Wie wichtig sind männliche Erzieher für Kitas?

Die Anzahl männlicher Erzieher variiert von Land zu Land und hängt natürlich auch von verschiedenen Faktoren wie Kultur, Traditionen, Bildungspolitik und Beschäftigungsmöglichkeiten ab. Eines wird jedoch schnell klar:

Es gibt den allgemeinen Trend, dass männliche Erzieher leider immer noch stark in der Minderheit sind. In vielen Ländern liegt der Anteil der männlichen Erzieher in Kindertagesstätten und Grundschulen bei lediglich 2-5%. Einige Länder, wie beispielsweise Schweden und Norwegen fallen ein wenig aus dieser schwachen Quote männlicher Erzieher raus: Sie haben in den letzten Jahren Initiativen gestartet, um den Anteil männlicher Erzieher zu erhöhen, indem sie beispielsweise spezielle Anreize und Förderprogramme angeboten haben. Mit Erfolg!

Wie sieht es in Deutschland aus?

Laut dem Statistischen Bundesamt betrug der Anteil männlicher Erzieher in Deutschland im Jahr 2020 etwa 5,9%. Das bedeutet, dass von insgesamt 782.000 Erziehern, die in Deutschland arbeiteten, etwa 46.000 männlich waren. (Der Anteil variiert jedoch je nach Bundesland und Art der Einrichtung.)

Beachtlich ist jedoch, dass sich die Quote männlicher Erzieher bis 2020 bereits verdoppelt hat. Noch 2010 lag der Prozentsatz an männlichen Erziehern bei der Hälfte. Nichtsdestotrotz reden wir hier in Deutschland von einer geringen Menge an männlichen Erziehern. 

Doch, warum ist das eigentlich so? Warum gibt es so wenig männliche Erzieher?

Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber zugleich recht einfach zu benennen:

  • Traditionelle Rollenbilder: In vielen Gesellschaften wird die Erziehung von Kindern oft noch als Aufgabe der Frau betrachtet, während Männer sich eher auf Berufe konzentrieren, welche mit körperlicher Arbeit oder Technologie in Verbindung stehen. 
  • Stereotypen und Vorurteile: Es gibt oft stereotype Vorstellungen von dem, was typisch „männlich“ und „weiblich“ ist. Und diese Stereotypen können dazu führen, dass Männer sich unwohl fühlen, einen „weiblichen“ Beruf wie den des Erziehers auszuüben. Es kann auch Vorurteile gegenüber männlichen Erziehern geben, insbesondere im Hinblick auf die Betreuung und Erziehung von jungen Kindern. Hier sei außerdem der Bezug zur sexuellen Ausrichtung zu erwähnen: Da das Betreuen von Kindern als weibliche Tätigkeit angesehen wird, wird männlichen Erziehern oftmals Homosexualität unterstellt. Außerdem kommen Männer immer schnell in den Konflikt, dass sie bei der Freude des Ausübens des Betreuens von Kindern in dem Verdacht stehen pädophile Absichten mitzubringen. Natürlich ist dies nur in den seltensten Fällen so, für den Artikel finden wir diese Vorurteile dennoch nennenswert.
  • Gehaltsunterschiede: Der Beruf des Erziehers wird, im Vergleich zu anderen Berufen, die von Männern dominiert werden, oft schlecht bezahlt. Dies kann dazu führen, dass Männer sich für besser bezahlte Berufe entscheiden, um ihre Familien optimaler unterstützen bzw. ernähren zu können.
  • Mangelnde Sichtbarkeit: Da es so wenige männliche Erzieher gibt, sind sie oft nicht so sichtbar wie weibliche Erzieher. Dies kann dazu führen, dass sich Männer nicht für den Beruf entscheiden, da es quasi keine Vorbilder gibt. Somit scheint der Beruf für den ein oder anderen Mann völlig uninteressant und unwichtig zu wirken.

Wie wichtig sind männliche Erzieher für Kitas?

