Oh Schreck, Pfingsten!

Ja, Pfingsten ist einer dieser Feiertage, von dem mal wieder kein Mensch so richtig weiß, warum er eigentlich gefeiert wird. Alle schreien: „Juchu – frei! Juchu – langes Wochenende“, aber wenn man die Leute wie sie so an Pfingstmontag lässig auf ihrer Gartenliege liegen, fragt, warum genau sie nun eigentlich frei haben, bleibt nur ein peinliches Schweigen zurück.

Noch peinlicher wird es jedoch, wenn man den KiTa-Kindern in bester Feierabendlaune am Freitag vor Pfingsten mitteilt, dass auf Grund von Pfingsten ein langes Wochenende bevorsteht und eines der Kinder die gefürchtete Frage stellt: „Was ist Pfingsten?“ Glaubt mir: Das Schweigen was dann entsteht ist noch länger und noch unangenehmer.

Ich denke Erzieher*innen christlicher Einrichtungen mögen da noch ein bisschen im Vorteil sein, weil sie zumindest ein Stück weit in der Materie stecken. Für alle anderen ist es jedoch eine reine Unwissenheit, die da ans Tageslicht kommt.

Ja, in manchen Situationen wäre es tatsächlich besser, aus taktischen Gründen gewisse Dinge (wie zum Beispiel das lange Wochenende) dezent zu verschweigen. Denn schließlich würden dann keine unangenehmen Fragen aufkommen und die Eltern könnten sich dann mit der Erklärungsfindung herumschlagen.

Aber nun kommt es halt doch manchmal vor, dass man durch die Kinder in Erklärungsnot kommt und da wäre es einfach gut, wenn man als Erzieher*in Bescheid wüsste, nur ein kleines bisschen und so schließlich eine Antwort parat hätte, die Sinn macht und für die Kinder verständlich ist.

Damit das in diesem Jahr bei all euch Erzieher*innen funktioniert…

Hier eine kleine Aufklärung:

Pfingsten, was ist denn das eigentlich?

Die erleichternde Nachricht vorweg: Selbst Theologen tun sich manchmal schwer den Begriff bzw. das Fest „Pfingsten“ aufschlussreich zu erklären. Das könnte uns nun natürlich entmutigen und zu dem Gedanken bringen: „Na, wenn nicht mal die Profis kapieren, warum wir ein langes Wochenende haben…, wie soll ich das Ganze dann jemals 5-jährigen erklären?“

Tut es aber nicht. Gehen wir mal optimistisch an die Sache ran. Wir kriegen das hin:

Zunächst sei zu sagen, dass aus dem ursprünglichen Pfingsten, wie es in der Bibel beschrieben wird nicht mehr besonders viel geblieben ist. In unserer modernen Zeit, in der alle stets nur die freien Tage im Blick haben, ohne jegliches Hintergrundwissen, versucht die Kirche diesen Tag als „Geburtstag der Kirche“ zu etablieren. Auch wenn diese stark gekürzte Aussage, nicht ganz dem eigentlichen Sinn entspricht, so macht diese Herleitung irgendwie doch Sinn. Insbesondere dann, wenn doch „Geburtstag der Kirche“ ein so prägnantes Ereignis ist, dass es sich wohl Jedermann merken kann. Ähnlich wie der „Geburtstag Jesus“.

Und was steckt dahinter? Achtung nun wird es kompliziert:

Wie wir ja alle wissen, ist Jesu an Karfreitag am Kreuz gestorben, an Ostern ist er dann auferstanden. Wir feiern also den Sieg des Lebens über den Tod. Am 40. Tag nach Ostern kommt dann unser Fest (Ja, auch da haben alle frei und keiner weiß warum) „Himmelfahrt“. Hier ist Jesus dann wieder in den Himmel aufgestiegen zu seinem Vater: „Gott“.

