20 Tipps fürs Töpfchentraining: Trockenwerden in der Kita

Töpfchentraining – ein Thema, das in den letzten Jahren immer aktueller wurde und in Anbetracht des großen Stellenwertes in den Kitas meist zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Von der Förderung der Selbstständigkeit über die soziale Integration bis hin zur körperlichen und psychischen Entwicklung – dieser Meilenstein spielt eine entscheidende Rolle beim Heranwachsen eines Kindes. Mit diesem Artikel beleuchten wir verschiedene Aspekte rund um das Trockenwerden und geben die wichtigsten Tipps fürs Töpfchentraining.

Töpfchentraining: früher war alles anders

Die älteren Erzieher hört man öfter Sätze sagen wie: „Früher war das nicht so, da musste man nicht so viel wickeln.“ oder „Damals durften die Kinder erst in den Kindergarten, wenn sie trocken waren.” Dieser Ansatz ist völlig veraltet und zum Glück längst überholt – vor allem in Hinblick auf die heutige Inanspruchnahme der Betreuung. Denn eine Vielzahl der Kinder ist bereits vor dem 3. Lebensjahr in einer Einrichtung und bleibt in vielen Fällen täglich von morgens bis nachmittags.

Und so kommt es zur jetzigen Standard-Situation in unseren Kitas: Viele Kinder müssen (noch) gewickelt werden und ebenso viele Kinder machen den großen Schritt des Trockenwerdens aufgrund von langen Betreuungszeiten etc. in der Kita. Das Töpfchentraining erfolgt dann zu einem entscheidenden Teil durch die Erzieher. Eine ganz schön wichtige Aufgabe, die unbedingt mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte.

Warum ist die Art des Trockenwerdens so wichtig?

Der Prozess des Trockenwerdens spielt eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von Kindern, sowohl physisch als auch psychisch. Hier sind einige Aspekte, die die Wichtigkeit dieses Entwicklungsschrittes unterstreichen und zeigen, warum das Töpfchentraining mit viel Geduld und Unterstützung von Erwachsenen ablaufen sollte.

Selbstständigkeit fördern:

Das Töpfchentraining ermöglicht es Kindern, eine größere Selbstständigkeit zu entwickeln. Die Fähigkeit, die Toilette selbständig zu nutzen, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Eigenverantwortung.

Soziale Integration:

Kinder, die den Toilettengang erfolgreich bewältigen, können besser in soziale Gruppen integriert werden. In vielen Gemeinschaftssituationen, wie Ausflügen in der Kita oder der Vorschule, ist die Fähigkeit, die Toilette selbständig zu nutzen, ein wichtiger Schritt für die soziale Entwicklung und wird daher auch mit viel Anerkennung belohnt.

Körperliche Entwicklung:

Das Töpfchentraining geht oft mit einer verbesserten Kontrolle über die eigenen Körperfunktionen einher. Dies trägt zur körperlichen Entwicklung bei und unterstützt die Kinder dabei, ihre eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen und zu regulieren.

Hygienische Gewohnheiten:

Das Erlernen der Toilettenhygiene ist ein wesentlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Kinder lernen, wie man sich selbst sauber hält und entwickeln wichtige Gewohnheiten für die persönliche Hygiene.

Stärkung des Selbstvertrauens:

Das erfolgreiche Trockenwerden ist ein Meilenstein, der das Selbstvertrauen der Kinder stärkt. Kinder erleben ein Gefühl der Errungenschaft und entwickeln ein Bewusstsein für ihre eigenen Fähigkeiten.

Reduktion von Stress und Unbehagen:

Kinder, die erfolgreich trocken geworden sind, erleben weniger Stress und Unbehagen im Zusammenhang mit nassen oder schmutzigen Windeln. Dies kann zu einem angenehmeren und positiveren Lebensgefühl beitragen.

Vorbereitung auf weitere Entwicklungsphasen:

Der Toilettengang ist ein grundlegender Aspekt des Erwachsenwerdens. Das erfolgreiche Trockenwerden bereitet Kinder auf weitere Entwicklungsphasen vor und trägt dazu bei, dass sie sich sicher und kompetent in ihrer Umgebung fühlen.