Männliche Erzieher spielen eine wichtige Rolle in der Kita. Leider ist diese Aussage noch nicht in allen Köpfen angekommen. Grundsätzlich wird viel zu wenig getan, um das Ungleichgewicht der Geschlechter in diesem Beruf auszugleichen. In vielen Kindertagesstätten gibt es immer noch einen hohen Anteil an weiblichen Erziehern. Viele Einrichtung haben keinen einzigen Erzieher und jene, die das große Glück haben, dass beide Geschlechter die Kinder betreuen, beschäftigen meist maximal einen Erzieher.

Die Folge ist, dass den Kindern die männliche Bezugsperson fehlt.

Insbesondere für Jungen ist die Anwesenheit von männlichen Erziehern wichtig, da sie dadurch Vorbilder und positive Rollenmodelle haben, an denen sie sich orientieren können. Zusätzlich sind sie notwendig, um Kindern unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zu bieten und eine geschlechtergerechte Erziehung zu fördern. Männliche Erzieher können zudem helfen, Geschlechterstereotypen aufzubrechen und Kindern beizubringen, dass Männer und Frauen gleichermaßen fürsorglich und empathisch sein können. Darüber hinaus können sie in bestimmten Situationen eine andere Perspektive oder Herangehensweise einbringen, die für die Kinder wertvoll sein kann. Zudem haben einige Studien gezeigt, dass Kinder von männlichen Erziehern oft von deren unterschiedlichen Erziehungsstil und der anderen Perspektive profitieren. Ein Mann hat grundsätzlich eine ganz andere Herangehensweise und bringt Impulse in den Alltag mit ein, als eine Frau es könnte. Generell wird auch bei den Aktivitäten oftmals der Fokus mal auf andere Dinge gelegt. „Typisch männliche“ Interessen wie Fußball, Werken oder Sport kommen bei einem reinen Frauen-Team oft viel zu kurz, was gerade bei den Jungen fehlt.

Abschließend lässt sich dazu also sagen:

Um sich gesund zu entwickeln, ist es wichtig, dass Kinder verschiedene Bezugspersonen und Rollenvorbilder in ihrem Leben haben. Insgesamt ist die Einführung von männlichen Erziehern in der Kita eine positive Entwicklung, die dazu beitragen kann, dass Kinder von einer größeren Vielfalt an Erfahrungen und Perspektiven profitieren.

All dies ist gerade in der heutigen Zeit unglaublich notwendig:

Die Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft ändern sich rapide. Es gibt immer mehr gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Kindern und die  Männer generell wollen sich immer mehr aktiv in die Erziehung ihrer Kinder miteinbringen. Das klassische Rollenbild bricht nach und nach durch und somit ist was zwingend notwendig, dass eben auch immer mehr Männer in den Kitas arbeiten. Das Bild des Erzieherberufs als reine Frauendomäne sollte durchbrochen werden. 

Was können wir tun, um die Anzahl an männlichen Erziehern zu erhöhen?

Grundsätzlich muss der Beruf attraktiver gemacht werden. Das fängt natürlich bei der Vergütung an. Gerade wenn ich mich als Mann dafür entscheide Erzieher zu werden, muss der Beruf so lukrativ sein, dass ich meine Familie damit ernähren kann. Und das eben auch, wenn mein Partner gerade nicht arbeitet. 

Neben dem Gehalt spielt auch das Ansehen des Berufes eine wichtige Rolle. Auch wenn Erzieher die Helden des Alltags sind und unser wichtigstes Gut, unsere Kinder und somit unsere Zukunft, betreuen, so ist dieser Beruf ein Job, der nicht besonders viel Wertschätzung erlangt. Dies muss in die richtige Richtung gelenkt werden. 

Genauso wichtig ist das Rollenbild. 

Nicht jeder Erzieher ist homosexuell. Und selbst wenn es so wäre: Da gibt es absolut nichts falsches dran! Und gerade in der heutigen, sich wandelnden Gesellschaft sollte man womöglich Initiativen gründen, sodass in Bezug auf Rollenbilder Aufklärungsarbeit geleistet werden kann. 

Des Weiteren müssten auch die weiblichen Erzieher aufgeklärt werden. Viele haben immer noch das Denken, dass ein Mann „ihren“ Job nicht so gut machen kann. Das ist natürlich falsch und längst überholt. 

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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