Nach diesem Ereignis (die Spannung steigt): schickte Gott weitere 10 Tage später (also 50 Tage nach Ostern) den Heiligen Geist hinunter auf die Erde zu den Jüngern Jesus. Alle erfuhren durch diese Aussendung des Heiligen Geistes so etwas wie eine Erleuchtung. Der Bibel kann man entnehmen, dass nach dieser Aussendung und das Überkommen des heiligen Geistes auf jeden einzelnen, jeder in einer „anderen“ Sprache sprach. Was so viel bedeuten soll, dass jeder die Tiefe des christlichen Glaubens verstanden hatte und somit in der Lage war, missionarisch tätig zu werden.

Die Empfänger des heiligen Geistes haben also an Pfingsten begonnen dafür zu predigen und zu missionieren, dass sich jeder taufen lässt, um dem christlichen Bund (der Kirche) anzugehören. Somit feiert man, dass der Heilige Geist auf die Erde niedergekommen ist und nach wie vor in der Kirche verweilt. Daher auch die verkürzte, neumodische Version der Kirche: „Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche“

Da das Pfingstfest also immer in zeitlicher Abhängigkeit von Ostern (50 Tage nach Ostern) stattfindet ist der früheste Termin für den Pfingstsonntag der 10 .Mai und der späteste Termin der 13. Juni. Dazu ein kleiner Funfact:

In all den Jahren fand das Pfingstfest nur vier Mal genau am 10. Mai und ebenfalls vier Mal genau am 13. Juni statt.

So weit, so gut… und was erzähle ich nun den Kindern?

Nun wissen wir in der Theorie alle, warum wir ein herrlich langes Wochenende feiern. Doch ob wir das in der Langversion genau so jemand anderem erklären können, ist hier die Frage.  Und wenn dann dieser Jemand-Anders noch unter 6 ist? Ich glaube das wird wahnsinnig schwer. Was ist nun zu tun?

Also ich finde, man muss zuerst einmal differenzieren, was für einen Background die Kinder haben.

Wie oben schon erwähnt: Ist es eine christliche Einrichtung? Wenn ja, wie sehr wird in dieser Einrichtung mit christlichen Schwerpunkten und Hintergrundwissen gearbeitet?

Oder hat man es mit einer Einrichtung, ohne jegliche religiöse Inhalte zu tun?

Wenn die Kinder schon ein bisschen Hintergrundinfos haben, würde ich ruhig die volle Erklärung geben: „Wir feiern Pfingsten, weil der Heilige Geist von Gott zu Jesus Jüngern geschickt wurde und er seither in der Kirche ist.“

Natürlich wird das ganze dann weitere Fragen nach sich ziehen, aber Begriffe wie: Der Heilige Geist oder Jesus Jünger werden ja in diesem Kontext für die Kinder schonmal keine Fremdwörter und somit leicht zu erklären sein.

Wenn man jetzt aber von einem nicht religiösen Kita-Träger ausgeht hilft einem wahrscheinlich nur eine Antwort, nämlich jene einfache, die sich die Kirche auch gerade zurechtlegt.

„Wir feiern an Pfingsten den Geburtstag der Kirche“.  Na klar, werden wir es auch hier möglicherweise mit Folgefragen zu tun haben, aber diese werden nicht ansatzweise so komplex sein, wie die bei der ersten Variante. Da kommen wir höchstens in jene Erklärungsmuster, bei denen wir beschreiben, dass jeder mal Geburtstag hat, weil jeder mal geboren wurde. Und so eben auch die Kirche.

Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Kann man nur hoffen, dass die Kinder dann eine Kirchengeburt nicht mit einer Menschengeburt gleichsetzen. Das könnte böse Alpträume geben 😊

Und hier nochmal für alle lesefaulen Erzieher*innen unter euch die Kurzfassung und „halbe“ Wahrheit:

Warum feiern wir Pfingsten?

„Weil wir den Geburtstag der Kirche feiern!“

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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