Krankheiten: Windpocken in der Kita

Der Körper ist übersät mit vielen roten Pusteln und es juckt ganz fürchterlich: Windpocken sind eine sehr unangenehme Krankheit, die viele Kinder in jungen Jahren erwischt, wenn sie nicht geimpft wurden. Was es zu beachten gilt und wie auch in Bezug auf Tageseinrichtungen damit umgegangen werden soll, erfahrt Ihr hier.

Was sind Windpocken?

Wenn man von Windpocken spricht, ist damit eine hochansteckende Krankheit gemeint, welche durch Varizelle-Zoster-Viren ausgelöst wird. Charakteristisch für Windpocken ist der Hautausschlag, der mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen einhergeht.

Wann bricht die Krankheit aus und wie lange bleiben Erkrankte ansteckend?

In der Regel brechen Windpocken 2 Wochen nach Ansteckung aus, aber auch ein Ausbruch nach 4 Wochen ist möglich. Schon 1 – 2 Tage vor Bildung des Hautausschlages sind die Erkrankten ansteckend. Diese Ansteckungsgefahr endet erst, wenn alle Bläschen verkrustet sind.

Krankheitsverlauf

In den ersten 2 Tagen klagen viele Erkrankte über ein leichtes Krankheitsgefühl, das gelegentlich von Fieber begleitet wird. In den nächsten Tagen beginnen sich die charakteristischen Pocken (mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen) zu bilden, die sich über Kopf, Rumpf und Gliedmaße verteilen. Auch Schleimhäute und Genitalien können betroffen sein. Außerdem steigt das Fieber in dieser Phase oft an.

3 bis 5 Tage später beginnen die Bläschen abzuheilen und Krusten zu bilden. Im Regelfall bleiben keine Narben der Pocken bestehen, jedoch kann es durch eine zusätzliche bakterielle Infektion oder durch sehr starkes Kratzen dazu kommen.

Mit schweren Verläufen ist hauptsächlich bei Neugeborenen und Menschen mit geschwächter Immunabwehr zu rechnen.

Mögliche Komplikationen im Krankheitsverlauf

  • Wie bereits erwähnt, tritt mitunter durch die offenen Hautstellen eine bakterielle Infektion auf.
  • Bei jedem 5. Erwachsenen kommt es nach 3 – 5 Tagen zu einer Lungenentzündung. Schwangere und ältere Menschen sind besonders gefährdet.
  • Im schlimmsten Fall werden die Hirnhäute gereizt und die Erkrankten haben Gleichgewichtsstörungen in Folge der Ausbreitung auf das zentrale Nervensystem.

Wie werden Windpocken übertragen?

Zu einer Ansteckung mit Windpocken kommt es, wenn genügend Viren aufgenommen werden.

Insgesamt sind drei gängige Wege der Übertragung bekannt:

1. Von Kind zu Kind

Wie bei weiteren Infektionskrankheiten (wie zum Beispiel Ringelröteln), werden Windpocken per Tröpfcheninfektion weitergegeben. Von einer Tröpfcheninfektion spricht man, wenn die Übertragung der Viren über feinste Speicheltröpfchen bei Gesprächen, Niesen oder Husten geschieht. Bei Windpocken ist die Ansteckungsgefahr höher als bei vielen anderen Krankheiten: Denn Windpocken lassen sich auch über einen großen Abstand übertragen.

Spricht, niest oder hustet eine erkrankte Person, halten sich die Viren in der Luft. Sie gelangen also nicht nur direkt über Tröpfchen beim Sprechen auf andere, sondern können in der Luft weiterleben und verlieren ihre Fähigkeit, andere anzustecken, erstmal nicht. Eine Person kann also einen Raum betreten, Minuten nachdem der Erkrankte gehustet hat und sich trotzdem durch das Einatmen der Raumluft infizieren.

Eine weitere Möglichkeit, sich durch den Kontakt zu anderen Personen anzustecken, sind Berührungen – und zwar dann, wenn eine erkrankte Person sich zuvor gekratzt hat. Denn die Flüssigkeit, die sich in den kleinen Bläschen des Hausausschlages befindet, ist hochansteckend. Reste dieser Flüssigkeit können nach dem Kratzen unter den Fingernägeln bleiben und so von Hand zu Hand weitergegeben werden. Von den Händen gelangen die Viren dann sehr einfach auf Schleimhäute wie Mund oder Nase.

Fast jeder Kontakt zwischen einer erkrankten und einer ungeschützten Person führt zu einer Ansteckung, da das Virus so ansteckend ist.

2. Über verunreinigte Gegenstände

Viren halten sich auch länger auf Spielzeug, Türgriffen, Wasserhähnen oder anderen Oberflächen und bleiben einige Stunden bis wenige Tage ansteckend.

