Matschhosen-Wirrwarr – Alltagsanekdote Teil 1
Es ist ein altbekanntes Thema:
Die Matschhosen. Matschhosen sind eine relativ neumodische Erfindung. Ja, sie sind praktisch, ja, sie bieten Vorteile. Und ja, sie sind aus unserer heutigen (KiTa-)Welt absolut nicht wegzudenken. Aber diese kleinen, unscheinbar wirkenden Kleidungsstücke, bringen auch so einige Tücken mit sich. Insbesondere dann, wenn sich in einer KiTa- Gruppe von 25 Kindern im Idealfall 25 Matschhosen an ihren kleinen Haken wie Freunde aneinanderreihen.
Hier ein kleiner Einblick in einen normalen KiTa-Matschhosen-Tag:
Es ist 7:30 Uhr: Ich befinde mich auf dem Weg zur Arbeit. Ich bin ein wenig verängstigt, denn zufällig habe ich mitbekommen, dass Aldi, Lidl und Tchibo am Tag zuvor Matschhosen im Angebot hatten. Alle gleichzeitig! Sind die verrückt? Nicht nur, dass ich weiß, dass der Matschhosenkauf einem Krieg gleicht: Matschhosen sind schwer zu bekommen, oft eine Rarität, demnach ist die Nachfrage riesig. Wenn jetzt also mehrere Discounter die Teile zu einem Spottpreis anbietet, werden Mütter über Leichen gehen, um ja eines der begehrten Schätze zu ergattern. Nein, nein, ich weiß auch, was passiert, wenn zumindest die Hälfte der Mütter erfolgreich war. Es wird zum Worst-Case-Szenario kommen: Dem ultimativem Matschhosen-Wirrwarr!
Und das steht mir bevor:
8 Uhr: Meine Arbeit beginnt.
8:05 Uhr: Das erste Kind kommt und mit dem ersten Kind auch die erste neue Matschhose. Die Mutter hängt das neue Teil stolz an den dafür vorgesehenen Haken.
So zieht es sich weiter. Kinder, Eltern, Matschhosen. Alle kommen und gehen. Und als schließlich alle da sind: betrachte ich eingeschüchtert die Garderobe!
Fazit: 19 neue Matschhosen! 3-mal Tchibo, 9-mal Aldi und 7-mal Lidl. Bedeutet: wir haben jeweils 3, 9 und 7 identische Hosen. Uff! Der besondere Clou: 5 von den 7 Lidl-Hosen hängen direkt nebeneinander……. Noch!
10 Uhr: Sie kommen zum Einsatz! Der Außenbereich wird geöffnet. Mögen die Spiele beginnen.
10:10 Uhr: Die kleine Jutta steht weinend vor mir! Der Grund ist leicht zu erraten!
„Ich will nach draußen, aber ich finde meine Matschhose nicht!“ Optimistisch begleite ich sie zur Garderobe. Und dieses Problem lässt sich leicht lösen: „Jutta, deine Matschhose hängt dort an deinem Haken. Schau mal! Du hast eine neue Matschhose, deswegen hast du sie nicht erkannt.“
Dieses Szenario wiederholt sich noch fünf weitere Male.
10:30 Uhr: Dieses Mal scheint es ernst zu sein. Der kleine Malte weint bitterlich und während wir zusammen seinen Haken an der Garderobe betrachten, stellen wir fest: Tatsächlich. Da ist keine Matschhose. „Ich habe doch heute eine neue Matschhose mitgebracht. Wo ist sie nur?“
Ja, wo ist sie nur? Ich hab‘ da schon so eine Idee… Mit doch sehr großer Wahrscheinlichkeit hat eines der anderen Lidl- Matschhosen-Kinder die Hose von Malte an. Ich betrachte die Haken neben Malte und stelle fest, dass beide Hosen weg sind und damit draußen an Kindern ihren Zweck erfüllen. Daneben jedoch ist der Haken von Jan. Dort hängt noch immer eine Lidl-Hose und das obwohl Jan bereits draußen am spielen ist.