Töpfchentraining: individuell auf die Kinder eingehen

Der Zeitpunkt des Trockenwerdens variiert individuell stark und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Manche Kinder interessieren sich bereits mit 18 Monaten dafür, was die Eltern oder andere Kinder in der Einrichtung auf der Toilette machen. Andere tragen noch weit über den 3. Geburtstag hinaus eine Windel. Die Förderung dieses Prozesses sollte daher je nach Kind angepasst werden. Es ist entscheidend, den Kindern während dieses Übergangs geduldig und unterstützend zur Seite zu stehen.

Aber wie soll das gehen? Insbesondere im stressigen Kita-Alltag, der geprägt ist von Personalmangel und Überlastung, ist es ganz schön schwer, jedes Kind mit viel Aufmerksamkeit beim Trockenwerden zu begleiten. Noch kritischer wird es, wenn in einer Gruppe direkt 5 oder sogar 10 Kinder diesen Prozess gleichzeitig durchlaufen.

20 Tipps fürs Töpfchentraining in der Kita

Hier kommen unsere wichtigsten Anregungen, mit denen Ihr das Trockenwerden so gut wie möglich in die Praxis integriert.

1. Kommunikation mit den Eltern:

Etabliert einen regelmäßigen und offenen Austausch über das Töpfchentraining mit den Eltern. Informationen über die individuellen Gewohnheiten und Bedürfnisse der Kinder sind von unschätzbarem Wert, um eine individuelle Betreuung zu gewährleisten. Wenn das Kind zum Beispiel gerade mit anderen Themen beschäftigt ist – das es nicht mehr im Bett der Eltern schlafen soll, das es ein Geschwisterchen bekommt oder ähnliches – könnte es eine Überforderung darstellen, parallel dazu mit dem Töpfchentraining zu beginnen.

2. Feste Toilettenzeiten:

Durch die Implementierung fester Toilettenzeiten schafft Ihr eine strukturierte Routine, die den Kindern Sicherheit vermittelt. Dies erleichtert nicht nur die Vorbereitung, sondern fördert auch die Kontinuität im Toilettengang. Natürlich sollte keiner dazu genötigt werden, auf die Toilette zu gehen. Vielmehr wird zu festen Zeiten ein Angebot gemacht und der Toilettengang nochmal in Erinnerung gerufen.

3. Freundliche Umgebung:

Gestaltet die Toilettenumgebung mit kinderfreundlichen Elementen. Bunte Dekorationen und motivierende Bilder können die Kinder ermutigen, die Toilette als einen einladenden Ort zu betrachten.

4. Vorbildfunktion der Eltern und Erzieher:

Regt die Eltern dazu an, eine aktive Vorbildfunktion zu übernehmen. Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn sie sehen, wie ihre Eltern, die Toilette benutzen, werden sie eher dazu motiviert, es selbst zu versuchen. In der Kita solltet Ihr auch darauf hinweisen, dass Ihr ganz selbstverständlich die Toilette benutzt – natürlich ohne dass die Kinder dabei zusehen. Gleiches gilt für die üblichen Regeln rund um den Toilettengang wie das anschließende Händewaschen.

5. Belohnungssysteme:

Implementiert ein Belohnungssystem. Dies schafft Anreize und unterstützt die Kinder in ihrem Bemühen. Beispielsweise könnt Ihr mit Stickern arbeiten, die es für jeden erfolgreichen Toilettengang gibt. Sobald ein Kind 10 Sticker auf ein Blatt Papier geklebt hat, bekommt es eine kleine Belohnung.

6. Gelassenheit und Unterstützung:

Zeigt Geduld und Verständnis für die individuellen Fortschritte der Kinder. Druck und Stress können den Prozess des Trockenwerdens negativ beeinflussen und unter Umständen dafür sorgen, dass es noch länger dauert. Ein unterstützendes Umfeld ist entscheidend.

7. Gemeinschaftsgefühl stärken:

Schafft ein Wir-Gefühl, indem die Kinder sich gegenseitig unterstützen, trocken zu werden. Es sollte jedoch nicht zu Vergleichen untereinander oder einem Wettbewerbscharakter kommen.

