutschlands, wie zum Beispiel der Nordwesten Deutschlands, Halloween zumeist ablehnen und als Konkurrenz zum Martinslaufen sehen, integrieren andere Regionen dieses neumodische Fest einfach in ihre bestehende Bräuche, sodass sie ihren Laternengang beispielsweise verkleidet machen.

Doch warum ist das so?  Warum ist das so unterschiedlich? Weihnachten wird doch auch in ganz Deutschland einigermaßen einheitlich gefeiert… und alles andere auch! Nur dieses besondere Fest um den 10. und 11. November herum birgt Verwirrung pur.

Die Antwort ist relativ einfach:

Ursprünglich wurde am 10. November der Geburtstag von Martin Luther gefeiert. Dieses, durch und durch evangelische Fest, wurde demnach nur von den Evangelisten gefeiert. Kinder gingen mit ihren Laternen umher und sangen Lieder über Martin Luther. Für ihre Lieder bekamen sie gute Gaben. Relativ parallel begann die katholische Kirche den Todestag von St. Martin, den 11. November, als Martinstag mit den unterschiedlichsten Bräuchen rund um St. Martin zu feiern. Je nachdem wie eine Region nun also geprägt war, ob katholisch oder evangelisch, entstanden Bräuche, wie und wann das Fest gefeiert wurde und wem es geehrt wurde.
So ist es bis heute, mit der Feinheit, dass es über die Jahre immer mehr zu Vermischungen der verschiedenen Bräuche kam. So gibt es zum Beispiel immer mehr Laternenumzüge auch in den evangelisch geprägten Regionen. Umgekehrt gehen immer mehr Kinder katholisch geprägte Orte neben ihren Umzügen rund um St. Martin von Haus zu Haus und singen Lieder. Dazu noch der Einfluss von Halloween und die vollständige Durchmischung der Lieder.

Als Fazit lässt sich also sagen, dass man von Region zu Region auf unterschiedliche Brauchtümer stößt, die sich auch in den nächsten Jahren mit Sicherheit noch verändern werden.

Und schlussendlich ist es doch so: Unterschiede hin oder her: Eines haben ja alle Regionen und alle Bräuche gemeinsam: Laternen und leuchtende Kinderaugen. Und genau da können wir als Erzieher*innen unseren Teil beitragen: Bastelt mit den Kindern schöne Laternen, thematisiert die Laternen, organisiert einen schönen Umzug oder ein schönes Fest und macht, dass dieses Fest für die Kinder unvergesslich ist und etwas, woran sie sich später als Erwachsenen zurückerinnern werden!

In diesem Sinne… habt eine schöne Zeit und genießt die leuchtenden Laternen … in ganz Deutschland 🙂

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

Diese Artikel könnten Dich auch interessieren:

Categories:   Erzieher-News, Kita-Leben, Kita-Pädagogik, Kita-Qualität

Kommentare

Sorry, keine Kommentare erlaubt.