Mit Malte im Schlepptau rufe ich nach Jan. Ein prüfender Blick aufs Namensetikett lässt deutlich werden: Jan trägt nicht die Hose von Malte. Es kommt noch viel besser. Jan trägt die Hose von Jens. Ich rufe Jens herbei. Jens trägt die Hose von Name:_________! (unbeschriftet). Das ist Mist. Also gehe ich einfach mal davon aus, dass diese Hose zu Malte gehört. Jens zieht also seine Hose aus und gibt sie Malte. Jan gibt seine Hose Jens und holt sich seine von seinem Haken. Malte ist glücklich. Alle sind glücklich. Jeder trägt seine Hose, sofern die Hose ohne Namen auch Malte gehört. Das werden wir nicht herausfinden können.
11 Uhr: Es herrscht ein reges Wuseln. Aus dem Gruppenraum heraus bekomme ich mit: Kinder gehen raus, kommen wieder rein. Manchmal im 5-Minutentakt. Matschhosen an, Matschhosen aus. Mein Gehirn rattert. Mit einer Art von Galgenhumor freue ich mich regelrecht auf das finale Bild, welches uns die Garderobe am Ende des Vormittags bieten wird.
11:30 Uhr: Der Außenbereich wird geschlossen. Die letzten Kinder trudeln ein, ziehen sich zumeist hektisch, mit voller Vorfreude auf das Mittagessen aus. Ich sehe im Augenwinkel Stiefel, Mützen, Handschuhe, Schals …. Aber eben auch Matschhosen fliegen. Viele Matschhosen. Viele, viele gleiche Matschhosen.
11:40 Uhr: Mein Einsatz beginnt. Der Moment auf den ich den ganzen Tag gewartet habe! Ich versuche der Situation Herr zu werden. Den ganzen Tag hab ich mich auf diese Situation vorbereitet und jetzt ist es soweit:
Ich räume die Garderobe auf.
Das Bild, das sich mir bietet, ist wie ich es erwartet hattet:
Ich sehe einen Berg aus Lidl-, Aldi-, Tchibo-Matschhosen. Alles sieht gleich aus. Ab und an hängt zwar auch mal eine Matschhose am richtigen Platz, aber das ist der Einzelfall. Im Gegensatz zu den vielen Fehltritten und den Hosen, die nicht korrekt aufgehängt worden sind. So beginnt meine Arbeit: Ich sortiere. Hose für Hose. Zunächst hänge ich die alt eingesessenen Hosen auf, die sich standhaft gehalten haben und heute Morgen nicht durch die neuen Angebots-Hosen ausgetauscht wurden. Zuerst kenne ich diese Hosen und zweitens haben sie alle einen Namen im Etikett stehen. Ein Traum! Danach hänge ich jene neuen Hosen auf, die mit einem Namen versehen wurden. Das ist auch machbar. Naja, und dann? Dann kommen die harten Fälle: Unbeschriftet!
Hier gehe ich nach Größe vor: Merle ist erst 3 Jahre alt, Hanna schon 5. Zweimal die identische Aldi-Hose. Logisch: die Kleinere gehört Merle.
Und so wurstle ich mich durch, direkt mit dem Edding bewaffnet! Denn jede unbeschriftete Hose, wird gnadenlos mit dicken schwarzen Buchstaben gekennzeichnet. Natürlich nach meinem Empfinden. Wenn nun zukünftig Sara die Hose von Ella trägt…. Weil ich das ganze falsch beschriftet habe…. Ja, dann ist das eben so! Ist auch egal. Sieht eh alles gleich aus…
13 Uhr: Die Kinder werden abgeholt. Was bedeutet das für mich? Ich gebe stets jedem, der sein Kind abholt freundlich mit auf den Weg, dass beim nächsten Mal die Kleidungsstücke beschriftet werden sollten. (Mit dem Ergebnis, dass so oder so bei der nächsten Angebotszeit das nächste Matschhosen-Wirrwarr entsteht 😊)
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