8. Toiletten-Training in Gruppen:

Führt gelegentlich Gruppenaktivitäten durch, die sich um das Thema Töpfchentraining drehen. Dies fördert den Austausch von Erfahrungen und stärkt die Verbundenheit unter den Kindern.

9. Bilderbücher rund ums Töpfchentraining:

Für Gruppenaktivitäten eignen sich Bilderbücher bestens, die die Kinder entweder selbst ansehen oder die sie vorgelesen bekommen – von Bobo, Conny bis Caillou, von vielen beliebten Kinderbuch-Figuren gibt es einen Band zum Thema Trockenwerden.

10. Notfallausrüstung bereithalten:

Achtet darauf, dass Ihr immer ausreichend Ersatzkleidung zur Verfügung habt, um auf mögliche Unfälle vorbereitet zu sein. Dies minimiert Stress und unterstützt die Kinder dabei, den Toilettengang als einen normalen Teil ihres Alltags zu betrachten. Macht Ihnen keine Vorwürfe, wenn wiederholt etwas daneben geht.

11. Toiletten-Buddy-System:

Etabliert ein Toiletten-Buddy-System, bei dem ältere Kinder den jüngeren als Toilettenpartner zur Seite stehen. Dies fördert die Zusammenarbeit, schafft Vertrauen und gibt den jüngeren Kindern zusätzliche Unterstützung.

12. Kinderfreundliche Erklärungen:

Gebt den Kindern kindgerechte Erklärungen zum Toilettengang. Verwendet einfache und positive Ausdrücke, um den Kindern die biologischen Prozesse zu vermitteln und mögliche Ängste zu reduzieren.

13. Individuelle Motivationsgespräche:

Führt regelmäßige individuelle Motivationsgespräche mit den einzelnen Kindern. Fragt nach ihren Gefühlen und Erfahrungen und ermutigt sie, ihre Fortschritte zu teilen. Das kann das Selbstbewusstsein stärken und das Töpfchentraining schneller zum Erfolg führen.

14. Kreative Belohnungen:

Erweitert das Belohnungssystem um kreative Anreize. Lasst die Kinder beispielsweise ihre eigenen Belohnungen auswählen oder kleine Trockenwerden-Abzeichen gestalten. Dies fördert die Eigenverantwortung und das Engagement der Kinder.

15. Toiletten-Abenteuer-Geschichten:

Erzählt den Kindern unterhaltsame Geschichten über Toilettenabenteuer, um eine positive Einstellung zum Toilettengang zu fördern. Umso fantasievoller die Geschichten, umso besser.

16. Toiletten-Tagebuch für Fortschritte:

Ermutigt die Kinder, ein Toiletten-Tagebuch zu führen, in dem sie ihre Fortschritte mit Zeichnungen oder Symbolen festhalten können. Dies kann eine spielerische Möglichkeit sein, den Prozess zu verfolgen und kleine Meilensteine zu feiern.

17. Toilettenlieder und -reime:

Integriert lustige Toilettenlieder oder -reime in den Kita-Alltag. Singt gemeinsam Lieder über das Toilettengangabenteuer oder erfindet kreative Reime, um die Kinder beim Töpfchentraining zu ermuntern.

18. Toiletten-Trainingsspiele:

Plant regelmäßige Toiletten-Trainingsspiele, die den Kindern helfen, den Toilettengang spielerisch zu üben. Dies könnte beispielsweise ein Toilettenparcours oder ein Toilettengang-Memory-Spiel sein.

19. Eltern-Kind-Toiletten-Tag:

Organisiert einen Eltern-Kind-Toiletten-Tag, an dem die Eltern die Möglichkeit haben, gemeinsam mit ihren Kindern den Toilettengang in den Räumlichkeiten der Kita zu üben. Dies fördert die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehern. Zudem wird den Kindern dadurch vermittelt, dass es sich um das Normalste der Welt handelt.

20. Toiletten-Partys:

Feiert die Erfolge der Kinder mit „Toiletten-Partys“ oder kleinen Feiern, wenn ein Kind trocken geworden ist. Durch positive Verstärkung wird der Toilettengang mit Freude und Erfolgserlebnissen verbunden – auch für die Kinder, die noch nicht so weit sind.