3. Durch eine Schwangerschaft

Falls die Mutter während den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft an Windpocken erkrankt, ist eine Übertragung von Windpocken auf das ungeborene Kind selten, aber möglich. Die Wahrscheinlichkeit steigt im letzten Trimester der Schwangerschaft an: Erkrankt die Schwangere kurz vor oder kurz nach dem Geburtstermin an Windpocken, besteht daher eine hohe Ansteckungsgefahr für das Neugeborene. Für ein neugeborenes Kind kann eine Windpocken-Infektion lebensbedrohlich sein.

Wieso sind Windpocken in der Kita immer wieder ein Thema?

Die Ansteckung mit Windpocken geschieht meist in der frühen Kindheit. Daher sind Kinder bis zu 10 Jahren in Kitas und Schulen einer hohen Ansteckungsgefahr ausgesetzt.

Was muss bei Windpocken beachtet werden?

  • Nach dem Ausbruch der Windpocken werden in den meisten Fällen nur die Beschwerden behandelt. Um den Juckreiz zu mindern, empfehlen sich eine sorgfältige Pflege der Haut mit Bädern und juckreizstillenden Medikamenten. Diese beiden Methoden helfen zudem dabei, bakterielle Infektionen der Haut zu vermeiden, wenn nicht bzw. weniger gekratzt wird.
  • Erkrankte sollten sich zu Hause auskurieren und den Kontakt zu anderen Menschen meiden – vor allem denen gegenüber, die an einer Abwehrschwäche leiden.
  • Erkrankten Kindern sollten die Nägel möglichst kurz geschnitten werden, damit sie beim Kratzen die Haut nicht so stark verletzen und sich unter den Nägeln weniger Erreger sammeln.
  • Bei Windpocken helfen keine Antibiotika. Diese kommen nur im Falle einer bakteriellen Hautinfektion zum Einsatz.
  • Außerdem ist es wichtig, bei einem Arztbesuch vorher anzumelden, dass Windpocken vermutet werden. Nur so kann sich das Personal ausreichend mit entsprechenden Maßnahmen schützen.
  • Der Virus kann jahrzehntelang im Körper schlummern und in Form einer Gürtelrose (Herpes zoster) später wieder ausbrechen, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Es gibt einen Totimpfstoff gegen Gürtelrose, der für Personen ab 50 Jahren zugelassen ist.

Wie kann man Windpocken vorbeugen?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Impfung gegen Windpocken. Dabei rät die STIKO zu 2 Aufbauimpfungen bei Kleinkindern – eine erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten, die 2. im Alter von 15 bis 23 Monaten.

Jeder, der bereits an Windpocken erkrankt war, ist in der Regel lebenslang immun. Daher sollten zudem alle Jugendlichen und Erwachsenen, die bisher weder an Windpocken erkrankt waren noch geimpft wurden, die zweifache Impfung nachholen.

Dies empfiehlt sich besonders, für Menschen die im Gesundheitswesen oder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen arbeiten. Außerdem für Frauen mit Kinderwunsch.

Wann dürfen erkrankte Kinder wieder in die Kita?

Sobald die Pusteln alle verkrustet sind, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Ideal wäre allerdings, wenn die Eltern KinderärztInnen aufsuchen, um abzuklären, wann das Kind wieder in die Einrichtung kann. Ansonsten sollte mindestens eine Woche nach Ausbruch der Krankheit abgewartet werden.

Die Eltern haben die Pflicht beim Krankheitsfall oder auch nur dem Verdacht auf Windpocken umgehend die Kita zu informieren. Die Einrichtungsleitung tritt daraufhin mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Kontakt, um der gesetzlichen Meldepflicht nachzukommen.

Durch die Meldepflicht zeigt sich ein positiver Trend. Da die meisten Eltern ihre Kinder inzwischen gegen Windpocken impfen lassen, sind die Krankheitsfälle deutlich zurückgegangen. Vor 2004 gab es in Deutschland jährlich etwa 750.000 erkrankte Kinder und Erwachsene. 2020 lag die Fallzahl bei nur noch 11.300 gemeldeten Fällen von Windpocken.

Übrigens: Wenn Ihr das Thema Windpocken in der Kita thematisieren wollt, gibt es einige kindgerechte Bilderbücher und Geschichten im Buchhandel.

Schaut doch auch auf unseren Instagram– und Facebook-Kanälen vorbei! ☺️

Diese Artikel könnten Dich auch interessieren:

Categories:   Erzieher-News, Gesund in der Kita, Kita-Leben, Kita-Pädagogik, Kita-Qualität

Kommentare

Sorry, keine Kommentare erlaubt.