Wir hoffen, dass diese Tipps Euch helfen werden, das Trockenwerden in der Kita effektiv zu begleiten und den Kindern dabei zu helfen, diesen wichtigen Entwicklungsschritt erfolgreich zu meistern.

Töpfchentraining – jetzt geht’s los

Abschließend stellt sich noch eine wichtige Frage: Wann genau ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, um mit dem Töpfchentraining zu beginnen und woran erkennt Ihr ihn?

Das ist gar nicht so leicht, denn die Bereitschaft variiert von Kind zu Kind und der Prozess verläuft bei jedem Kind anders. Wichtig ist, dass man dieser Individualität Raum lässt und jedem Kind die Chance gibt, sich mit dem eigenen Timing auf die Reise zu machen, um trocken zu werden.

Es gibt jedoch einige Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass ein Kind bereit für das Töpfchentraining ist:

Interesse am Toilettengang:

Wenn das Kind Interesse am Toilettengang zeigt, Fragen dazu stellt oder neugierig auf die Toilette reagiert, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass es bereit ist, diese Fähigkeit zu erlernen.

Trockene Windeln für längere Phasen:

Wenn das Kind längere Phasen mit trockenen Windeln hat und möglicherweise nach dem Aufwachen oder nach dem Mittagsschlaf trocken bleibt, könnte dies darauf hindeuten, dass es die Blasenkontrolle entwickelt.

Körperliche Anzeichen:

Einige Kinder geben körperliche Anzeichen, wenn sie zur Toilette müssen, wie zum Beispiel eine bestimmte Körperhaltung oder ein spezieller Gesichtsausdruck. Achtet darauf, ob das Kind solche Signale zeigt.

Bereitschaft zur Zusammenarbeit:

Ein Kind, das bereit ist, am Töpfchentraining teilzunehmen, zeigt möglicherweise eine deutliche Kooperationsbereitschaft. Es könnte daran interessiert sein, Unterwäsche zu tragen, die Toilette zu benutzen oder bei Aktivitäten rund um das Trockenwerden mitzumachen.

Nachahmung von Verhaltensweisen:

Kinder lernen oft durch Nachahmung. Wenn ein Kind andere Kinder oder Erwachsene beim Toilettengang beobachtet und versucht, ähnliche Verhaltensweisen zu imitieren, könnte das der Startschuss für das Töpfchentraining sein.

Kontrollierte Blase:

Einige Kinder entwickeln die Fähigkeit, ihre Blase zu kontrollieren. Dies kann sich unter anderem darin äußern, dass sie in der Lage sind, zu unterdrücken, dass sie in die Windel machen müssen.

Wie bereits beschrieben ist der richtige Zeitpunkt fürs Töpfchentraining ganz unterschiedlich, weshalb es keinen festen Fahrplan für das Trockenwerden gibt. Einige Kinder beginnen möglicherweise im Alter von 1,5 Jahren, während andere erst im Alter von 3 Jahren oder älter bereit sind. Drängt Kinder niemals und achtet darauf, dass jedes Kind seine eigenen Signale gibt. Das Trockenwerden sollte ein positiver Prozess sein, der sich nach den Bedürfnissen des Kindes richtet.

Unser Fazit:

Das Trockenwerden ist für Kinder von enorm hoher Bedeutung. Heutzutage erleben viele Kinder diesen Schritt der Entwicklung in der Kita, sodass wir Erzieher maßgeblich an der Durchführung des Töpfchentrainings beteiligt sind. Mit Hilfe der Tipps aus dem Artikel erkennt Ihr zum einen sehr gut, wann ein Kind bereit dafür ist, trocken zu werden, zum anderen bekommt Ihr Ideen, wie das Thema mit Abwechslung und Spaß in den Alltag integriert werden kann.

Habt Ihr weitere Tipps für ein gelungenes Töpfchentraining oder Erfahrungsberichte für uns? Auf unserem Instagram- oder Facebook-Kanal freuen wir uns über Eure Anregungen, teilt sie gern in den Kommentaren!

Von Manuela

Manuela kann als Erzieherin sehr gut mit Kindern, aber auch mit Texten.

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